Stress scheint unausweichlich zu sein, ist oft stark zu spüren und manchmal auch nur ein unterschwelliger Begleiter. Besonders chronischer Stress hat oft unerwünschte Auswirkungen auf unseren Körper – von Kopfschmerzen bis hin zu Magenbeschwerden. Chronischer Stress macht sich oft auch äußerlich bemerkbar, beispielsweise in Form von grauen Haaren. Denn graue Haare können nicht nur mit zunehmendem Alter entstehen. In diesem Artikel werden wir genauer darauf eingehen, wie Stress unsere Haarfarbe beeinflussen kann und vor allem, was Sie tun können, um diesen Effekt rückgängig zu machen und Ihre natürliche Haarfarbe wieder zu bekommen. Denn das ist tatsächlich in einigen Fällen möglich und wir verraten, wie.
Was passiert bei Stress im Körper?
Wenn wir Menschen einer Stresssituation ausgesetzt sind, setzt der Körper automatisch Stresshormone wie Adrenalin, Noradrenalin und Cortisol frei. Diese Hormone gelangen rasch in den Blutkreislauf und beeinflussen dort zahlreiche körperliche Prozesse. Was wir als „Stress“ bezeichnen, ist im Grunde die Reaktion dieser Stresshormone auf die Nerven und Organe. Dies äußert sich typischerweise in:
- einem Anstieg von Blutdruck und Puls
- einer Erhöhung des Blutzuckerspiegels
- schnellerer Atmung
- Aktivierung des Sympathikus
- Anspannung der Muskulatur
- Verlangsamung der Verdauung
- Erweiterung von Blutgefäßen und Bronchien
Wenn wir unter Stress stehen, werden die Energiereserven des Körpers mobilisiert, früher war dies notwendig, um in Gefahrensituationen entweder zu kämpfen oder zu fliehen. Dieser Zustand kann dazu führen, dass andere Stoffwechsel-, Wachstums- und Regenerationsprozesse vorübergehend zurückgestellt werden.
Kurzfristig ist dies nicht unbedingt gesundheitsschädlich, aber auf lange Sicht kann chronischer Stress das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, erhöhte Blutfettwerte, Diabetes und Schlaganfälle erhöhen. Zudem beschleunigt Stress den Alterungsprozess des Körpers sowohl innerlich als auch äußerlich. Dies macht sich beispielsweise durch ergrautes Haar bemerkbar.
Wieso werden die Haare durch Stress grau?
Die Haarfarbe wird von einem Zusammenspiel aus Eumelanin (dunkles Pigment) und Phäomelanin (helles/rötliches Pigment) bestimmt, die in unterschiedlichen Mischungsverhältnissen vorhanden sind. Während des Haarwachstums produzieren Melanozyten in den Haarfollikeln diese Pigmente. Das Haar, bestehend aus mehreren Schichten, wächst Millimeter für Millimeter bereits pigmentiert nach draußen. Wenn der Körper unter chronischem Stress steht, können während diesem Prozess Veränderungen eintreten.
Graue Haare durch geschädigte Stammzellen
Stress aktiviert den Sympathikus, einen Teil des vegetativen Nervensystems, dessen Nervenfasern sich durch den gesamten Körper ziehen, auch bis in die Haarfollikel. Eine Studie, geleitet von Ya-Chieh Hsu, untersuchte diesen Zusammenhang und ergab, dass Stressreaktionen an den Nervenenden im Follikel die Freisetzung von Noradrenalin bewirken. Dieses aktiviert die Stammzellen, die für die Produktion von Melanozyten verantwortlich sind. Wenn diese Stammzellen gleichzeitig aktiviert werden, kann ihr Vorrat erschöpft sein. Das Ergebnis: Es gibt keine Stammzellen mehr für die Pigmentproduktion, und das Haar wächst farblos nach und erscheint weiß oder grau.
Graue Haare durch gestresste Mitochondrien
Forschende der Columbia University in New York fanden einen weiteren Erklärungsansatz für stressbedingtes Ergrauen der Haare. In einer Studie wurden 14 Probanden gebeten, ein Stresstagebuch zu führen. Durch ein spezielles Verfahren der Wissenschaftlerin Ayelet Rosenberg wurden die Haare jedes Probanden analysiert. Es stellte sich heraus, dass das Ergrauen der Haare mit den im Tagebuch festgehaltenen Stressgefühlen korrelierte.
Die Studiengruppe erklärt dieses Phänomen durch die Reaktion der Mitochondrien auf Stresshormone. Diese Zellorganellen, die als Kraftwerke der Zellen bezeichnet werden, sind auch für die Pigmentbildung in den Follikeln des Haars verantwortlich. Stresshormone beeinflussen die Mitochondrien, was wiederum das Haar ergrauen lässt.
Wie kann man graue Haare durch Stress rückgängig machen?
Wenn das Haar frühzeitig ergraut, können dafür verschiedene Ursachen verantwortlich sein. Oft spielen genetische Veranlagung, Lebensstil und natürlich das Stressniveau eine große Rolle. Graue Haare können vor allem in jungen Jahren das Selbstbewusstsein vieler beeinträchtigen, und ständiges Färben wird zur Last.
