Am Freitag stieg der Heißluftballon der jobmesse deutschland erstmalig zur „Tauffahrt“ über Osnabrück auf. Ein ganz besonderer Gast war mit an Bord: Günter Wetzel, einer der Flüchtlingen, denen 1979 eine spektakuläre Flucht aus der DDR gelang.
Drei Monate Herstellungszeit und circa 1.000 Quadratmeter Stoff hat es benötigt, um ihn herzustellen: den „jobmesse deutschland-Heißluftballon“ der Werbe- und Messeagentur Barlag. 110 Kilo wiegt die Hülle des Ballons, 77 Kilo ist der Korb schwer.
Mit dem Heißluftballon erfüllt sich Michael Barlag, Gründer der Barlag Werbe- und Messeagentur, die unter anderem die jobmesse deutschland organisiert, einen Traum
„Ich bin jetzt 51 Jahre alt, aber wenn ich einen Heißluftballon am Himmel sehe, dann werde ich wieder zum Kind. Und ich glaube, das geht auch vielen anderen so“, erzählt Barlag kurz vor der ersten Fahrt des frischgetauften Ballons.
Am Freitagabend, (24. Juli), kurz nach 20:30 Uhr stieg der Ballon zur allerersten Fahrt über Osnabrück vom Flugplatz Atterheide auf. Mit an Bord: der weltbekannte Ballonflüchtling von 1979 und Taufpate des neuen Ballons Günter Wetzel. „Das wir Günter Wetzel davon überzeugen konnten, nach Osnabrück zu reisen und unseren jobmesse deutschland-Ballon zu taufen, ist eine absolute Ehre für uns“, freut sich Michael Barlag. „Mehr Glück und Segen kann dem Pilotenteam und unserem Ballon nicht mehr widerfahren.“
Ballonflüchtling Günter Wetzel in Osnabrück
Es ist möglicherweise die bekannteste und spektakulärste Fluchtaktion aus der damaligen DDR. In der Nacht vom 15. auf den 16. September 1979 gelingt den beiden Familien Wetzel und Strelzyk, nach bis dato zwei missglückten Versuchen, mit einem selbstgebauten Heißluftballon die Flucht über die Grenze in den Westen. Es ist eine Flucht, die deutsche Geschichte schreibt. Am Tag darauf berichteten Medien aus aller Welt über die waghalsige Flucht, die auch bis heute noch Menschen fasziniert. So auch Birgit Strangmann (Grüne), Bürgermeisterin der Stadt Osnabrück, als sie am Freitagmorgen Günter Wetzel im Rathaus begrüßt hat. „Es gehört zur Osnabrücker Friedenskultur zu Erinnern. Auch an Unrechtsregime, wie in der damaligen DDR – an die Unfreiheit des Denkens und Fühlens“, erklärt Strangmann. „Und Erinnern bedeutet: wir wollen es nie wieder so haben.“
Die eigene Geschichte als Spielfilm
Zu Ehren von Günter Wetzel wurde der Film „Ballon“ von Michael „Bully“ Herbig aus dem Jahr 2018 am Freitagmittag im Hall of Fame Kino gezeigt. Der Thriller zeigt die Geschichte der beiden Flüchtlingsfamilien und ihr waghalsiges Vorhaben aus der DDR zu fliehen. „Es ist ein erschütterndes Gefühl seine eigene Geschichte auf der Leinwand zu sehen“, berichtet Günter Wetzel. „Ich habe den Film von Bully jetzt allerdings 19 mal ganz gesehen und er gefällt mir immer noch gut. Es ist ein Spielfilm und muss unterhaltsam sein, deswegen sind einige Szenen dramaturgisch ein wenig anders, aber besonders die Teile der Flucht sind sehr realitätsnah.“
Erste Fahrt über Osnabrück
Nach dem Kino ging es für die Gäste direkt zum Flugplatz Atterheide, wo der Ballon bereits für seine Taufe vorbereitet wurde. Nachdem der Ballonkorb von Günter Wetzel mit Sekt getauft wurde, verschob sich die allererste Fahrt wetterbedingt um einige Zeit. Kurz nach 20:30 Uhr hob der frisch getaufte jobmessen deutschland-Ballon das erste Mal ab. Auch für Pascal Kreins, Pilot des Ballons und Mitglied der deutschen Heißluftballon-Nationalmannschaft, ist der Flug mit Günter Wetzel ein besonderer Moment: „Es ist ein unglaublich schönes Gefühl so jemanden bei der ersten Fahrt dabei zu haben. Es hat etwas historisches an sich.“ Begleitet wurde der Ballon von sechs weiteren Heißluftballons. Insgesamt dauerte die Fahrt circa 35 Minuten.
Der jobmessen deutschland-Ballon soll in Zukunft vor jeder jobmesse über die jeweilige Stadt fahren, in der die Messe statt findet.