„Der festgestellte Oberbau ist frostanfällig, nicht ausreichend tragfähig und entspricht nicht dem Stand der Technik“ (Gutachten zur Bramscher Straße vom August 2015)
Zwei unserer Redaktion vorliegende Gutachten attestieren der Bramscher Straße zwischen Hansastraße und Hasetor einen maroden Zustand. Die Gutachten liegen der Verwaltung seit August 2015 (südlicher Abschnitt) und Januar 2016 (nördlicher Abschnitt) vor.
Nachdem vor wenigen Tagen die Bramscher Straße wieder freigegeben wurde, werden schon bald wieder Bauarbeiter anrücken und die nächste Vollsperrung steht bevor. Erst mehr als vier Jahre nach dem Erhalt des Straßenzustandsberichts wird die Verwaltung tätig.
Jeweils bereits auf der dritten Seite der zwei zusammen fast 100 Seiten umfassenden Gutachten zum Straßenzustand der Bramscher Straße, steht der oben zitierte zentrale Satz, der eigentlich umgehend zur Renovierung der Bramscher Straße hätte führen müssen.
Doch der aus Ostercappeln stammende und von der Stadtverwaltung beauftragte Gutachter wurde abschließend noch deutlicher:
„[…] der Zustand der Fahrbahn [ist] insgesamt als ungenügend einzustufen und muss umgehend erneuert werden.“ (Gutachten zur Bramscher Straße vom August 2015)
Das „umgehend“ wurde aber von der Verwaltung und der Lokalpolitik offensichtlich großzügig ausgelegt: Es passierte bislang nichts!
An den Endpunkten der Bramscher Straße wurde gebaut – in der Mitte ruhte der Verkehr
Direkt nach Fertigstellung des Gutachtens, das ein Arbeitsauftrag hätte sein können, war die Bramscher Straße zwischen Hansastraße und Hasetor, jeweils an den Einfädelungen in die Bundesstraße 68, eine dauerhafte Baustelle und fließender Verkehr fand zwischen diesen teils parallel durchgeführten Baustellen regelmäßig nicht statt.
Busse und Individualverkehr wurden über die Hansastraße umgeleitet.
Die laut Gutachten dringende Renovierung der Fahrbahnoberfläche wurde jedoch nicht angefasst – obwohl zwischen Hansastraße und Hasetor ohnehin kein durchgängiger Verkehr mehr möglich war und eine Baustelle auf ganzer Länge der Bramscher Straße nicht zu zusätzlichen Belastungen des Verkehrs geführt hätte.
324 Löcher, Risse und Frostaufbrüche auf wenigen Hundert Metern
Beide Gutachten, die auch der Politik im Stadtentwicklungsausschuss (StUA) 2016 vorgelegt wurden – noch vor Beginn der erst im August 2019 (deutlich verspätet) beendeten Baustellen an den Einmündiungen zu Hasetor und Hansastraße – listen akribisch jedes einzelne Schlagloch auf – ordentlich dokumentiert auf 324 Fotos, fein säuberlich in Tabellen und Kartenausschnitten eingetragen.
Mit Ausnahme der Stellen, an denen in den vergangenen Jahren Kanalarbeiten vorgenommen wurden und die Einfädeln auf die Hansastraße neu geregelt wurde, sind diese Frostaufbrüche, Belagablösungen und teils handtellerbreiten Risse in der Fahrbahn noch immer vorhanden.
Entwässerung nicht mehr gegeben
Neben den Alterungserscheinungen der Fahrbahnoberfläche, hat die Bramscher Straße aber noch ganz andere Probleme. Obwohl Starkregen als eine der größten Herausforderungen der Stadtplanung gilt und bei jedem Sommerunwetter vollgelaufene Keller drohen, wurde trotz der inzwischen fast vier Jahre alten Gutachten ignoriert, dass von Seiten des beauftragten Gutachters festgestellt wurde „Die Anzahl der Straßenabläufe ist für die vorhandene Straßenbefestigung einschließlich der Gehwege […] nicht ausreichend.“ und weiter „Insgesamt betrachtet liegt eine kaum funktionierende Oberflächenentwässerung vor.“
Krebserregende Stoffe im Asphalt
Wenn doch noch die Bagger anrücken, kommt auf die Stadt aber noch ein weiteres Problem zu. Der teils noch aus der Gründerzeit der Bundesrepublik stammende Asphalt ist mit polyzyklisch aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK) und Phenol verunreinigt und krebserregend. Eine kostspielige Entsorgung ist damit notwendig. Die gute Nachricht: Asbestfasern wurden nicht festgestellt.
Stadtwerke planen aktuell keine weitere Kanalsanierung an der Bramscher Straße
Oft, wie zum Beispiel aktuell an der Rheiner Landstraße, werden Straßensanierungen in Abstimmung mit den Stadtwerken durchgeführt. Wenn ohnehin das Kanalnetz renoviert wird, folgen die Straßenbauer: „Eine Baustelle, zwei Probleme gelöst“, so funktioniert das Baustellenmanagement in der Theorie.
Kanalarbeiten sind allerdings an der Bramscher Straße derzeit nicht vorgesehen, das bestätigten die Stadtwerke auf Nachfrage unserer Redaktion: „Auf lange Sicht ist natürlich nicht auszuschließen, dass in dem besagten Abschnitt weitere Sanierungsmaßnahmen erforderlich sind, da die Stadtwerke dem Prinzip der zustandsorientierten Instandhaltung folgen. Zum jetzigen Zeitpunkt gibt es jedoch keine konkreten Pläne für weitere Kanalbauarbeiten in dem besagten Abschnitt.“
Verwaltung will nach der Sommerpause mit Planungen beginnen
Ein Sprecher der Stadtverwaltung erklärte auf Nachfrage der HASEPOST, dass die Vollsperrung und Neuasphaltierung der Bramscher Straße nach den Sommerferien auf den Weg gebracht werden soll: „Zunächst wird jetzt nach der Sommerpause verwaltungsintern ein Vorschlag erarbeitet, der dann den politischen Gremien zur Diskussion und Entscheidung vorgelegt wird.“
Mobilitätswende scheitert an Planung und Durchführung von Baustellen
Die vor wenigen Tagen abgeschlossenen Bauarbeiten, bei denen die Einfädelungen an der Hansastraße und am Hasetor neu geregelt wurden. dienten der Busbeschleunigung für Osnabrücks erste Metrobuslinie M1. Mit einem beschleunigten ÖPNV wollen die Stadtwerke u.a. das Busfahren attraktiver machen und sowohl die Anzahl der benötigten Busse wie der knappen Fahrer reduzieren.
Die Bauarbeiten sollten parallel zum Start der Elektrobuslinie abgeschlossen werden, verzögerten sich aber um Monate, so dass die Elektrobusse seit ihrem Start in einem nicht-beschleunigten Fahrplan fahren. Die von Politik und Verwaltung gewünschte Mobilitätswende wird mit den nun erneut anstehenden Bauarbeiten wohl erneut ausgebremst. Wann mit der dringend notwendigen Neu-Asphaltierung weiter Teile der Bramscher Straße zu rechnen ist, ist noch offen.