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Der jüngste Nachwuchs im Zoo Osnabrück unternimmt seine ersten Flugversuche: Vor einem Monat schlüpfte am Neujahrstag ein seltener Balistar. In der Natur kommen die Vögel kaum noch vor und gelten als „vom Aussterben bedroht“.

Der erste Nachwuchs aus 2019 im Zoo Osnabrück hat sein Nest verlassen: „Nach knapp einem Monat unternahm der kleine Balistar seine ersten Flugversuche. Am Anfang waren die noch etwas tollpatschig, aber er lernt jetzt sehr schnell dazu“, berichtet Andreas Wulftange, wissenschaftlicher Kurator im Zoo Osnabrück. In den rund vier Wochen hat das Küken sich rasant entwickelt: „Die Vögel schlüpfen nackt und bleiben anfangs im Nest, wo sie nicht zu sehen sind. Mittlerweile ist er fast so groß wie seine Eltern und hat schon die meisten seiner Federn“, so Wulftange.

Geschlecht noch unbekannt

Alleine leben kann er aber noch nicht: „Noch kümmern sich die Eltern liebevoll um ihr Junges und füttern es zum Beispiel mit Insekten wie Mehlwürmen und Heuschrecken.“ Besucher können den jungen Balistar mit etwas Glück in einer Voliere gegenüber des „Tetra-Aquariums“ entdecken. Aufgrund der Witterung verbringt die junge Familie aber auch viel Zeit im warmen Innenbereich, den Besucher nicht einsehen können. Ob es sich bei dem Jungvogel um Männchen oder Weibchen handelt, können die Zoomitarbeiter noch nicht sagen. Optisch gibt es zwischen den Geschlechtern keinen Unterschied. Die genaue Bestimmung erfolgt daher später über eine Federprobe.

Balistar
Foto: Zoo Osnabrück (Svenja Vortmann)

Wichtiger Nachwuchs

Egal ob Weibchen oder Männchen – die Nachzucht ist für den Zoo Osnabrück ein Erfolg: „Balistare gelten als ‚vom Aussterben bedroht‘. In der Wildbahn leben nur noch wenig dutzend Exemplare, weil sie unter anderem vom Menschen gefangen werden“, erklärt Andreas Wulftange. Ursprünglich stammen die Tiere von der indonesischen Insel Bali und leben dort in einem kleinen Gebiert im Norden der Insel. Der Zoo Osnabrück beteiligt sich am Europäischen Erhaltungszuchtprogramm der seltenen Vögel. „Deshalb wird das Jungtier den Zoo auch in einigen Monaten verlassen und hoffentlich in einem anderen Zoo seine eigene Familie gründen.“ Das Zuchtbuch, in dem alle in teilnehmenden europäischen Zoos lebenden Balistare vermerkt sind, wird im Kölner Zoo geführt. Der dortige Zuchtbuchkoordinator betreut nach wissenschaftlichen Kriterien die Nachzucht in den europäischen Zoos und arbeitet eng mit Schutzprojekten auf Bali zusammen. Die primären Ziele sind hierbei den natürlichen Lebensraum der Balistare zu sichern und die dort lebende Population zu stabilisieren. Wenn die Bedingungen vor Ort stimmen und beispielsweise ausreichend geschützte Areale geschaffen werden konnten, sollen langfristig auch Balistare aus europäischen Zoos dort angesiedelt werden.

„Silent Forest“ – der stille Wald

„Den natürlichen Lebensraum der Balistare zu sichern ist gar nicht so einfach. Denn in ihrer asiatischen Heimat sind sie sehr beliebt und werden als Wildfang zu hohen Preisen auf dem Schwarzmarkt gehandelt“, erklärt Wulftange. Die Haltung von Singvögeln, zu denen auch der Balistar zählt, ist tief in der Kultur verankert. Menschen glauben zum Beispiel, dass sie das Eheglück steigern. Außerdem werden große Gesangswettbewerbe mit den Tieren veranstaltet, bei denen einzelne Tiere mit besonders schönen „Stimmen“ wie Opernsänger gefeiert werden. Der Besitz eines Balistares gilt in Asien daher als Statussymbol. Die Kampagne „Silent Forest“ vom Verband europäischer Zoos und Aquarien EAZA (European Association of Zoos and Aquaria) informiert über das Aussterben der Singvögel in den Wäldern Asiens und fördert Zuchtprogramme und Wiederansiedlungsprojekte vor Ort.

Unterstützung bekommt die Aktion dabei von den europäischen Zoos: Durch die Erhaltungszucht tragen die Einrichtungen zum Arterhalt bei und ermöglichen langfristig Auswilderungen. Außerdem wird in Zoos wichtiges wissenschaftliches Know-how über die Vogelarten gesammelt und weitergegeben. Weitere Informationen zur Kampagne gibt es unter www.silentforest.eu. Der Zoo Osnabrück plant in Kürze über die Kampagne im Affenhaus zu informieren.