Angesichts der geplanten Kürzungen der Beihilfen beim Agrardiesel warnt der ehemalige Landwirtschaftsminister Jochen Borchert (CDU) vor Wettbewerbsnachteilen für deutsche Landwirte. In der Diskussion um die Einführung eines Tierwohl-Cents äußert sich Borchert ebenfalls konstruktiv, betont jedoch die Notwendigkeit größerer Summen für eine umfassende Umstellung der Nutztierhaltung.
Wettbewerbsnachteile durch Kürzungen der Agrardiesel-Beihilfen
Jochen Borchert, ehemaliger Landwirtschaftsminister (CDU), äußert gegenüber dem „Tagesspiegel“ Bedenken hinsichtlich der geplanten Kürzungen der Beihilfen beim Agrardiesel. Er sieht hierdurch Wettbewerbsnachteile für deutsche Bauern gegenüber ihren europäischen Kollegen. „Es gibt in der Tat einen Wettbewerbsnachteil, weil Landwirte in anderen EU-Ländern wie Frankreich ihre Traktoren mit billigerem Heizöl betanken können“, so Borchert. „Nicht nur beim Agrardiesel, sondern auch in anderen Punkten gehen wir in Deutschland über die EU-Vorschriften hinaus, etwa bei der Nutztierhaltung.“
Unzufriedenheit unter Landwirten und Forderung nach Tierwohlabgabe
Borchert betont weiterhin, dass diese übermäßige Regulierung viele Landwirte frustriert. Er leitete bereits 2020 eine Kommission, welche eine „Tierwohlabgabe“ auf tierische Produkte im Supermarkt vorschlug.
Neuer Anlauf für „Tierwohlcent“
Das Konzept, eine zusätzliche Abgabe auf tierische Produkte zu erheben, wird nun in der aktuellen Legislaturperiode erneut diskutiert. Die Ampelkoalition plant einen neuen Anlauf für den sogenannten „Tierwohlcent“, mittels welchem ein artgerechter Umbau der Ställe finanziert werden soll. Der Vorschlag der Borchert-Kommission sah zuvor einen Aufschlag von 40 Cent pro Kilogramm Fleisch vor.
Abgabe für Stallumbau möglich, für umfassende Umstellung „größere Summen nötig“
Auf Nachfrage des „Tagesspiegel“ hin erläutert Borchert, ein „Tierwohlcent“ sei denkbar, wenn mit dem Betrag zunächst allein der Stallumbau bei der Schweinehaltung finanziert werde. „In diesem Fall könnte der Betrag auch unter 40 Cent pro Kilo Fleisch liegen.“ Für eine umfassende Umstellung der Nutztierhaltung wären seiner Einschätzung nach jedoch „größere Summen nötig“.
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