Puppen und Kuscheltiere sind für viele Menschen nicht bloß Spielzeug, sondern Freunde und Gefährten aus früher Kindheit. Daher kann es sehr schmerzhaft sein, wenn eine alte Puppe kaputt geht. Zum Glück gibt es Huneckes Puppenklinik in der Hasestraße, seit 125 Jahren werden hier verletzte Puppen behandelt!
„Huneckes Puppenwelt“ in der Osnabrücker Hasestraße ist ein Geschäft mit langer Tradition. Bereits im Jahr 1895 wurde es als Frisörsalon und Puppenklinik eröffnet. Die ungewöhnliche Kombination besteht bis heute, Frisörmeisterin Maike Hunecke betreibt den Laden in vierter Generation. „Die Kombination aus Frisörsalon und Puppenklinik war früher üblich. Viele Frisöre hatten einen Nebenverdienst und da sie nicht nur Haare schnitten, sondern auch Perücken herstellten, bot sich das Betreiben einer Puppenklinik für sie an. Noch im Jahr 1960 gab es in Osnabrück 15 bis 20 Puppenkliniken, heute sind wir die Einzigen. In ganz Deutschland gibt es immer weniger Geschäfte wie unseres, viele Kunden kommen daher von weit her,“ erzählt die Inhaberin.
Den Kunden bedeuten ihre Puppen viel
Als Träger von Kindheitserinnerungen sind Puppen und Stofftiere mit vielen Emotionen verbunden. Das merkt Maike Hunecke auch in ihrem Berufsalltag. „Gerade alte Menschen hängen sehr an ihren Puppen, da sie sie durch die Schrecken des Krieges begleitet haben. In meiner Kundschaft finden sich auch viele Männer, die zum Beispiel mit ihren kaputten Teddybären zu mir kommen. Vor kurzem war eine Pathologin bei mir, deren Puppe ein defektes Auge hatte. Für die Reparatur war es erforderlich die Haare der Puppe zu entfernen. Für die Kundin war es ein unerträglicher Anblick, ich musste meine Arbeit in ihrer Abwesenheit verrichten. Auch jüngere Menschen, die gerade Eltern geworden sind, kommen gerne zu mir und möchten, dass ich ihre alten Puppen für ihre Kinder wiederherrichte.“
Anspruchsvolle Reparaturen
Maike Hunecke hat den Beruf der Puppenärztin von ihren Eltern gelernt, eine offizielle Ausbildung gibt es nicht. In der Klinik werden pro Woche etwa zehn Puppen behandelt, Maike Hunecke erneuert Farben, klebt Brüche und bringt Ersatzteile an. Einige Reparaturen können in etwa 30 Minuten durchgeführt werden, andere nehmen mehrere Stunden in Anspruch. Viele Ersatzteile stammen aus der DDR. Früher wurden Puppen meist aus Zelluloid gefertigt, aber wegen der hohen Brandgefahr stellte man die Herstellung in den 1960ern ein. Im Osten lief die Produktion noch bis zur Wende, als die Mauer fiel, ergriff Maike Huneckes Vater die Gelegenheit und kaufte im großen Stil Zelluloidpuppen. Bis heute zehrt die Klinik von diesem Vorrat. Viele moderne Puppen sind vollständig aus Plastik gefertigt, eine kaputte „Baby Born“ kann daher nicht bei „Huneckes Puppenwelt“ repariert werden. Im Geschäft in der Hasestraße werden nicht nur Haare geschnitten und Puppen wiederhergestellt, sondern auch Puppen und Zubehör verkauft. Gebrauchte Puppen werden allerdings nicht angekauft.