Die Arche Osnabrück in der Bremer Straße 126 feierte am 08. Oktober 2021 die offizielle Eröffnungsfeier / Foto: Pukhovich
Es passieren jeden Tag viele schlimme Dinge – aber auch viele gute. Leider schaffen es die schönen Nachrichten viel zu selten in die Presse. Das wird sich jetzt ändern, denn die HASEPOST berichtet nach Möglichkeit jeden Tag über mindestens eine „Gute Nachricht“ aus der Region und aller Welt.
Bereits seit Februar 2020 gibt es die Arche in Osnabrück. Das Haus im Stadtteil Schinkel ist zu einem echten Wohlfühlort für viele Kinder der Hasestadt geworden. Trotz holprigem Start aufgrund der Corona-Pandemie und einer zweifachen Verzögerung der offiziellen Eröffnungsfeier konnte die Arche am heutigen Freitag, 08. Oktober 2021 den gemeinsamen Erfolg bejubeln.
Mit der Einrichtung in Osnabrück gibt es insgesamt 29 Standorte in ganz Deutschland, sowie ein Haus in der Schweiz und in Warschau. Die hiesige Arche trägt die Nummer 26. 1995 hat der Pastor Bernd Siggelkow die erste Arche in Berlin, Hellersdorf gegründet. Mit einer solchen Iniative wollte er Kinder und Jugendliche aus sozial benachteiligten Familien auffangen und ihnen einen Ort geben, an dem sie sich kreativ entfalten und wohlfühlen können. Mittlerweile besuchen über 4.500 Kinder täglich die zahlreichen Einrichtungen in Städten wie Berlin, Düsseldorf, Göttingen oder Osnabrück. „In Deutschland leben rund 4,6 Millionen Kinder in Armut. Sie wachsen unter erbärmlichen Bedingungen auf, die Arche soll ein Zufluchtsort für sie sein“, berichtet Wolfgang Büscher, Pressesprecher der Arche Osnabrück. Aufgebaut auf den zwei zentralen Säulen „Liebe“ und „Beziehungen“, vermittelt die Arche ein Gefühl von Geborgenheit und Wärme.
ABC-Arche in Osnabrück
„Für mich ist das hier die ABC-Arche. A steht natürlich für Arche, B für Bremer Straße und C für Corona“, beschreibt Bernd Siggelkow die Osnabrücker Einrichtung.
Laufen für einen guten Zweck
John McGurk, Gründer des Vereins „Sportler 4 a childrens world e.V.“ (s4acw), initiierte die Eröffnung einer Arche in der Hasestadt. Gemeinsam mit Bernd Siggelkow organisierte der gebürtige Schotte im Jahr 2015 den Benefizlauf „14 Tage und 14 Nächte“, bei dem Geld für eine Arche in Osnabrück gesammelt werden sollte. Gemeinsam startete das Team in München – die Route erstreckte sich über alle Archen in Deutschland. „Es liegt uns am Herzen, die Kinder zu unterstützen. Wir möchten keinesfalls damit aufhören“, äußert sich McGurk. Der gemeinnützige Verein s4acw e.V. unterstützt die Arche mit Spendengeldern, Lebensmittelspenden und auch der nötigen Manpower bei Renovierungsarbeiten.
Holpriger Start aufgrund von Corona
„Es ist wirklich besonders, eine Eröffnungsfeier anderthalb Jahre nach der Eröffnung zu feiern“, beginnt Stefanie Koopmann, Leiterin der Arche Osnabrück, ihre Rede. Im Februar 2020 konnte die Arche nach langen Renovierungsarbeiten öffnen – kurz darauf wurde alles dichtgemacht wegen der Corona-Pandemie. „Wie soll man in einer solchen Zeit auf sich aufmerksam machen? Wir haben angefangen, Briefe an die Familien, die in diesem Stadtteil wohnen, zu schreiben. Wir haben uns vorgestellt, unsere Arbeit, unsere Ziele. Irgendwann wurden die Texte kürzer, die Piktogramme aber größer, um die Kinder auch anzusprechen“, erinnert sich Koopmann. „Wir waren begeistert wie zwei kleine Kinder, als die ersten Rückläufe kamen“, erzählt die Einrichtungsleiterin über sich und ihre Mitarbeiterin, Maja Carstens. Auf die schriftliche Werbung folgten Hausbesuche von Oktober 2020 bis Mai 2021, bei denen Aufklärungsarbeit zu Corona geleistet , aber auch die Langeweile der Kinder vertrieben wurde. „Wir haben uns viel Inspiration von unserem Mutterschiff in Berlin, aber auch von den anderen Archen geholt“, berichtet Koopmann über die Erfahrungen in der Pandemie.
