Ein potenzielles Baugebiet wirft Fragen auf
Der Stadt Osnabrück fehlt Wohnraum. Das ist nichts Neues, aber ein immer noch aktuelles Problem. 2014 setzte der Rat es sich deswegen zum Ziel neue Wohneinheiten zu schaffen. Einige davon sollen am Kampweg in Hellern entstehen. Die Anwohner stellen sich dagegen, obwohl es noch keine konkreten Pläne gibt.
Rückblick: In einer Ratssitzung Ende des Jahres 2014 wurde beschlossen 3.000 neue Wohneinheiten in und um Osnabrück zu schaffen. Die Suche nach geeigneten Grundstücken begann, dabei stieß man vor einigen Monaten auf einen 2,8 Hektar großen Acker in Hellern. In dem Protokoll des Stadtausschusses für Stadtentwicklung und Umwelt vom 31.05.2018 hieß es: „Das vorliegende Plangebiet im Stadtteil Hellern erscheint aufgrund seiner Flächenverfügbarkeit, seiner Lage und seines Anschlusses an den Siedlungszusammenhang – vorbehaltlich weitergehender ökologischer und verkehrlicher Untersuchungen – grundsätzlich geeignet, als Neubaugebiet entwickelt zu werden“. Doch was heißt das genau?
Was will die Stadt
Das ganze heißt erstmal gar nichts. Bis zum jetzigen Zeitpunkt hat der Rat der Stadt Osnabrück lediglich einen so genannten Aufstellungsbeschluss gefasst, der in einem Bebauungsplanverfahren mündet. In diesem wird dann geklärt, wie und als was das Grundstück verwendet werden darf. Das Kuriose: Im Jahr 2007 war schon ein Mal ein Investor an dem Gelände am Kampweg interessiert. Damals jedoch hatte sich der Rat einstimmig gegen die Bebauung der Fläche entschieden. Auf Grund von Aspekten von Natur, Landschaft und Freiraumentwicklung wurde sich 2007 gegen eine Wohnbauflächenentwicklung ausgesprochen, hieß es im Sitzungsprotokoll. Diese Meinung scheint sich inzwischen geändert zu haben. Angedacht ist in Zukunft wohl eine mittlere Bebauung mit ca. 56 Wohneinheiten – wie genau die aussehen könnten, und ob und wie viele Sozialwohnungen darunter sind, ist noch nicht bekannt. Denn zunächst muss nun die Verwaltung der Stadt das Gelände eingehend prüfen und ein Gutachten erstellen, dass dann vermutlich im Herbst dem Rat vorgelegt wird.
Anwohner wehren sich massiv
Obwohl seitens der Stadt noch nichts beschlossen wurde, regte sich schnell breiter Widerstand unter den Bewohner Hellerns. Die Anwohnergemeinschaft Kampweg/Tongrubenweg/Lipper Straße wendete sich mit einem Schreiben an die Stadt, um die mögliche zukünftige Bebauung des Gebietes zu verhindern – aus vielfältigen Gründen: Zum einen, weil die Bebauung als überflüssig angesehen wird. In dem Schreiben heißt es, dass es bereits jetzt mehr Sterbefälle als Geburten gibt, und das so genannte Wohnraumversorgungskonzept einen Bevölkerungsrückgang ab 2024 prognostiziert. Des Weiteren werde in Hellern bereits vielerorts neuer Wohnraum geschaffen, auch in der Nähe des Kampweges und bereits jetzt stehen Geschäfte in der Innenstadt leer. Zum anderen fürchten die Anwohner den Anstieg des ohnehin schon angespannten Verkehrs und eine weitere Verschärfung des Kita-Plätze. Besonders mögliche neue Sozialwohnungen sind den Anliegern dabei ein Dorn im Auge. Sie fürchten eine „negative Entwicklung“ der Wohnsituation, eine private Krippe droht sogar mit der Schließung. Es gebe bereits Kinder in der Grundschule Hellern, die ein auffälliges Sozialverhalten zeigen würden.
Gefahr durch Hochwasser
Die Anliegergemeinschaft weist zudem darauf hin, dass das Gelände an ein FHH-Naturschutzgebiet sowie den Überschwemmungsbereich der Düte grenzt. 2010 hatte es eine Überschwemmung gegeben, weil der Fluss über seine Ufer getreten war und nicht weiter abfließen konnte (Regenwasser fließt in Gullis, dann in Rückhaltebecken und dann wieder in die Düte). Viele Keller wurden damals geflutet und beschädigt. Die Stadt entschied sich im Anschluss an das Hochwasser trotzdem gegen Schutzmaßnahmen. Die Anwohner fürchten nun, dass es erneut zu solchen Katastrophen kommen wird, die auch den neu gebauten Häuser schaden könnten. Auch die steigende Häufigkeit von Starkregen durch den Klimawandel sehen die Anwohner als Problem.Die Angst ist nicht völlig aus der Luft gegriffen, denn seitdem ein Neubaugebiet 2004/2005 fertig gestellt wurde, haben gerade die alten Häuser zunehmend Probleme mit Wasser im Keller.
Andere Flächen besser geeignet?
Die nun folgenden Gutachten müssen jetzt zeigen, ob und wie die Natur von der möglichen Veränderung betroffen wäre. Denn laut dem Gesetz darf in Überschwemmungsgebieten gar nicht gebaut werden. Die Anliegergemeinschaft und der Bund Osnabrücker Bürger (BOB) halten das Gelände trotzdem für ungeeignet und weisen auf die bereits erworbene Fläche an der Lengericher Landstraße hin, die, im Gegensatz zum Kampweg, bereits von zwei Seiten erschlossen ist. Interessanter Punkt zum Schluss: Die Fläche, über die sich alle streiten, scheint der Stadt noch gar nicht zu gehören. Auf Anfrage unserer Redaktion erklärte ein Sprecher der Stadt Osnabrück, dass man sich zu einem laufenden Verfahren nicht äußern könne. Erst im Herbst, wenn das Gutachten der Verwaltung dem Rat vorgestellt wird, wird es wohl konkretere Pläne für den Maisacker in Hellern geben.