In Osnabrück gibt es in diesem Jahr gleich zwei Strandbars, die in den Sommermonaten vorübergehend für Strandatmosphäre sorgen sollen: den Theater Beach und den Hasebeach. Während der Theater Beach bereits zum dritten Jahr in Folge aufgeschüttet wird, feiert der Hasebeach am Moskaubad auf einer Grünfläche Premiere. Doch wie gut tut das eigentlich dem Rasen?
Um den Klimawandel zu überstehen, müssen Städte klimaresilienter werden. Das bedeutet, dass Grünflächen erhalten und gestärkt werden müssen. Gleichermaßen sollten bereits betonierte oder asphaltierte Flächen entsiegelt werden, damit die warme Umgebungstemperatur im Sommer nicht gespeichert und reflektiert wird – soweit ist sich die Forschung zur Klimaresilienz einig. Die Stadt Osnabrück setzte mit dem Förderprogramm „Grün statt Grau“ Anreize für Privatpersonen, ihre Gärten zu begrünen und appelliert, weniger Schottergärten anzulegen. Darüber hinaus verpflichtete sich der Ausschuss für Stadtentwicklung und Umwelt zum Schutz und der Weiterentwicklung der “Grünen Finger”. Gleichzeitig werden hier regelmäßig Bauvorhaben diskutiert, die massiv in die Grünen Finger der Stadt eingreifen, Kaltluftschneisen verbauen oder Grünflächen versiegeln. Ende Juni wird durch den Hasebeach die nächste städtische Grünfläche versiegelt – zwar nur temporär, aber macht das einen Unterschied?
Durch schöne Strände inspiriert
Der Hasebeach am Moskaubad wird vom Bissendorfer Unternehmen Cocktail Paradise betrieben. Das Unternehmen machte sich mit Cocktail- und Glühwein-Taxis vor allem während der Corona-Pandemie einen Namen in der Region Osnabrück. Die Idee, eine Cocktail-Strandbar in Osnabrück zu eröffnen, hätte der Inhaber Daniel Rynio bereits seit einiger Zeit im Kopf gehabt. Inspirationen wären neben Reisen zu schönen Stränden auch angesagte Sommerbars gewesen. Für eine sommerliche Strandbar hätte sich die Grünfläche am Moskaubad perfekt geeignet: „Beach, Wasser, Natur und das Ganze in einem ausgehfreudigen Stadtteil – das passt aus unserer Sicht gut zusammen.“
Grünfläche bisher als Liegewiese genutzt
Die ausgewählte Grünfläche gehört zum Moskaubad und damit den Stadtwerken Osnabrück. Sie wurde bisher als Liegewiese genutzt – allerdings wäre sie selbst an sehr gut besuchten Tagen eher sporadisch gefüllt, heißt es von einem Sprecher auf Anfrage. Dass der Hasebeach jetzt seine Zelte auf der Grünfläche aufschlägt, wäre für die Stadtwerke daher kein Problem. Insgesamt sollen bis zur Eröffnung am 30. Juni etwa 200 Tonnen Sand auf die bisherige Grünfläche geschüttet werden.
Zukünftige Nutzung der Fläche offen
Die Bramscher Firma Dallmann kümmert sich um den Transport und die Aufschüttung des Sandes. Auf Nachfrage bekräftigt Daniel Rynio, dass es sich dabei um Sand aus der Region Osnabrück handele. Finanziert wird der Hasebeach durch Cocktail Paradise sowie andere regionale Werbepartner – über den Kostenpunkt des Sandes kann Betreiber Rynio jedoch keine Auskunft geben. Nach Saisonende am 17. September soll der Hasebeach abgebaut und der Sand entfernt werden. Ob es im nächsten Jahr zu einer Wiederholung kommt, die Fläche wieder zur Liegewiese wird oder einer anderen Bestimmung zugeführt wird, ist aus Sicht der Stadtwerke Osnabrück noch offen. Ebenso offen ist aller Voraussicht nach auch der Zustand der Grünfläche, nachdem der Sand wieder entfernt wurde.
Viele Faktoren beeinflussen Zustand des Rasens
Denn ob die Rasenfläche die Zuschüttung mit Sand verkraftet oder nicht, hängt von mehreren Faktoren ab. Prof. Martin Thieme-Hack von der Hochschule Osnabrück und Experte für Grünflächenmanagement erklärt, dass die Randbedingungen der Aufschüttung eine entscheidende Rolle spielen: „Wie vital ist die Rasendecke jetzt? Welche Grasarten sind im Bestand? Wie sind die Bodenverhältnisse? Welcher Sand wird verwendet? Wie ist der Witterungsverlauf in der Zeit ab Abdeckung?“, sind nur wenige Aspekte, die den Erhaltungszustand des Rasens ausmachen.
Ungewisse Zukunft für die Liegewiese
Letztendlich ist die Zuschüttung der Rasenfläche am Moskaubad damit ein Zukunftsspiel, in das neben kalkulierbaren Umständen wie der Sandart und der aktuellen Vitalität der Rasenfläche auch unkalkulierbare Elemente reinspielen – etwa die Wetterverhältnisse während des zweieinhalbmonatigen Betriebs des Hasebeachs. „Rasengräser sind sehr strapazierfähig, daher kann es sein, dass wenige Wochen nach dem Event, ganz ohne Pflegeleistungen wieder alles beim Alten ist.“ Thieme-Hack erinnert an den vergangenen Sommer: „Kaum 14 Tage nach dem ersten richtigen Regen waren die Rasenflächen wieder Grün. Wenn es schlecht läuft, muss die Rasenfläche neu hergestellt werden.“ Erst Mitte September, nachdem der Sand entfernt wurde, wird sich zeigen, welche Auswirkungen die Aufschüttung haben wird.
Aus wirtschaftlicher Sicht ist es für die Stadtwerke Osnabrück als Tochter der Stadt sicherlich lukrativ, die bisher wenig genutzte Liegewiese einer Alternativnutzung zuzuführen. Auch für die Nachbarschaft in der Wüste könnte der Hasebeach zu einem lang ersehnten Treffpunkt werden, gibt es in diesem Stadtteil doch kaum andere Begegnungsorte. Wie sinnvoll es war, dafür eine weitere Grünfläche zuzuschütten, wird sich im September zeigen.