Nachdem der neue Deutschlandchef des französischen Investors Unibail-Rodamco sich in einem Gespräch mit der Neuen Osnabrücker Zeitung für eine Neukonzeptionierung des Projekts am Neumarkt aussprach – und sich öffentlich von seinen ehemaligen Mitarbeitern und Terminversprechungen distanzierte – melden sich die Osnabrücker Grünen zu Wort.
In einer am Montag veröffentlichten Presseerklärung bekräftigt die Ratsfraktion der Osnabrücker Grünen die Unterstützung für den Kurswechsel des Investors.
„Wenn der Investor seine Planungen zugunsten von zusätzlichem Wohnraum in zentraler Lage weiterentwickeln würde, so würden wir auch dieses Vorhaben positiv begleiten. Osnabrück hat großen Bedarf an mehr Wohnraum. Unabhängig von dem endgültigen Nutzungskonzept erwarten wir jetzt vom Investor, dass es endlich am Neumarkt voran geht. Es wurde schon genug Zeit vertrödelt“, erklären der Fraktionsvorsitzende, Michael Hagedorn, und Volker Bajus, Mitglied im Stadtentwicklungsausschuss.
Investor plant schon seit 7 Jahren
Hagedorn verweist darauf, dass Unibail bzw. mfi nun schon mehr als sieben Jahre planten. „Es ist höchste Zeit, dass sich auch praktisch was tut und es nicht nur bei Ankündigungen bleibt“, so der Fraktionschef. „Wir müssen aber auch sehen, dass die Digitalisierung die Welt des Einzelhandels in den letzten Jahren erheblich umgekrempelt hat und die Konzepte der Vergangenheit womöglich keine erfolgreiche Zukunft haben.“
Die Grünen verweisen auch darauf, dass die Innenstadt eine hervorragende Infrastruktur besitzt. „Hier gibt es alles was man zum Leben braucht. Die Erneuerung des Neumarktes als ganzheitliche Quartiersentwicklung zu betrachten, halten wir daher für einen vielversprechenden Ansatz“, erläutert Bajus.
Offen für neue Zugeständnisse an fristsäumigen Investor
„Die GRÜNEN haben im Interesse der Entwicklung der gesamten Innenstadt auf eine starre Begrenzung und auf strenge Regeln im Vertrag zwischen Stadt und Investor gedrängt. Wenn der Investor diese nun im Detail noch verändern möchte, so sind wir gesprächsbereit“, betont Hagedorn. „Wir sind bereit mit Unibail- Rodamco gemeinsam an der Innenstadtentwicklung der Zukunft zu arbeiten. Das kann Impulse für die ganze City mit sich bringen. Wenn die Konzepte überzeugen, sollte der Durchführungsvertrag einer erfolgreichen Realisierung möglichst nicht im Wege stehen.“
Die Grünen begrüßen auch erste Überlegungen der Planungsgruppe um Reinhart Richter, die in den weiteren Prozess ebenfalls eingespeist werden sollten. „Wenn aus der Bürgerschaft neue Ideen und Konzepte kommen, dann kann das die Überlegungen für eine endgültige Detailplanung bereichern. Entscheidend sei dabei jedoch, Unibail als Haupteigentümer der Immobilien mit ins Boot zu holen. Angesichts der hervorragenden Standortqualität sind wir davon überzeugt, dass am Ende eine für die gesamte Innenstadt sinnvolle Entwicklung stehen kann“, so die GRÜNEN abschließend.
Kommentar des HASEPOST-Herausgebers Heiko Pohlmann
Kann man ernsthaft noch Vertrauen in diesen Investor haben? Jahr um Jahr wurden die Osnabrücker – und auch die Osnabrücker Grünen – mit Versprechungen bei der Stange gehalten, die sich allesamt in Wohlgefallen auflösten.
Sich jetzt (endlich) den Realitäten des Onlinehandels und des Strukturwandels im Einzelhandel zu stellen, mag eine gute Idee sein – aber bitte doch nicht mit diesem Unternehmen, das sich häufig genug als unzuverlässiger Partner erwiesen hat. Ein multinationaler Konzern, dem die Stadtentwicklung an der Hase herzlich egal ist.
Es wäre nun an der Zeit für eine Rückabwicklung der Pläne zu kämpfen und in Verkaufsverhandlungen für die Neumarkt-Ruinen zu treten.
Nach Aussagen des Stadtkämmerers sind die Kassen der Stadt gut gefüllt – warum sollte die Stadt nicht jetzt die Initiative ergreifen und selbst investieren? Anders als ein anonymer Heuschreckenkonzern aus Frankreich können wir Osnabrücker die Zukunft der Osnabrücker Innenstadt sicher besser selbst beurteilen. Allerdings sollten sich die Politiker und Verwaltungsmitarbeiter aus der Planung heraushalten, die in den vergangenen Jahren die Augen verschlossen haben vor den zahlreichen Mahnern, dass das nun zur Beerdigung anstehende Konzept keine Zukunft haben wird. Wie gesagt: Die Gründe für das Scheitern des Shoppingcenter-Konzepts waren vor sieben Jahren schon bekannt. Amazon & Co gab es bereits im Jahr 2010!