Gestern Abend (07.03.) öffnete die Gleichstellungsbeauftragte des Landkreises Osnabrück, Franziska Matt, die Türen zu einer Veranstaltung, die die Augen für die Realität öffnen sollte. Anlässlich des Internationalen Frauentags versammelten sich Interessierte im Kreishaus zu einem Abend der Erkenntnisse, begleitet von einem Vortrag von Dr. Andrea Jochmann-Döll mit dem Titel „Mythen und Wahrheiten um den Gender Pay Gap“ und musikalischer Untermalung durch die Gitarristin Katrin Remmert, Inhaberin des Musikhofs Melle.
Der Abend startete mit einem Zitat der US-amerikanischen Feministin und Frauenrechtlerin Gloria Steinem, das die Grundlage für die Veranstaltung legte: „Die Wahrheit wird dich befreien. Aber zuerst wird sie dich verärgern.“ Ein Leitspruch, der die Gäste durch einen Abend der Erkenntnisse begleiten sollte.
Komplexe Mythen rund um den Gender Pay Gap
Am vergangenen Mittwoch, dem Equal Pay Day, wurde verdeutlicht, dass der Gender Pay Gap nach wie vor ein brisantes Thema ist. Die Erste Kreisrätin Bärbel Rosensträter eröffnete die Veranstaltung und betonte, dass die Wahrheit ein objektives Konstrukt ist, das nicht von Meinungen abhängig sein kann. Alternativfakten haben bei der Wahrheit keinen Platz, und darauf basierend präsentierte Rosensträter Fakten zur Verteilung der Gehälter zwischen Männern und Frauen.
Dr. Andrea Jochmann-Döll führte in ihrem Vortrag weiter durch die komplexen Mythen rund um den Gender Pay Gap. Kritisch hinterfragte sie Formulierungen und machte deutlich, dass der Gender Pay Gap nicht alleiniger Indikator für Entgeltdiskriminierung ist. Insbesondere der Mythos eines neutralen Tarifvertrags, der Entgeltgleichheit garantieren soll, wurde als irreführend entlarvt. Selbst in solchen neutralen Verträgen werden Beschäftigte aufgrund ihres Geschlechts in besonderer Weise benachteiligt, eine mittelbare Entgeltdiskriminierung, die in den gesellschaftlichen Strukturen verwurzelt ist und weiterhin besteht.
Männer und Frauen sind noch nicht gleichgestellt
Im Diskurs um die Arbeit der Gleichstellungsbeauftragten wurde festgestellt: Männer und Frauen sind noch nicht gleichgestellt. Gleiche Arbeit wird nicht gleich, geschweige denn gleichwertig, bezahlt. Unsere Gesellschaftsstrukturen spiegeln diesen Missstand wider. Der diesjährige Internationale Frauentag ist somit ein Aufruf, nicht nur Danke zu sagen, sondern auch die täglichen Leistungen der Frauen im Bereich der Care-Arbeit angemessen zu würdigen und gleiche Bezahlung für gleiche Arbeit einzufordern. Es ist an der Zeit, Mythen zu entlarven und die Wahrheit anzuerkennen, um wirkliche Veränderungen herbeizuführen.