Es gibt jedoch Hoffnung für diejenigen, die unter stressbedingtem Ergrauen der Haare leiden. Forscher der Columbia University fanden heraus, dass eine Repigmentierung der Haare möglich ist. Interessanterweise kehrte die natürliche Haarfarbe zurück, sobald das Stresslevel der Betroffenen abnahm.
Um graue Haare, die durch Stress verursacht wurden, wieder in die natürliche Haarfarbe zu verwandeln, ist es wichtig, das Stresslevel dauerhaft zu reduzieren. Folgende Maßnahmen können dabei helfen, das Stressniveau zu senken und graue Haare rückgängig zu machen:
Haare pflegen
Der erste Schritt für gesunde Haare ist eine gute Haarpflege mit antioxidativen Wirkstoffen. Eine ausgewogene Versorgung mit Ölen und Vitaminen kann das Haar von außen nähren und unterstützen, um gesundes Haarwachstum und Repigmentierung zu fördern. Hierfür eignet sich besonders die Citurin Haartinktur, welche Antioxidantien enthält und eine zellschützende Wirkung hat. Außerdem soll die Tinktur die Melaninsynthese anregen und dadurch die Pigmentbildung in der Haarwurzel wieder anregen.
Kleinere Ziele setzen
Ständige Überforderung kann dauerhaften Stress verursachen. Es ist daher wichtig, sich kleine und realistische Ziele zu setzen, um einen unterbewussten Leistungsdruck zu vermeiden. Kleine Etappenziele können Erfolgserlebnisse fördern und den selbstgemachten Stress reduzieren.
Neue Wege gehen
Unzufriedenheit im Beruf kann ein großer Stressfaktor sein. Wer darunter leidet, sollte darüber nachdenken, ob ein beruflicher Wechsel oder eine neue Ausbildung notwendig ist, um langfristig psychische Belastungen zu reduzieren.
Regelmäßig abschalten
Nicht immer lassen sich alle stressigen Faktoren aus dem Leben streichen, daher muss man Strategien entwickeln, um mit diesen Faktoren umzugehen und das Stresslevel zu senken. Sogenannte Coping-Strategien können ein warmes Bad sein, Zeit mit einem Buch, Spaziergänge, Sport, Urlaub, Yoga oder Meditationsübungen – alles was Freude bereitet und den Kopf frei macht. Solche Strategien können helfen, das Stresslevel zu senken.
Gesund leben
Ein gesunder Lebensstil mit ausreichend Schlaf, regelmäßiger Bewegung, einer ausgewogenen Ernährung und dem Verzicht auf Alkohol und Zigaretten kann dazu beitragen, die Auswirkungen von Stress auf den Körper und frühzeitiges Altern zu minimieren.
Können die Haare über Nacht grau werden?
Die Legende behauptet, dass Marie Antoinette in der Nacht vor ihrer Hinrichtung plötzlich weiße Haare bekommen haben soll. Der Schock über ihr bevorstehendes Ableben soll so tief gewesen sein, dass es bei ihr zu enormem Stress führte, der ihr Haar ergrauen ließ. Doch wie viel Wahrheit steckt wirklich hinter dieser Geschichte?
Die einfache Antwort lautet: Keine. Aus rein physiologischer und biologischer Sicht ist es unmöglich, dass das Kopfhaar innerhalb einer einzigen Nacht vollständig grau wird. Die Wissenschaft macht der Sage also einen Strich durch die Rechnung.
Jedes Haar durchläuft einen langen Wachstumszyklus und wächst etwa einen Zentimeter pro Monat. Die Haare, die bereits aus der Kopfhaut herausgewachsen sind, können ihre Farbe gar nicht mehr ändern. Lediglich das nachwachsende Haar kann grau sein. Da die Haare jedoch relativ langsam wachsen, wird graues Haar erst nach mehreren Wochen sichtbar.
Das schließt aber nicht aus, dass Stress graue Haare infolge eines extrem stressigen oder traumatischen Erlebnisses verursachen kann. Dies wurde bereits in vielen Studien belegt.
Können Depressionen graue Haare verursachen?
Depressionen an sich verursachen keine grauen Haare. Allerdings kann es sein, dass Menschen, die unter Depressionen leiden, ein erhöhtes Stressniveau haben, das wiederum die Wahrscheinlichkeit von grauen Haaren erhöht. Denn wie bereits erwähnt, kann chronischer Stress den Alterungsprozess beschleunigen, einschließlich der Veränderungen in der Haarfarbe.
Darüber hinaus kann es passieren, dass Menschen, die an Depressionen leiden, manchmal etwas weniger Interesse an der Pflege ihres Äußeren haben, was sich auf ihre Haar- und Hautgesundheit auswirken kann. Dies könnte dazu führen, dass sie weniger auf ihre Haare achten und weniger daran interessiert sind, die Auswirkungen von Stress auf ihr Haar zu mildern.