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Chefin der Georgsmarienhütte wirft Robert Habeck gebrochene Versprechen vor

Auch wenn Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck das Werk in Georgsmarienhütte als „sein Lieblingsstahlwerk“ bezeichnet, hat Anne-Marie Großmann, Geschäftsführerin der GMH Gruppe, offenbar nicht mehr viele Sympathien für den Politiker der Grünen übrig.

In einem Gespräch mit der Bildzeitung erhebt die Stahlwerkschefin Vorwürfe gegen Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck und die Bundesregierung. Von der Politik wurden Versprechungen nicht eingehalten, die der Stahlindustrie gemacht wurden. „Wir tun alles, was wir können, um das Unternehmen für die Zukunft aufzustellen. Wir produzieren grünen Stahl, wir haben investiert, um in der Produktion, in der Qualität besser zu werden. Und genau das Gegenteil von dem, was uns versprochen wurde – höherer Absatz, gesicherte Beschäftigung – ist der Fall“, erklärte Großmann.

Hohe Strompreise machen Stahlproduktion in Deutschland unwirtschaftlich

Die Geschäftsführerin des Familienunternehmens, das rund 6.000 Mitarbeitende beschäftigt und etwa 2 Milliarden Euro Umsatz generiert, sieht die deutsche Stahlindustrie massiv unter Druck. Hauptverantwortlich dafür seien die hohen Energiepreise, die weltweit zu den höchsten zählen. „Deutschland ist heute beim Strompreis doppelt so teuer wie andere Industrieländer. Wenn die Energiekosten so hoch bleiben, dann wird sich die Industrie aus Deutschland verabschieden müssen“, warnte sie.

Hinzu kommen Herausforderungen durch Billig-Stahl aus China, hohe Netzentgelte und die kostspielige Umstellung auf eine CO₂-freundliche Produktion. Diese Entwicklungen bringen die GMH Gruppe und die gesamte Branche in eine schwierige Lage. „Wir versuchen als erste Maßnahme Kurzarbeit. Aber natürlich müssen wir an dem einen oder anderen Standort die Beschäftigung reduzieren“, erklärte Großmann weiter.

Industrieprodukton in Deutschland soll sich wieder lohnen

Bereits im Jahr 1994 hat das Unternehmen seine Produktion auf Elektroöfen umgestellt, um umweltfreundlicher zu produzieren. Im Rahmen eines Besuchs bei der Georgsmarienhütte hatte Robert Habeck das Unternehmen als „sein Lieblingsstahlwerk“ bezeichnet und eine Subvention von einer Million Euro zugesagt. Doch Großmann betont: „Wir brauchen keine Einzelförderung. Wir wollen eine Grundlage schaffen, dass sich die industrielle Produktion in Deutschland lohnt.“

Die Stahlindustrie steht vor enormen Herausforderungen. Großmann berichtet, dass die Nachfrage nach Stahl durch die Automobilindustrie drastisch eingebrochen sei. Die Stimmung in der Branche sei schlechter denn je. „Stellenabbau in der Automobilindustrie führt zu massenhaftem Stellenabbau in der Stahlindustrie“, sagte sie. Auch bei der GMH Gruppe seien Arbeitsplätze gefährdet.

Auch von Olaf Scholz kamen nur Ankündigungen, keine Taten

Für Großmann ist es entscheidend, dass die Politik endlich handelt. Sie fordert klare Signale für sinkende Strompreise, Netzentgelte und günstigere Erdgasversorgung. Ein jüngst von Bundeskanzler Olaf Scholz einberufener Stahlgipfel blieb jedoch ohne Ergebnisse. „Gipfel-Treffen gab es genug, wir benötigen jetzt Taten“, mahnte Großmann.

Die schwierige Lage macht sich auch bei den Mitarbeitenden bemerkbar. Großmann schilderte eine emotionale Szene bei einem Frühstück mit ihren Auszubildenden, die sich lediglich eine sichere Zukunft und Arbeit wünschten. „Diese jungen Menschen, kaum älter als 20, haben solche Angst vor der Zukunft. Da kriegt man richtig Wut – und den Drang, weiterzukämpfen“, erzählte sie.

“Machtlos” gegen Wirtschaftspolitik der Grünen – Zukunft im Ausland?

Die Geschäftsführerin des Traditionsunternehmens zeigt sich kämpferisch, doch auch ihr Optimismus hat Grenzen. „Momentan sind wir als Team, das dieses Unternehmen weiter nach vorn bringen will, nicht glücklich – um es vorsichtig auszudrücken. Man fühlt sich so machtlos.“ Sollte sich an den Rahmenbedingungen nichts ändern, sieht Großmann die Zukunft der Produktion zunehmend im Ausland.

Mit grüner Stahlproduktion, Investitionen in Qualität und Innovationen setzt die GMH Gruppe bereits wichtige Schritte in Richtung Zukunft. Doch die Unterstützung der Politik bleibt für die Branche unverzichtbar, um eine nachhaltige industrielle Produktion in Deutschland sicherzustellen.


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Heiko Pohlmann
Heiko Pohlmann
Heiko Pohlmann gründete die HASEPOST 2014, basierend auf dem unter dem Titel "I-love-OS" seit 2011 erschienenen Tumbler-Blog. Die Ursprungsidee reicht auf das bereits 1996 gestartete Projekt "Loewenpudel.de" zurück. Direkte Durchwahl per Telefon: 0541/385984-11

  

   

 

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