Nicht mit einem neuen Hotel, sondern gleich in zwei Neubauten, für die bislang noch nicht einmal die Bauanträge abschließend entschieden sind, will die Hamburger Centro-Gruppe zukünftig in Osnabrück den lokalen Übernachtungsmarkt aufmischen.
Die Überraschung war groß, die Politik schwieg und schweigt bis jetzt noch überwiegend: Im Januar hatte HASEPOST erstmals öffentlich gemacht, dass im vom Hamburger Immobilienkaufmann Dr. Theodor Bergmann projektierten Neubau auf dem Gelände vor dem H&M-Kaufhaus („Baulos 2“) nicht mehr nur Einzelhandelsflächen, sondern überwiegend ein Hotelneubau entstehen soll.
Zuvor war bereits bekannt geworden, dass Bergmann, der über familiäre Wurzeln in Osnabrück verfügt, auch auf dem Gelände des im Januar geräumten ehemaligen Sportarena-Kaufhauses einen großen Hotelneubau plant.
Betreiber der beiden Hotels, die nur wenige hundert Meter voneinander entfernt entstehen sollen: Die Hamburger Centro Hotel Group.
Wer investiert in den Hotelmarkt Osnabrück?
Nachdem es unserer Redaktion in der vergangenen Woche gelang, die zuvor von der Lokalpolitik hinter verschlossenen Türen diskutierten Pläne öffentlich zu machen, dass das SinnLeffers-Kaufhaus bereits verkauft wurde und der Abriss schon geplant ist – und der neue Eigentümer dort ebenfalls ein Hotel plant -, steht die Frage im Raum: Wer riskiert es, in dem ohnehin schon angespannten Hotelmarkt der Hasestadt und in der städtebaulich aktuell eher unattraktiven Johannisstraße, mit einem weiteren mehrstöckigen Hotel an den Start zu gehen?
Diese Frage stellt sich auch vor dem Hintergrund, dass mit dem neben dem Alando-Palais das Holiday-Inn Hotel bereits im Rohbau fertig ist.
Anders als die inzwischen neu projektierten Hotel-Standorte, wird das Holiday-Inn hervorragend sowohl an die Bahn als auch das Straßennetz angebunden sein. Der Hauptbahnhof ist zu Fuß in fünf Minuten zu erreichen. Über die Hannoversche oder Iburger Straße sind die Autobahnen ebenfalls in rund wenigen Minuten erreichbar.
Automatenhotel der Marke B&B – eher nicht
Dass ausgerechnet die französische Kette B&B, die bereits hinter dem Bahnhof ein preisgünstiges Economy Hotel betreibt, in die Johannisstraße zieht, halten Brancheninsider nahezu für ausgeschlossen. Die preisaggressive B&B-Gruppe, die das Check-In zeitweise automatisiert und ohne Personal abwickelt, und als gastronomisches Highlight nicht mehr als einen Snack- und Getränkeautomaten bietet, will nicht so recht mit den bereits bekannten Eckdaten für den Neubau in der Neustadt zusammenpassen. Eine direkte Anbindung an ein Fitnessstudio wäre für B&B ebenso ungewöhnlich, wie die eher bescheidene Straßenanbindung über eine rückwärtige Zufahrt in eine (teure) Tiefgarage. B&B Hotels entstehen zumeist in direkter Nähe zu Autobahnen oder in günstigen Randlagen, wie am bereits besetzten Standort im Osnabrücker Hasepark.
Will NOVUM in die Osnabrücker Innenstadt?
Ein Osnabrücker Hotelfachmann, der sich bei unserer Redaktion meldete, jedoch ungenannt bleiben möchte, vermutet vielmehr die Hamburger NOVUM Hospitality Hotelgruppe als zukünftigen Hotelier in der Johannisstraße und dann direkten Wettbewerber der beiden fast in Sichtweite entstehenden Hotels der ebenfalls aus Hamburg stammenden Centro Group.
Beide Hamburger Hotelketten sind mit unterschiedlichen Marken aber ähnlichen Konzepten überwiegend im mittleren Preissegment aktiv und sollen auch auf persönlicher Ebene in starkem Wettbewerb zueinander stehen.
Die Novum Gruppe ist ein relativ junges Unternehmen. 1988 startete Nader Etmenan in Hamburg mit einem 49-Betten Hotel, inzwischen wird die Expansion durch seine Söhne vorangetrieben. Mit Übergabe der Geschäftsführung an seine Söhne, wurde die europaweite Expansion vorangetrieben. Aus bislang 160 Hotels an 65 Standorten, so der Branchen-Newsletter Tophotel, soll bis 2020 ein Portfolio aus 200 Betrieben werden. Ein erstes Standbein in der Hasestadt besteht bereits mit dem im vergangenen Jahr übernommenen Ibis-Hotel am Blumenhaller Weg, das jetzt als „Select Hotel“ firmiert.
Centro wächst wie Novum rasant
Nicht minder rasant ist die Expansion der Hamburger Centro Gruppe, die bereits ihre Pläne für den Neumarkt öffentlich bestätigten.
Das Wachstum von Centro ist so stark, dass selbst die eigene Firmenhomepage mal von „aktuell 53 Hotels und über 4400 Zimmern“ berichtet, wenige Zeilen tiefer aber schon von „aktuell knapp 70 Hotels in ganz Deutschland und Österreich mit inzwischen über 6000 Zimmern“ die Rede ist.
In den Hamburger Hotelmarkt, und damit bereits in lokaler Konkurrenz zur Novum-Gruppe, startete Gründer Rahman Neiro, der seine Ausbildung in Dubai absolvierte, im Jahr 2005, fast 20 Jahre später als der im gleichen Marktsegment agierende hanseatische Wettbewerber.
Geht es nach unserem Tippgeber aus der Hotelbranche, dann erleben wir in Osnabrück ein Kopf-an-Kopf Rennen zweier Hamburger Hoteliers, die sich in ihrer rasanten Expansion einen harten Wettbewerb um noch unbesetzte Standorte liefern.
Interessenten für fünftes Innenstadthotel bereits aktiv
Sollte die Stadt bei ihren Plänen bleiben, auch am Berliner Platz ein Hotel ansiedeln zu wollen, stehen schon weitere Interessenten bereit. Nach unserer Redaktion vorliegenden Informationen, ist mindestens eine weitere Hotelgruppe dabei den Standort Osnabrück zu analysieren.
Wie zuvor bei der Berichterstattung über das Hotel auf dem „Baulos 2“ und den Verkauf des SinnLeffers Gebäudes, werden wir weiter aktuell berichten!