Im Mai sind gleich fünf Waldrappe im Zoo Osnabrück geschlüpft. Es ist der erste Nachwuchs, den die seltenen Vögel am Schölerberg großziehen. Nachdem Waldrappe in Mitteleuropa bereits ausgerottet waren, gibt es große Bemühungen sie hier wieder anzusiedeln.
„Wir freuen uns sehr über den Nachwuchs bei unseren Waldrappen. Es sind drei Nester mit insgesamt fünf Küken. Das erste Küken ist schon Anfang Mai geschlüpft, das letzte erst Ende Mai“, erklärt die Revierleiterin des Vogelreviers Kirsten Bischoff.
Nachwuchs schon zu beobachten
Waldrappe brüten in der Regel für 21 bis 26 Tage. Nach ungefähr 40 Tagen werden die Jungen flügge und verlassen nach und nach das Nest. Das konnte Bischoff beim Nachwuchs im Zoo auch schon beobachten – eine gute Nachricht für die Zoobesucher. „Anfangs waren die jungen Vögel im Innenbereich, wo die Waldrappe ihre Nester anlegen. Dieser Bereich ist nicht für die Besucher einsehbar. Aber in den letzten Tagen haben sie die ersten Flugversuche gestartet und den sichtbaren Teil der Voliere erkundet“, berichtet Bischoff.
Ausgewachsene Waldrappe fallen durch ihren rötlichen Schnabel und einen kahlen Kopf mit langen Nackenfedern auf. Der Kopf der Jungtiere ist hingegen noch mit Federn bewachsen auch die rote Färbung wird sich erst noch entwickeln. Ihr markantes Aussehen bekämen die jungen Vögel erst im Laufe der Zeit, so Bischoff. Bis es soweit ist, sollten die Besucher sie noch gut von ihren Eltern unterscheiden können.
Waldrappe bis 2017 vom Aussterben bedroht
Zoos übernehmen wichtige Aufgabe zur Erhaltung der Waldrappe
Waldrappe kommen heutzutage nur noch in einem kleinen Teil ihres ehemaligen Verbreitungsgebietes vor. Sie werden von der International Union for Conservation of Nature and Natural Resources (IUCN) als stark gefährdet eingestuft und gelten damit als eine der am stärksten bedrohten Vogelarten Europas. Trotzdem sind die Bemühungen erfolgreich: Noch bis zum Jahr 2017 galt der Waldrapp als „vom Aussterben bedroht“. In Europa wurde er im 17. Jahrhundert sogar ausgerottet. Hauptsächlich dafür verantwortlich war die Jagd, denn das Fleisch der Vögel galt als Delikatesse. Auch außerhalb von Europa sank der Bestand an Waldrappen und verteilte sich auf wenige Populationen.
Durch die Arbeit von Zoos und Wiederansiedlungsprojekten leben in der freien Wildbahn wieder um die 1.000 Vögel. In Zoos und Tierparks sind es rund 2.000 Tiere. „Um bedrohten Arten wie den Waldrappen zu helfen, ist es wichtig, Lebensräume und Populationen in der freien Wildbahn wiederaufzubauen und gleichzeitig Tiere in menschlicher Obhut aufzuziehen“, erklärt Katja Lammers, Kuratorin im Zoo Osnabrück. „Außerdem tragen die Populationen in Zoos zu einer Vergrößerung des Genpools bei. Dies wiederum nützt den Populationen in der freien Wildbahn, wenn die Tiere aus dem Zoo ausgewildert werden“, ergänzt die Kuratorin. Die Waldrappe leben im Zoo Osnabrück in den Wasserwelten Mariasiel gemeinsam mit den Mönchsgeiern in einer Voliere.