Der haushaltspolitische Sprecher der Grünen-Fraktion, Sven-Christian Kindler (Grüne), drängt auf mehr Maßnahmen zur besseren Vereinbarkeit von Familie und Spitzenpolitik. In einem Interview mit der „taz“ äußerte er Kritik an den aktuellen Arbeitsbedingungen und forderte strukturelle Änderungen, um Eltern im politischen Alltag zu entlasten.
Forderung nach familienfreundlicheren Strukturen
Sven-Christian Kindler, zweifacher Vater und seit 2009 Abgeordneter im Bundestag, sieht dringenden Handlungsbedarf in der Politik. „Man könnte viel ändern. Zum Beispiel keine Termine, Abstimmungen und Verhandlungen mehr am Abend durchführen. Und für Abgeordnete eine Elternzeit mit einer Vertretungsregelung einführen“, betonte er im Gespräch mit der „taz“ (Freitagsausgabe). Nach der Geburt seiner Kinder hatte sich Kindler jeweils vier Monate „inoffiziell in Elternzeit“ genommen, wie er berichtet: „Mir war das zu wenig, aber ich habe mich auch nicht getraut, länger wegzubleiben“.
Persönliche Entscheidung und Begründung
Im April 2024 hatte Kindler angekündigt, bei der nächsten Bundestagswahl nicht mehr zu kandidieren. Als Grund für diesen Schritt nannte er die unzureichende Vereinbarkeit von gleichberechtigter Elternschaft und einem Job in der Spitzenpolitik: „Der Großteil der Sorgearbeit liegt bei meiner Frau, und das ist nicht gerecht“, erklärte er gegenüber der „taz“. Trotz seiner Bemühungen, berufliche Termine am Wochenende zu vermeiden, stehe er stets unter dem Druck, jederzeit erreichbar sein zu müssen. „Die Erwartung in der Politik ist, dass man 24/7 erreichbar ist. Darauf habe ich keine Lust mehr“, so Kindler. Dies bringe seine Frau in die Lage, ständig verfügbar sein zu müssen, um einzuspringen, was er als ungerecht empfindet.
Langfristige Vision
Kindler betont, dass strukturelle Änderungen notwendig seien, um die Belastung von Eltern in der Politik zu vermindern. Seine Forderungen zielen darauf ab, die Rahmenbedingungen zu schaffen, die eine gleichberechtigte Elternschaft ermöglichen. Damit stellt er nicht nur persönliche Bedürfnisse, sondern auch eine gesellschaftliche Forderung in den Mittelpunkt.
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