Michael Kellner, Staatssekretär im Wirtschaftsministerium und ehemaliger Wahlkampfchef der Grünen, warnt die Partei davor, sich angesichts aktueller Schwierigkeiten zurückzuziehen. In einem Interview mit dem “Spiegel” betont er die Notwendigkeit von Strukturveränderungen und einer kritischen Reflexion, um effektiver und klarer in der politischen Kommunikation zu werden.
Kein Rückzug in die Nische
Michael Kellner, der ehemalige Wahlkampfchef der Grünen und jetzige Staatssekretär im Wirtschaftsministerium, warnt seine Partei vor einem Rückzug in die Nische. “Bei einem Teil der Grünen gibt es in solchen Situationen den Reflex, sich in die Nische zurückzuziehen. Das ist aber falsch”, sagte Kellner dem “Spiegel”. Er fordert, trotz der aktuellen Schwierigkeiten, den “Traum vom Kanzleramt” nicht aufzugeben und sich “nicht in die Nische reindrücken [zu] lassen”.
Notwendigkeit von Strukturveränderungen
Kellner sieht die Notwendigkeit, die Strukturen der Partei zu reformieren. “Wir brauchen zu lang für unsere Botschaften und Papiere. Während wir noch intern beraten, ist die Konkurrenz schon längst auf Sendung. Wenn wir dauerhaft führen wollen, müssen wir schneller und klarer werden”, so Kellner. Bei den anstehenden Parteitagswahlen plädiert er gegen Personaldebatten, da diese “uns jetzt nicht weiterbringen”.
Reformbedarf am Beispiel des Heizungsgesetzes
Als Beispiel für den Reformbedarf führt Kellner das Heizungsgesetz von Robert Habeck an, das im vergangenen Frühjahr in die Kritik geraten war. “Wir haben zu wenig erklärt, all die Argumente, Fakten und Entlastungsangebote sind zu spät herausgetröpfelt. Damit haben wir der Sache geschadet”, räumte Kellner ein.
Kritik muss souverän begegnet werden
Auf die Frage, warum Grünen-Politiker oft unsouverän reagieren, wenn sie für ihr politisches Handeln kritisiert werden, sagte Kellner: “Es ist richtig, sich gegen falsche Vorwürfe zu wehren. Mit Weinerlichkeit und Mimimi gewinnen Sie keine Unterstützung. Das aber ist leichter gesagt als getan. Wir arbeiten unter einem krassen Druck. Da ist es nicht immer einfach, cool zu bleiben. Wir bleiben Menschen.”
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