Bei Geld hört bekanntlich die Freundschaft auf. Zwischen dem VfL und Kalla Wefel, der Autor von zwei Büchern über die Lila-Weißen ist, zu mehr als 30 VfL-Heimatabende einlud und eine VfL-CD mit 25 Fassungen der Vereinshymne produzierte, ist das Tischtuch allerdings spätestens seit vergangenem Herbst zerschnitten. Damals sorgten Vereins-Obere zusammen mit der Geschäftsführung mit allerlei Winkelzügen dafür, dass Wefel nicht für das Vereinspräsidium kandidieren durfte. Nun sorgt eine von Wefel produzierte CD für neuen Ärger.
Es war im Frühjahr nach jener herbstlichen Eskalation, als der Sohn eines ehemaligen VFL-Mannschaftsarztes feststellte, dass der Verein die von ihm produzierte Benefiz-CD „Wir sind der VfL – der VfL ist Osnabrück“ für einen Euro im VfL-Online-Shop verramschte.
Das Tonträger nach einer gewissen Zeit billiger verkauft werden ist nicht unüblich, allerdings hatte der VfL sich verpflichtet 10 Euro pro verkaufter CD an das Osnabrücker Hilfswerk terre des hommes zu spenden.
Zusätzlich ärgerlich war für Kalla Wefel, zahlreiche Fans und Mitinterpreten der CD, dass der kommerzielle Teil des Vereins, die VfL Osnabrück GmbH & Co. KGaA, den Tonträger auch ideell entwertete. Immerhin waren es etwa 300 an der Produktion beteiligte Musiker, die die CD und die Einspielungen darauf als Geschenk an den Verein und terre des hommes gedacht hatten. Lediglich GEMA-Gebühren, Presskosten und Studiomiete waren als Kosten zu verbuchen, der Rest – die 10 Euro Verkaufspreis pro CD – waren für die gute Sache bestimmt. In einem gemeinsam mit dem Osnabrücker Musiker Todor “Tosho” Todorovic am Dienstagmorgen verschickten offenen Brief wurden weitere Details bekannt.
Vergaß der VfL die Spenden zu überweisen?
Bereits nach wenigen Monaten nach Premiere der CD konnte während des Pokalspiels am 13.08.2010 gegen den 1. FC Kaiserslautern ein Scheck über 16.217,93 € an terre des hommes übergeben werden. Seither, so Kalla Wefel, wurde weder vom Rechtsvorgänger noch von der VfL Osnabrück GmbH & Co. KGaA Spenden aus den CD-Erlösen überwiesen.
Mehrere Nachfragen bei den Verantwortlichen blieben aus Sicht von Wefel erfolglos, stattdessen versuchte der Verein den ausstehenden Spendenbetrag aus Wefel Sicht kleinzurechnen. Exakt 10.647,61 Euro, so Wefel Berechnung, seien zweifelsfrei und umgehend als Restbetrag an terre des hommes zu überweisen. Noch am Lager beim VfL befindliche CDs könnten zum ursprünglichen/vollen Preis von 10 Euro sicher noch Käufer finden, ist sich Wefel sicher.
VfL steht zu seiner Spendenverpflichtung, braucht aber noch Zeit
In einer am Dienstag verschickten Stellungnahme stellt der VfL fest, dass es vom VfL niemals bestritten wurde und von Wefel und Todorovic auch richtig dargestellt wurde, dass es offene Positionen zum Thema einer Spende als Resultat aus dem Verkauf der CD gibt. Dies habe der VfL Osnabrück immer signalisiert und keineswegs bestritten – im Gegenteil, man sei genau so an einer Aufklärung interessiert wie die Absender des Offenen Briefes.
Im April dieses Jahres erreichte den VfL Osnabrück nach eigenen Angaben erstmals eine Anfrage der juristischen Vertretung von Herrn Wefel. Seither sei man neben vielen weiteren Themen in diesem intensiven Zeitraum um die Aufklärung des Sachverhalts, der aus dem Jahr 2010 rührt, bemüht. Es stehe völlig außer Frage, dass der Sachverhalt geklärt werden muss, damit es eine belastbare Basis gibt, auf der wir die Auszahlung vornehmen können.
Keine schriftlichen Vereinbarungen vorhanden?
Der VfL räumt jedoch ein, dass lediglich mit terre des hommes eine schriftliche Vereinbarung existiert, mit Kalla Wefel und Todor Todorovic nur lediglich mündliche Abreden hinsichtlich Liefermenge, Produktion etc. getroffen wurden. Erschwerend käme hinzu, dass damals handelnde Personen nicht mehr beim VfL Osnabrück angestellt sind und es in der Zwischenzeit außerdem zu einem Wechsel des Warenwirtschaftssystems kam.
Der VfL Osnabrück betont, dass er nach wie vor an einer Lösung interessiert ist und er zu zu keinem Zeitpunkt infrage gestellt habe, dass es zu einer entsprechenden Zahlung an terre des hommes, einem auch sonst langjährig verbundenen Partner, kommen wird.
Kein Verständnis hat man bei der Vereinsführung dafür, dass Wefel und Todorovic mit der Angelegenheit an die Öffentlichkeit gegangen sind.
terre des hommes gibt sich zuversichtlich
Relativ gelassen gibt sich der potentielle Spendenempfänger, terre des hommes. In einem an unsere Redaktion verschickten Statement heißt es: “Wir haben uns an den VFL Osnabrück gewandt und um eine Überprüfung des Sachverhaltes gebeten. Dies hat uns der VFL Osnabrück umgehend zugesagt und deutlich gemacht, dass weitere terre des hommes zustehende Zahlungen zu keinem Zeitpunkt in Frage standen und stehen. Angesichts unserer langjähriger Zusammenarbeit zu verschiedenen Anlässen sehen wir keinen Anlass, an der Bereitschaft des VFL Osnabrück zu zweifeln, uns zustehende Spenden zukommen zu lassen.”