Altreifen (Symbolbild)
Die Stadtwerke wollen am Hafen eine Pyrolyse-Anlage zur umweltfreundlichen Entsorgung von Altreifen bauen. Doch die Idee stößt nicht nur auf Beifall, die Initiative “ProPye” übt scharfe Kritik.
Im vergangenen Jahr stellten die Stadtwerke ihre Pläne für das “Pieswerk” am Osnabrücker Hafen vor. Gegenüber der Diskothek Hyde Park sollen alte Reifen mithilfe des Pyrolyse-Verfahrens recycelt werden. Die Reifen werden dabei nicht wie üblich verbrannt, sondern auf 500 bis 600 Grad erhitzt, sodass die organischen Verbindungen zerfallen. Es findet dabei keine chemische Reaktion mit Sauerstoff statt, sodass kein CO2 entsteht. Laut Aussage der Stadtwerke soll das Werk 80.000 Tonnen Kohlenstoffdioxid einsparen. Außerdem will man durch den Verkauf der entstehenden Chemikalien sowie des Öls und des Gases Geld verdienen.
Schädliche Emissionen befürchtet
Doch nicht alle sind von den Plänen der Stadtwerke begeistert. Die Initiative “ProPye” bemängelt, dass die Anlage nicht so Umweltfreundlich wie versprochen sei. “Uns wurde anfangs gesagt, die Anlage habe keinen Schornstein. Doch später stellte sich heraus, dass man das bei der Pyrolyse erzeugte Gas zur Energieerzeugung verbrennen will. Laut Aussage der Stadt werden so etwa 11.000 Tonnen CO2 im Jahr freigesetzt. Bei dem Verfahren entstehen außerdem giftige Chemikalien und Schwermetalle und wir befürchten, dass sie durch die Gasverbrennung in die Umgebung gelangen könnten,” erzählt Silke Kellermann von “ProPye” im Gespräch mit der Hasepost.
Riskante Investition
Außerdem bemängelt Kellermann, dass das Pyrolysewerk eine sehr riskante Investition für die Stadtwerke sei: “Die Stadtwerke wollen das Werk unbedingt bauen, da sie finanziell mit dem Rücken zur Wand stehen. Aber es ist eine neuartige Pilotanlage mit sehr vielen Unbekannten. Die Stadtwerke wollen etwa 35 Millionen Euro investieren, ohne zu wissen, ob sich das Werk wirklich rentiert. Man will mit dem Verkauf von “Carbon Black“ Einnahmen generieren, dabei ist unklar, ob das im Pieswerk erzeugte Carbon Black am Ende die für den Verkauf nötige Qualität hat.” Die Initiative verweist auf gescheiterte Anlagen in München, Karlsruhe, Miltzow und Hoyerswerda. Die Stadtwerke Osnabrück würden einen Großteil der finanziellen Risiken selbst tragen.
Vorwurf der schlechten Kommunikation
Auch die Kommunikation der Stadtwerke erzürnt die Bürgerinitiative. Sie werfen der Stadt mehrer widersprüchliche oder fragwürdige Aussagen vor. “Uns wurde beispielsweise ein Herr Kadi, der von der Stadt als Projektmanager eingesetzt wurde, als Pyrolyse-Experte vorgestellt. Leider konnte uns niemand sagen, wo oder wie er seine Expertise erworben hat. Auf eine schriftliche Anfrage hieß es, Kadi dürfe aufgrund einer Vertraulichkeitsvereinbarung mit einem vorherigen Auftraggeber nichts dazu sagen,” erzählt Silke Kellermann. “ProPye” wünscht sich eine unabhängige Begutachtung durch externe Berater. Doch statt einer offenen Diskussion im Stadtrat und mit den Bürgern, versuche man, Tatsachen zu schaffen: “Nun scheinen einige politische Kräfte das Thema in den Stadtentwicklungsausschuss abschieben zu wollen, so dass sich nur noch eine kleine Gruppe mit diesem Thema beschäftigen würde und die Öffentlichkeit mehr oder weniger ausgeschlossen wäre. Man gewinnt den Eindruck, dass die Diskussion beendet werden soll, bevor sie begonnen hat,” so Kellermann abschließend.
Die Stadtwerke hat bereits zu einigen Fragen der Bürgerinitiative Stellung genommen. Die Fragen und die Antworten finden Sie hier: https://www.stadtwerke-osnabrueck.de/faq-pieswerk-2-92d9a8b0dd0c2918