Grippeschutzimpfungen gibt es jetzt auch dauerhaft in der Apotheke.
Grippeschutzimpfungen in Apotheken gehören in Deutschland ab sofort zur Regelversorgung. Diese Reform wurde am vergangenen Freitag (10. Juni) im Rahmen des Pflegebonusgesetzes im Bundesrat beschlossen. Ob und wie zufrieden Menschen mit dem Angebot sind, zeigen jetzt neue Evaluationsdaten eines Modellprojektes der AOK Niedersachsen und des Landesapothekerverbandes Niedersachsen e.V. (LAV).
In der Grippesaison 2021/2022 nutzten mehr als 1.000 Patienten das niedersächsische Pilotprojekt und ließen sich in Apotheken gegen Influenza impfen. Die Versorgungsforscher der AOK haben die Gruppe der Interessenten und ihre Motivation analysiert.
Keine Wartezeiten vor Apotheken
Zu den am häufigsten genannten Beweggründen gehört die leichte Erreichbarkeit (75 Prozent), keine Wartezeiten (65 Prozent), Vertrauen in die Kompetenz der Apotheke (59 Prozent) und günstige Öffnungszeiten (43 Prozent).
Die Impfung inklusive Patientengespräch dauerte in den Apotheken im Durchschnitt 17 Minuten. 80 Prozent der Personen hatten sich früher schon einmal gegen Influenza impfen lassen, die meisten von ihnen beim Hausarzt. Der Großteil der Menschen, die das Angebot angenommen haben, waren zwischen 30 und 64 Jahren alt, mit 58 Prozent überwog dabei der Anteil der Frauen. Steigendes Interesse registrierten die Apotheker ab September 2021, der Höhepunkt war mit 48 Prozent im November erreicht.
Wichtige Impulse für bessere Impfquote
„94 Prozent waren sehr zufrieden und würden sich aufgrund der Erfahrung wieder in einer Apotheke impfen lassen. Erste Adresse für Impfwillige sind aber immer noch die Arztpraxen“, so Dr. Jürgen Peter, Vorstandsvorsitzender der AOK Niedersachsen. Berend Groeneveld, Vorstandsvorsitzender des LAV, ergänzt: „Das Ergebnis der Evaluation zeigt, dass das Impfangebot in Apotheken von den Patienten gut angenommen wird. Grippeschutzimpfungen in Apotheken ergänzen das bestehende Impfangebot der Haus- und Fachärzte und bieten gerade für Menschen, die bislang noch nicht von den Impfangeboten erreicht werden konnten, eine niedrigschwellige Anlaufstelle.“
Die Gesetzesänderung zum Impfangebot in Apotheken und das vorausgehende Modellprojekt seien deshalb weitere, wichtige Impulse für eine bessere Impfquote. Allein durch die niedersächsische Initiative hätten sich 20 Prozent der Teilnehmer erstmals für eine Influenza-Impfung entschieden. Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt die jährliche Grippeimpfung für alle, die ein erhöhtes Risiko haben, schwer zu erkranken. Die Zielvorgabe der Europäischen Union, die bei älteren Menschen eine Impfquote von 75 Prozent vorsieht, wird in Deutschland laut RKI nicht annähernd erreicht.