Ein Meer an Schulranzen: Mehrere Hundert Tornister werden Jahr für Jahr in der Lukas Kindertagesstätte gesammelt und von dort aus an finanzschwache Familien verteilt. Foto: Privat/Wir starten gleich!
Es passieren jeden Tag viele schlimme Dinge – aber auch viele gute. Leider schaffen es die schönen Nachrichten viel zu selten in die Presse. Das wird sich jetzt ändern, denn die HASEPOST berichtet nach Möglichkeit jeden Tag über mindestens eine „Gute Nachricht“ aus der Region und aller Welt.
In diesem Jahr verteilt die gemeinnützige Organisation „Wir starten gleich!“ (WSG!) 303 neue Schultornister an Kinder aus finanzschwachen Familien in der Region. Gesamtwert der Spende: rund 75.000 Euro.
Im nun zehnten Jahr betreut Marianne Fährmann die Verteilung von Schulranzen an finanzschwache Familien in Osnabrück und der Region. Und Jahr für Jahr steigt die Zahl derer, die das Angebot von WSG! wahrnehmen. Seit sich die gemeinnützige Organisation im Februar 2011 rund um den Schauspieler Klaus J. Behrendt und den Osnabrücker Unternehmer Reinhard Höfelmeyer formiert hat, ist die außergewöhnliche Idee bundesweit ein Vorbild. Mittlerweile werden in zehn deutschen Großstädten Spenden gesammelt, um den Erstklässlern mit finanzschwachen Eltern einen möglichst gleichwertigen Start in den Schulalltag zu ermöglichen. Im kommenden Jahr wird WSG! den 15000. Schulranzen verteilt haben.
Diskretion und Empathie
Einige Tausend von den Ranzen konnten aufgrund des unermüdlichen Einsatzes von Marianne Fährmann und ihren vielen ehrenamtlichen Kolleginnen an bedürftige Familien in Osnabrück verteilt werden. „Wir haben die Familien in der Regel schon mehrere Jahre begleitet und wissen, bei wem der Euro mehrfach umgedreht werden muss“, sagt Fährmann. Sie und ihre Kolleginnen gingen mit der gebotenen Diskretion und Empathie auf die Eltern zu und unterbreiten ihnen das kostenlose Angebot. Das Besondere am System von WSG!: Die Empfänger der Schulranzen, sowohl Eltern als auch Kinder, bleiben anonym. Die Schulranzen sind nicht als eine Spende erkennbar und die Kinder erhalten das Gefühl, den Tornister – für diesen besonderen Tag in ihrem Leben – allein von ihren Eltern geschenkt bekommen zu haben.
Schwierigkeiten durch Corona
Die Schulranzen werden von WSG! gekauft und gesammelt an die zentrale Verteilerstelle, die Lukas Kita an der Heckerstraße, geliefert. Darüber hinaus unterstützen regionale Unternehmen, wie etwa der bimarkt, die Aktion, indem sie zusätzliche Materialien wie Malkasten, Hefte, Scheren und vieles mehr zur Verfügung stellen. Normalerweise kommen kurz vor Beginn der Sommerferien die ehrenamtlichen Beteiligten der Organisation zusammen und packen die zusätzlichen Materialien gemeinsam in die Tornister. „In diesem Jahr waren den Helferinnen und Helfern wegen Corona leider die Hände gebunden“, erklärt Marianne Fährmann. Kurzerhand übernahmen daher die Erzieherinnen von der Lukas Kindertagesstätte die diesjährige Packaktion.
Priorität bei Aufrechterhaltung des Betriebs
In diesem Jahr haben „leider nicht alle Kindergärten und Kitas in der Region ihren Bedarf gemeldet und somit sind wohl einige Kinder leer ausgegangen“, bedauert Fährmann. Durch die Wirren rund um Corona sind einige Kolleginnen davon ausgegangen, dass eine Verteilaktion in diesem Jahr nicht stattfinden würde. „Es war aber auch zu spüren, dass die Kolleginnen wegen der Corona-Situation zum Teil doch entnervt waren“, so Fährmann, „da lagen die Prioritäten eher bei der Aufrechterhaltung des Betriebs. Vor allem bei der Gewährleistung des Notbetriebs, unter Berücksichtigung der fehlenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die aufgrund ihrer Zugehörigkeit zur Risikogruppe nicht aktiv werden durften.“
Mehr Schulranzen im Jahr 2021
Im kommenden Jahr geht WSG! aber wieder von deutlich mehr gemeldeten Schulranzen aus. Das ist „Fluch und Segen zugleich“, sagt Daniel Hopkins, Mitgründer und ehrenamtlicher Pressesprecher von WSG!. Ein Fluch ist, dass es in der Gesellschaft überhaupt einen derart hohen Bedarf an spendenfinanzierten Schulranzen gebe. Ein Segen, weil die Zahl der gespendeten Tornister gleichzeitig ein Indikator für die zunehmende Akzeptanz sowie Effizienz des ehrenamtlichen Engagements der gemeinnützigen Gesellschaft ist.
Fehlende Spendengelder
Eine Akzeptanz und Effizienz, die die WSG!-Akteure nicht müde werden lassen, um für ihre gute Sache zu werben: „Wir sammeln bei Events, wie etwa unserem Charity-Golfturnier, mehrere zehntausend Euro Spendengelder pro Jahr ein. Diese Events mussten wir wegen Corona in diesem Jahr leider absagen, entsprechend fehlen die Spendeneinnahmen“, berichtet Hopkins. Trotz Corona-Flaute möchte WSG! regelmäßig über sein Engagement berichten und auf die Spendenmöglichkeiten aufmerksam machen. „Diese wären zum Beispiel auf unserer Homepage unter www.wir-starten-gleich.de oder auch auf unserer Fanseite auf Facebook zu finden“, erklärt Hopkins.