Die Diskussion rundum das Thema „Gendern“ findet inzwischen bereits seit mehreren Jahren statt. Aktuell gibt es noch keine Einigung, wie es in der Allgemeinheit aussehen soll. Einzelne Parteien, Gruppen und Organisationen dürfen somit noch selbst entscheiden, wie sie es gerne haben möchten. Das spielt vor allem im Austausch mit diesen einzelnen Entitäten eine Rolle, da darüber direkt zum Vorschein kommt, ob jemand sympathisch ist oder nicht.
Nichtsdestotrotz kann das Thema momentan sehr anstrengend und nervenaufreibend wirken, da es sehr polarisierend ist. Die einen sind stark für das Gendern und die anderen dagegen. Eine Mitte lässt sich fast nicht finden.
Ein Blick auf Gendern aus der Sprachwissenschaft
Das Argument, dass „es schon immer so war und deshalb auch so bleiben soll“, zieht in der Sprachwissenschaft nicht. Sprache ist etwas Lebendiges, das sich stetig verändert und weiterentwickelt. Wenn es immer so geblieben wäre, wie es einmal war, dann würden heute noch Wörter und Phrasen benutzt werden, die in der NS-Zeit „populär“ waren.
Zudem kommt es stetig zu neuen Wörtern, die irgendwann auch im Sprachgebrauch verwendet werden. Beliebte Beispiele dafür sind die Jugendwörter, die jährlich eine kleine Liste erstellen. Einige dieser Wörter etablieren sich natürlich nicht, wobei andere regelmäßig verwendet werden. Ein passendes Beispiel dafür ist das Wort „cringe“, was mehr oder weniger gleichstellend mit dem Wort „Scham“ ist.
Aus dieser Sicht kann bereits gesagt werden, dass Veränderungen in einer Sprache ganz normal sind. Dann wiederum steht zur Diskussion, wie sich Gendern auf die Sprache auswirken würde. Einige Leute behaupten zum Beispiel, dass es den Sprachfluss stört und „unnatürlich“ wirkt. Auch dieses Argument lässt sich sehr einfach beseitigen, da heutzutage in der deutschen Sprache sehr viele englische Wörter verwendet werden, die ebenfalls nicht gut in den Sprachfluss passen. Allein englische Wörter, die mit dem bekannten „th“ ausgestattet sind, sind der Horror für jeden Deutschen. Zudem ist es auch nur eine Art der Gewöhnung. Wenn Gendern irgendwann zur „Normalität“ werden würde, dann würde sich auch alles natürlicher anhören.
Das nächste Argument, das zur Debatte steht, befasst sich mit dem Nutzen. Dieser ist ganz klar definiert, und zwar durch die Einbindung von Frauen in der deutschen Sprache. Wenn die Sprache angeschaut wird, dann sieht man sehr schnell, dass fast immer nur die männlichen Varianten für Wörter genutzt werden. Dadurch entsteht eine automatische Ausgrenzung gegenüber der Frau und anderen Geschlechtern. Durch Gendern fällt dies jedoch weg, was positiv auf die betroffenen Personen wirkt. Junge Kinder, die noch in der Entwicklung sind, fallen diesem Phänomen am häufigsten zum Opfer, sodass sie zum Beispiel glauben, dass sie kein „Arzt“ werden können, da es lediglich männliche (daher „Arzt“ und nicht „Ärztin“) Variante gibt.
Gendern ist in jeglicher Hinsicht ein komplexes Thema, das auf jeden Fall in den nächsten Jahren weitere Diskussionen zum Vorschein bringen wird. Das Bewundernswerte dabei ist, dass diese Debatten überall entstehen: Sei es auf der Arbeit, während Drehteile hergestellt werden oder im Bundestag zwischen den einzelnen Parteien.