Ein Wohlfühlort für die Kinder
Angefangen hat die Arche mit zehn Kindern, daraus wurden nach und nach mehr. Mittlerweile sind insgesamt 60 Kinder angemeldet, sie sind aber nicht immer alle gleichzeitig da. „Uns tat es total leid, als aufgrund der Corona-Auflagen nur zehn Kinder gleichzeitig zu uns durften. Wir mussten wirklich Kinder wegschicken, weil sie nicht angemeldet waren“, so Koopmann. Jetzt sind die Türen der Arche für alle geöffnet und Kinder von sechs bis zwölf Jahren können den Kindertreff besuchen. Neben Stefanie und Maja sorgen 22 ehrenamtliche Mitarbeitende für das Wohl der Kinder. Nach der Schule können die Kinder neben einer Hausaufgabenbetreuung auf verschiedene Freizeitangebote zurückgreifen. Während der Ferien werden auch Ausflüge und Camps angeboten.
Die Kinder fühlen sich wie zuhause in der Arche. „An Weihnachten durften wir uns mit einem Gutschein etwas bei Rossmann aussuchen“, berichtet die neunjährige Dafina über ihr Highlight. Sie ist bereits seit einem Jahr angemeldet und besucht regelmäßig den Kindertreff. Der siebenjährige Tijan und die neunjährige Fortesa sind seit anderthalb Jahren dabei. „Ich fand das Galoppieren im Reitcamp mega cool“, erinnert sich Tijan. Auch Samira (7 Jahre) fand die Erfahrungen im Reitcamp besonders beeindruckend. „Ich finde schön, dass wir hier Sachen machen, die man noch nie im Leben gemacht hat“, erzählt sie. Zu ihren weiteren Highlights zählt der gemeinsame Zoobesuch und das Kochen mit den Erwachsenen. Für den siebenjährigen Ardem sind die beiden Spielbereiche der liebste Rückzugsort.
Kooperation mit der Stüve-Schule
Zweimal die Woche besucht das Team der Osnabrücker Arche die benachbarte Stüve-Schule. „Kinder sind begierig nach Nähe, Unterstützung und Wertschätzung. Leider kommen unsere Kinder aus Familien, die ihnen das größtenteils nicht geben können“, so Martin Igelmann, Schulleiter der Grundschule. Die Mitarbeitenden der Arche fördern die Kinder beim Lesen, spielen mit ihnen und helfen beim Lösen von Problemen. Mit einem selbst geschriebenen Song erzählen die Kinder gemeinsam mit ihrem Direktor die Geschichte der Arche und begeistern damit das Publikum.
Die Arche Osnabrück – wie ein Zirkus
„Ich gehe gerne in die Arche, weil es wie ein Zirkus ist. Jeder ist hier willkommen“, sagt Dafina, für die die Einrichtung zu einem Rückzugsort geworden ist. „Bei uns kommen verschiedene Talente zusammen. Jeder darf im Mittelpunkt der Manege stehen“, ergänzt die Leiterin des Kindertreffs. Bei einem Rundgang durch die Arche wird deutlich, wie viel Liebe in dem Projekt steckt und wie viel die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer für das Wohl der Kinder tun.
Spenden bedeuten große Hilfe
Bei den ersten Hausbesichtigungen war Stefanie Koopmann klar, dass es einer großen Erneuerung bedarf. „Wir sind wirklich dankbar, das Haus und insbesondere auch den großen Garten der Besitzerin Barbara Klemp nutzen zu dürfen“, merkt Koopmann an. Die Firma Thomas Philipps hat die gesamte Renovierung übernommen und so der Einrichtung ein ordentliches Make-Over verpasst. Von dem Unternehmen Solarlux wurde ein Van gespendet, der es ermöglicht, verschiedene Ausflüge mit den Kindern zu planen.
Bei der Eröffnungsfeier nahm Initiator John McGurk ebenfalls zwei Spenden entgegen. Sein Verein s4acw e.V. spendet 5000 Euro an die Arche, der L&T-Club schenkt der Einrichtung 3000 Euro. „Solche privaten Initiativen sind für soziale Arbeit extrem wichtig. Ich brenne für die Bildung der Kinder und Jugendlichen unserer Stadt, deshalb bewundere ich auch die Arbeit der Arche und stehe dahinter“, sagt Birgit Strangmann, Bürgermeisterin der Stadt Osnabrück.
Ein Hund für die Kinder
Seit 2021 hat Gründer Bernd Siggelkow das Projekt HarmonyDog ins Leben gerufen. Die Hunde sollen dabei eine positive Wirkung auf Herz und Seele der Kinder haben und ihnen ein Gefühl von Sicherheit vermitteln. Der Hund Luzy ist in der Osnabrücker Einrichtung zu einem festen Bestandteil für die Kinder geworden.
Arche steht für Kinder
„Bildung ist der Schlüssel aus der Armut. Ja, das stimmt, aber wir müssen dafür die Rahmenbedingungen schaffen. Wir müssen eine Verbindung zu den Kindern aufbauen und ihnen das Gefühl geben, hinter ihnen zu stehen. Erst dann nehmen sie die Bildung ernst“, erklärt Siggelkow. „Wir müssen jetzt in die Kinder investieren, damit sie zu unserer Zukunft werden.“