Mit dem Ableben von Henry Kissinger, früherer US-Außenminister und maßgeblicher Fürsprecher Deutschlands in der postnazionalsozialistischen Ära, verliert die Bundesrepublik einen wichtigen Vermittler und Anwalt. Dieser Ansicht ist Ulrich Schlie, Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat der NRW-Akademie für Internationale Politik.
Ein bewundernswerter Fürsprecher und Vermittler
Ulrich Schlie, in seinem Nachruf für die Zeitungen von Ippen-Media, würdigt Kissingers bedeutende Rolle für Deutschland und seine herausragende Karriere in den USA trotz seiner belasteten Vergangenheit. „Deutschland hatte keinen besseren Anwalt in Amerika als ihn, der als Fünfzehnjähriger 1938 mit seinen Eltern Paula und Louis und seinem Bruder Walter vom fränkischen Fürth in die Vereinigten Staaten emigrierte“, zitiert die dts Nachrichtenagentur das Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat der NRW-Akademie für Internationale Politik.
Die Vergangenheit und ihr Einfluss
Als direktes Opfer der NS-Zeit hätte Kissinger genügend Gründe für Groll gegen Deutschland gehabt, stellt Schlie fest. Hitlers Machtergreifung kostete Kissingers Vater, ein Studienrat für Mathematik und Deutsche Literatur, seinen Beruf und trieb die Familie zur Auswanderung. Doch statt Groll zu hegen, wusste die Familie „stets zwischen Deutschland und den Nationalsozialisten zu unterscheiden“, berichtet Schlie.
Eine außergewöhnliche Karriere in den USA
Diese wohlüberlegte Differenzierungsfähigkeit und Verzeihungsbereitschaft ermöglichten Kissingers außergewöhnlichen Aufstieg in den USA, argumentiert der Professor für Sicherheits- und Strategieforschung der Universität Bonn. Deshalb habe Deutschland nach dem verlorenen Krieg eine zweite Chance bekommen: „Dass dieses möglich wurde, verdanken wir ganz entscheidend Männern wie Henry und Walter Kissinger“, zitiert die dts Nachrichtenagentur Schlie weiter.
Henry Kissinger, der von 1973 bis 1977 Außenminister der Vereinigten Staaten war, verstarb am Mittwoch im Alter von 100 Jahren.
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