Der Bramscher Karl-Heinz Stolzenberg, genannt „Kalle“, ist schwerst an Krebs erkrankt und wird nicht mehr lange leben. Mit dem Wünschewagen des ASB Niedersachsen e.V. ist er jetzt noch einmal an seinen Sehnsuchtsort gefahren: der Sportpark Illoshöhe, wo er beim Training des Zweitligisten zugucken und seinen Lieblingsfußballspieler Christan Santos treffen durfte.
Einmal in der Woche muss „Kalle“ zur Chemo. Die Therapie macht ihn unendlich kraftlos, laugt ihn aus. Das Einzige, das ihn von Schmerzen, Ängsten und Unwohlsein ablenkt und ihn die schwere Krebserkrankung wenigstens für einige Momente vergessen lässt, ist der Gedanke an „seine“ Mannschaft, den VfL Osnabrück. Seit seinem zwölften Lebensjahr ist der heute 65-Jährige großer Fan, war früher sogar als Ordner in der „Bremer Brücke“ dabei. Susanne Lange vom Hospizverein Bramsche, die „Kalle“ gemeinsam mit ihrer Kollegin Heike Klein betreut, weiß von der großen Passion ihres Patienten. Sie hat sich an den Wünschewagen vom ASB-Niedersachsen e.V. gewandt, gemeinsam mit den Samaritern für Karl-Heinz Stolzenberg einen ganz großen Herzenswunsch in Erfüllung gehen lassen: ein Besuch beim Training des Zweitligisten und ein anschließendes Coronakonformes Treffen mit dem Team und vor allem mit Kalles Lieblingskicker, dem Stürmer Christian Santos.
Großer Wunsch geht in Erfüllung
Begleitet wurde „Kalle“ auf seiner Wunschfahrt von zwei ehrenamtlichen ASB-Wunscherfüllern, der Intensivkrankenschwester Katharina Köhler und dem Rettungssanitäter Dennis Prior. Beide kümmerten sich während der „Reise“ nach Osnabrück und am Sehnsuchtsort um die medizinisch-pflegerische Versorgung des Palliativpatienten. Wunscherfüllerin Katharina Köhler: „‘Kalle‘ hat sich sichtbar über jeden einzelnen Spieler gefreut wie ein kleines Kind. Er hat riesigen Spaß gehabt. Alle Fußballer, die bei uns waren und sich mit ihm nach dem Training unterhalten haben, waren super freundlich und sympathisch, haben sich viel Zeit für ihn genommen.“ Sogar in sein Sammelheft, dass Stolzenberg extra mitgebracht hatte, stolz vorzeigte, unterschrieben einige Kicker. Und dann ging noch ein ganz großer Traum in Erfüllung: Christian Santos schenkte dem Wünschewagen-Fahrgast ein signiertes Trikot und versprach ihm: „Mein erstes Tor beim Spiel gegen Würzburg am Samstag wird für dich sein…!“
Wenn Schwerkranke zu Reisenden werden: Das ist der ASB-Wünschewagen
Seit November 2017 erfüllt der „Wünschewagen“, ein Ehrenamtsprojekt vom ASB-Landesverband Niedersachsen, die letzten Wünsche von schwerkranken und sterbenden Menschen. Die sogenannten „Wunschfahrten“ führen die besonderen Reisenden auf letzte Wunschwege – wenn der gesundheitliche Zustand es erfordert, auch im Rollstuhl oder mit Beatmungsgerät und Magensonde. Denn das Fahrzeug ist ein auf die speziellen Bedürfnisse der Fahrgäste konstruierter Krankentransporter. Ausgestattet ist er unter anderem mit notfallmedizinischer Ausstattung, speziellen Stoßdämpfern, einer Musikanlage und einem harmonischen Arrangement aus Licht und Glas, das die „Reise“ zum Wohlfühl-Erlebnis werden lässt. Eine verspiegelte Rundum-Verglasung erlaubt einen Panoramablick nach draußen, während neugierige Blicke ins Innere des Wagens ausgeschlossen sind. Über 200 Fahrten hat das Team bisher begleitet. Diese führten u.a. an den Hamburger Hafen, zu den Karl-May-Spielen in Bad Segeberg, zu den Erdmännchen im Filmtierpark Eschede und sogar nach Irland. Der jüngste Fahrgast war ein vierjähriges Mädchen, der älteste eine 99-jährige Hannoveranerin.
Finanzierung
Das Projekt finanziert sich ausschließlich über Spenden und ASB-Mitgliedsbeiträge und durch das Engagement freiwilliger „Wunscherfüller“ – qualifizierte medizinische Fachkräfte aus ganz Niedersachsen –, die die Fahrten begleiten. Reisenden und ihren vertrauten Begleitpersonen entstehen keine Kosten.
Titelbild: Karl-Heinz Stolzenberg und Christian Santos /Foto: Arbeiter-Samariter-Bund Niedersachsen e.V.