Das Osnabrücker Aktionsbündnis „Allianz für Sicherheit“ bekommt Zuwachs: Neben immer mehr Lkw werden auch die neuen E-Gelenkbusse der Stadtwerke mit einem Abbiegeassistenzsystem ausgestattet. Dies soll für zusätzliche Sicherheit für Fußgänger und Radfahrer im Straßenverkehr sorgen.
Vor zwei Jahren, im Herbst 2018, hatten sich Mitglieder des Kompetenznetzes Individuallogistik (KNI) und des Gesamtverbandes Verkehrsgewerbe Niedersachen (GVN) zum Osnabrücker Aktionsbündnis „Allianz für Sicherheit“ zusammengeschlossen. Das Ziel: als City-Logistiker gemeinsam dazu beizutragen, vor allem die Sicherheit von Fußgängern und Radfahrern zu verbessern. Alle Teilnehmer verpflichten sich dazu, regelmäßig innerhalb des Wallrings verkehrenden Fahrzeuge ab 7,5 Tonnen mit Abbiegeassistenzsystemen nachzurüsten. Neue Fahrzeuge werden gleich mit integriertem Assistenzsystem bestellt.
Toter Winkel in der BUSSchule
„Die Erhöhung der Verkehrssicherheit ist aber nicht alleinige Aufgabe der Logistiker“, betont André Kränzke, Leiter Verkehrsbetrieb bei den Stadtwerken Osnabrück. „Auch wir ÖPNV-Betreiber sehen uns in der Verantwortung und wollen unseren Beitrag dazu leisten, die Zahl der Unfälle im Stadtgebiet zu minimieren. Wir müssen das Thema Fahrradunfälle präventiv bearbeiten.“ Bereits seit vielen Jahren sei das VOS-Angebot der BUSSchule ein fester Bestandteil der Verkehrserziehung, bei der insbesondere der „tote Winkel“ eine große Bedeutung einnimmt. „Nun erweitern wir unser Engagement und lassen auch unsere E-Gelenkbusse ab Werk mit einem Abbiegeassistenzsystem ausstatten.“ Zusätzlich fordert Kränzke alle Verkehrsteilnehmer zu gegenseitiger Rücksichtnahme auf: „Manchmal geht es um wenige Sekunden, aber gleichzeitig um ein Leben.“
Radar und Kamera
Dem Anstoß war ein intensiver Austausch und Dialog zwischen den KNI-Mitgliedern und den Stadtwerken vorausgegangen. „Unser Bushersteller VDL stand unseren Ideen von Beginn an sehr offen gegenüber und hat sich umgehend bereit erklärt, ein solches System standardisiert einzubauen“, so Kränzke weiter. Die 49 E-Gelenkbusse der zweiten Bestellung sind und werden mit einem integrierten Kamerasystem mit optischem Signal ausgestattet. Dadurch wird das Erkennen von Radfahrern und Fußgängern verbessert. Sobald der Busfahrer den Blinker betätigt, zeigt die Kamera automatisch an, ob sich etwas neben dem Bus befindet – auf dem Display erscheint ein gelbes Dreieck. Sollte der Fußgänger/ Radfahrer nicht stehenbleiben, erkennt das Radar an der Seite des Busses die Bewegung – auf dem Bildschirm erscheint ein rotes Dreieck und der Fahrer hört einen Warnton.
Erfahrungen mit dem System machen
Die Kosten belaufen sich insgesamt auf etwa 75.000 Euro. „Jetzt gilt es zunächst wichtige Erfahrungen mit dem System zu machen“, ergänzt der Stadtwerke-Verkehrsbetriebschef. Bewährt sich das System im täglichen Betrieb, dann sollen auch die 13 E-Gelenkbusse der ersten Charge nachgerüstet werden.
Unterstützung durch die Stadtwerke
„Wir freuen uns darüber, dass uns die Stadtwerke tatkräftig unterstützen“, betont Rolf Meyer, Erster Vorsitzender des KNI. Mittlerweile sind in Osnabrück mehr als 250 und somit nahezu alle Lkw der Bündnis-Unternehmen mit Abbiegeassistenzsystem im Einsatz. Neben dem Sicherheitsaspekt, kann die Kamera für Lkw-Fahrer zudem auch beim Aus- und Einladen, sowie auf der Autobahn nützlich sein. Dank des Abbiegeassistenzsystems mit zusätzlicher Kamera, hat der Fahrer, im Vergleich zu der „normalen“ Spiegelausstattung, ein deutlich weiteres Sichtfeld. „Wir nehmen mit unserem Aktionsbündnis bundesweit eine Vorreiterrolle ein und hoffen, dass weitere Städte unserem Vorbild folgen.“
Perspektivwechsel
Ziel müsse es nun sein, gemeinsam mit der Politik, der Verwaltung und Verbänden wie dem ADFC weitere partnerschaftliche Lösungen für mehr Verkehrssicherheit in den Städten zu entwickeln: „Wir müssen etwas tun, wir sind uns der Verantwortung bewusst.“ Dabei nehme der Perspektivwechsel eine zentrale Rolle ein: beim „1. Osnabrücker Bike-Day“ waren Vertreter des Aktionsbündnisses mit dem Fahrrad über den Wall gefahren. ADFC-Vertreter sind im Gegenzug eingeladen, in Lkw mitzufahren. „Diesen Perspektivwechsel wollen wir auf den ÖPNV erweitern – und so gemeinsam an mehr Verkehrssicherheit arbeiten“, so Rolf Meyer abschließend.