Es passieren jeden Tag viele schlimme Dinge – aber auch viele gute. Leider schaffen es die schönen Nachrichten viel zu selten in die Presse. Das wird sich jetzt ändern, denn die HASEPOST berichtet jeden Tag über mindestens eine „Gute Nachricht“ aus der Region und aller Welt.
Ab dem Jahr 2022, beziehungsweise 2024 sind Abbiegeassistenten für LKWs in Europa Pflicht. Doch eine Spedition aus Melle will nicht so lange warten, und hat sich bereits jetzt verpflichtet, ihre LKWs mit der Abbiegehilfe auszurüsten.
„Wenn nur ein einziges Menschenleben durch die freiwillige Selbstverpflichtung zur Nutzung von Abbiegeassistenten gerettet wird, hat sich die Aktion des Bundesministeriums für Verkehr mehr als gelohnt. Es ist längst überfällig, dass dieses Sicherheitskonzept sowohl deutschlandweit als auch in der gesamten EU gilt. Wir gehen nun gemeinsam mit vielen weiteren Sicherheitspartnern voran“, sagt Frank Wehrmann, Inhaber und Geschäftsführer der Spedition Wehrmann aus Melle bei Osnabrück.
Am 17. Juli 2019 unterschrieb Frank Wehrmann – neben den Repräsentanten von 67 weiteren Unternehmen aus dem Speditions- und Transportgewerbe und der Öffentlichen Hand – die Selbstverpflichtung bei einer feierlichen Ernennung der offiziellen Sicherheitspartner in Berlin. Somit haben sich mittlerweile 114 Firmen und Institutionen der Aktion angeschlossen.
Verpflichtung erst ab 2022
Eine verpflichtende Ausrüstung mit Lkw-Abbiegeassistenten ist auf EU-Ebene ab 2022 für neue Fahrzeugtypen und ab 2024 für neue Fahrzeuge vorgesehen. Da das Fahrzeugzulassungsrecht Europarecht ist und Deutschland die Sicherheitseinrichtung nicht im Alleingang einführen kann, fördert das Bundesverkehrsministerium die freiwillige Ausstattung von bestehenden und neuen Fahrzeugen.
Die von Bundesminister Andreas Scheuer angeschobene Initiative stößt bei den deutschen Unternehmen mit entsprechendem Fuhrpark auf große Resonanz. Die Förderung betrifft alle Nutzfahrzeuge mit einer zulässigen Gesamtmasse von mehr als 3,5 Tonnen und Kraftomnibusse mit mehr als neun Sitzplätzen einschließlich Fahrersitzplatz, die im Inland für die Ausübung gewerblicher, freiberuflicher, gemeinnütziger oder öffentlich-rechtlicher Tätigkeiten angeschafft und betrieben werden. Ein erster Fördertopf in Höhe von fünf Millionen Euro wurde innerhalb von fünf Tagen abgerufen. Bei der Neuauflage mit weiteren fünf Millionen Euro dauerte es nur wenige Stunden, bis die Fördermittel erschöpft waren.
Sicherheitspartner, die sich zu einer Aus- beziehungsweise Nachrüstung mit Abbiegeassistenten verpflichten, erhalten eine Zuwendung in Höhe von höchstens 80 Prozent der zuwendungsfähigen Ausgaben, maximal 1.500 Euro je Einzelmaßnahme. Bis zu zehn Fahrzeuge können die Zuwendungsberechtigten pro Jahr fördern lassen. „Auch wir wollen nicht noch mehrere Jahre warten, um Fußgänger und Radfahrer vor den immensen Risiken zu schützen, die beim Abbiegen großer Fahrzeuge durch den sogenannten ‚toten Winkel‘ bestehen. Darum haben wir uns entschlossen, der ‚Aktion Abbiegeassistent‘ beizutreten. Dies verursacht für
unseren Betrieb zwar enorme Mehrkosten, aber sowohl im Sinne der anderen Verkehrsteilnehmer als auch unserer Lkw-Fahrer ist es uns das wert“, betont Frank Wehrmann.
Akustische Signale für Fahrer, Radfahrer und Passanten
Die Wehrmann Transport GmbH hat in diesem Jahr bereits fünf Lkw mit einem Abbiegeassistenten versehen, weitere 16 Fahrzeuge werden 2019 noch folgen. Im kommenden Jahr wird Wehrmann weitere 16 Fahrzeuge im Rahmen von Nachrüstungen oder Neuanschaffungen mit der kamerabasierten Lösung von RTSystemtechnik ausstatten. „Wir verwenden ein System, das den Fahrer mit akustischen Signalen darauf hinweist, wenn sich jemand beim Abbiegen im toten Winkel aufhält. Und auch diese Person wird mit einem auffälligen Signalton gewarnt“, erklärt der Speditions-Profi.
Seine Firma ist bereits Gründungsmitglied der „Allianz für Sicherheit“, zu der sich elf namhafte Osnabrücker Unternehmen aus dem Speditionsgewerbe zusammengeschlossen haben. Auch hier ist die Selbstverpflichtung zum Einsatz von Abbiegeassistenz-Systemen ein wesentlicher Punkt. Wehrmann und seine Fahrer waren bisher noch nicht von einem tödlichen Unfall beim Abbiegen betroffen. „Aber wir möchten Verantwortung übernehmen, die Sicherheit erhöhen und nicht zuletzt auch unsere Mitarbeiter vor einem traumatischen Erlebnis schützen“, fasst Frank Wehrmann zusammen.