Es waren Wochen der Ungewissheit – doch Ende Oktober konnte Manuel Gava (33) ein großes Erfolgserlebnis feiern: Bei der Nominierungsversammlung für den Bundestagskandidaten der SPD im Wahlkreis 39 setzte er sich gegen den überraschend ins Rennen geschickten Herausforderer Thomas Vaupel durch und sicherte sich erneut die Kandidatur für das Bundestagsmandat. Nun die Kehrtwende, Gava macht den Weg frei für seinen zuvor an der Basis gescheiterten Herausforderer.
Erkrankter SPD-Kandidat sieht sich mit vorzeitigen Neuwahlen konfrontiert
Zwischenzeitlich sorgte Bundeskanzler Olaf Scholz für neue Dynamik – auch für Manuel Gavas Pläne: Scholz erklärte, Mitte Dezember die Vertrauensfrage stellen zu wollen. Sollten die großen Parteien ihre Pläne durchsetzen, kommt es bereits im Februar 2025 zu Neuwahlen – und nicht erst im September. Ein anstrengender ‘Turbo-Wahlkampf’ steht an.
Für Manuel Gava, der mit einer entzündlichen Autoimmunerkrankung kämpft, wäre der verkürzte Wahlkampf eine enorme Belastung. Nach seinem Überraschungssieg gegen CDU-Urgestein Mathias Middelberg im Jahr 2021 hatte Gava viele Sympathien – auch außerhalb der SPD-Kernwählerschaft – als Partei-Rebell und Außenseiter gesammelt. Doch seine gesundheitliche Situation erschwert eine erneute Kandidatur erheblich.
Ersatzkandidat Thomas Vaupel: Der „Parteisoldat“
Thomas Vaupel (44), der gescheiterte Herausforder, der jetzt als Ersatzkandidat fungieren soll, gilt – anders als Gava – als typischer „Parteisoldat“.
Nach seinem Studium bewegte dieser sich ausschließlich in Parteistrukturen mit gut dotierten Parteiposten und mußte sich nicht am Arbeitsmarkt beweisen. Sein Lebensmittelpunkt lag bzw. liegt inzwischen in Brüssel und Berlin, weshalb er Osnabrück, wo er immerhin seine Kindheit und Schulzeit verbrachte, sowie seinen Zivildienst absolvierte, nur noch selten besucht.
Zudem haftet ihm der Makel an, als Spielfigur der parteiinternen Intrige gegen Gava ins Spiel gebracht worden zu sein. Dabei soll Gavas Erkrankung gezielt genutzt worden sein, um den beliebten Mandatsträger zu schwächen – auch aufgrund persönlicher Animositäten innerhalb der SPD.
Machtwechsel in der Osnabrücker SPD nach Intrige gegen Gava
In der Osnabrücker SPD hat sich unterdessen einiges verändert: Mit Robert Alferink wurde ein neuer SPD-Vorsitzender gewählt, während Gavas größte Widersacherin und einstige Co-Vorsituende an seiner Seite, Melora Felsch, die politische Bühne verlassen hat. Doch nun sieht sich Alferink gezwungen, öffentlich zu machen, dass der Plan von Felsch – wenn auch anders als gedacht – aufgegangen ist.
Gavas Rückzug: Gesundheitliche Gründe ausschlaggebend
„Wir haben Manuel Gava am 24. Oktober 2024 in der Überzeugung gewählt, dass seine öffentlich gemachten gesundheitlichen Probleme in einem Wahlkampf bis zur ursprünglich für September 2025 terminierten Bundestagswahl ausreichend behandelt werden könnten“, erklärte Robert Alferink in einer gemeinsamen Pressemitteilung der SPD aus Stadt und Landkreis Osnabrück am Donnerstagabend.
Alferink stellte klar, dass der Rücktritt von Gava selbst initiiert wurde: „Manuel ist zu der Selbsteinschätzung gelangt, dass seine derzeitige gesundheitliche Lage, verstärkt durch einen gesundheitlichen Rückfall, zu diesem frühen Zeitpunkt leider für einen Wahlkampf nicht ausreicht.“
Auch Werner Lager, Vorsitzender der SPD im Landkreis Osnabrück, äußerte Verständnis: „Wir bedauern, dass Manuel diesen Schritt aus verständlichen Gründen nun tun musste.“ Die Gesundheit stehe über allem anderen. „Die SPD in Stadt und Landkreis Osnabrück steht in dieser schwierigen Situation an der Seite ihres amtierenden Bundestagsabgeordneten und wird ihm auch über den Wahltag hinaus Hilfe und Unterstützung zukommen lassen.“
Neu-Nominierung: Vaupel als einziger Kandidat
Gemeinsam mit dem SPD-Bezirk Weser-Ems wird die SPD kurzfristig eine Aufstellungsversammlung einberufen, um einen Nachfolger oder eine Nachfolgerin für die Bundestagskandidatur zu bestimmen. In einer Sondersitzung des SPD-Unterbezirksvorstands der Stadt Osnabrück wurde Thomas Vaupel einstimmig als Kandidat nominiert.
Werner Lager kündigte an, Vaupel bei der nächsten Sitzung des Kreisvorstands als Kandidaten für den Landkreis vorzuschlagen.