Es wird keinen Weihnachtsmarkt in diesem Jahr geben… diese Nachricht, obgleich sie vielleicht auch schon von vielen erwartet wurde, sorgte bei einer eilig am Dienstagvormittag einberufenen Pressekonferenz in der OsnabrückHalle dennoch für einen Moment sehr angespannter Stille bei den lokalen Pressevertretern.
Und dennoch wird es Glühwein, Kinderlachen und Karussells in der Osnabrücker Innenstadt geben, so der „Plan B“ (der offiziell so nicht genannt wird), den Vertreter der Stadtverwaltung, vom Osnabrück Marketing und der lokalen Schausteller gleich im Anschluss an die erschreckende Nachricht nachlieferten.
Krisenmangerin Katharina Pötter machte keinen Hehl daraus, dass die aktuellen Infektionszahlen erschreckend sind, und dass den Verantwortlichen vor diesem Hintergrund keine andere Möglichkeit gegeben war, als den historischen Weihnachtsmarkt in seiner ursprünglich geplanten Form abzusagen.
Die aktuelle Pandemie-Lage war so nicht erwartet worden
„Nach unseren Berechnungen liegt die für die Beurteilung der Infektionslage wichtige Kennziffer der 7-Tage-Inzidenz bereits jetzt bei 95,5 für die Stadt Osnabrück“, so Pötter. Parallel dazu berichtete der Gesundheitsdienst von Stadt und Landkreis noch von einer um gut 10 Punkte niedrigeren Inzidenz, die aus rechtlichen Gründen den dem tatsächlichen Infektionsgeschehen hinterherhinkenden Daten des Landesgesundheitsamts entspricht.
Bei der Vorplanung des Weihnachtsmarkts sei man noch von einem moderaten Verlauf der Pandemie ausgegangen, erläuterte Katharina Pötter, doch die Lage sei derzeit eine andere.
Damit Planungssicherheit gegeben ist, wurde im Vorfeld diese Woche als entscheidend für alle Beteiligten identifiziert, schließlich sollte der Weihnachtsmarkt bereits in knapp drei Wochen starten.
Abbruch wäre schlimmer gewesen als der neue Plan B
„Das schlimmste Szenario wäre für uns gewesen, wenn ein bereits gestarteter Weihnachtsmarkt hätte gestoppt werden müssen“, erläuterte Bernhard Kracke Junior vom Schaustellerverband. Auch für ihn, wenn auch schweren Herzens, sei es „die einzig richtige Entscheidung“ gewesen.
Kracke erinnerte auch daran, dass rund um Osnabrück bereits die Weihnachtsmärkte abgesagt wurden. Wäre der historische Weihnachtsmarkt in Osnabrück die einzige Veranstaltung dieser Art im weiten Umfeld geblieben, hätten auch die geplanten neuen größeren Abstände der Buden nichts gegen den dann erwarteten Ansturm genutzt.
„Uns steht wohl die ungewöhnlichste Weihnachtszeit der vergangenen 70 Jahre bevor“, blickte Alexander Illenseer, Geschäftsführer der Marketing Osnabrück GmbH, voraus. Aber er zeigte sich auch fest entschlossen „Das Gefühl von Weihnachten bleibt erhalten“.
Der „Spezial-Markt“ wird deutlich größer und er geht in die Verlängerung bis Weihnachten
Das gemeinsame Ziel, das Weihnachtsfest zu retten, das Illenseer auch eingebettet sieht in den Bemühungen den Status Quo einer lebendigen Innenstadt über die Pandemie abzusichern wird gemeinsam mit den Schaustellern angegangen, die in den vergangenen Wochen schon mit dem „Spezial-Markt“ geholfen haben die Osnabrücker Innenstadt zu beleben.
Bereits parallel zum Pressetermin liefen erste Gespräche, so Illenseer, wie eine möglichst bunte Vielfalt an Schausteller- und Handwerksbuden in die Stadt geholten werden kann.
Die gleichen Buden wie sonst vor dem Rathaus oder dem Dom
Dieser auf die gesamte Innenstadt verteilt stattfindende Ersatz-Weihnachtsmarkt oder auch Spezial-Markt 2.0, soll nach Möglichkeit allen Weihnachtsmarktbeschickern, die im vergangenen Jahr noch auf dem regulären historischen Weihnachtsmarkt vertreten waren, offen stehen. „Wer einen Stand in der Innenstadt will, soll ihn auch bekommen“, so Illensser. Sollte es mehr Bewerber geben als erwartet – geplant sind etwa Standplätze zwischen Altstadt und Neumarkt – wird womöglich gelost oder es wird einen Wechsel der Stände während der Laufzeit bis zum 23. Dezember geben.
So lange gab es noch nie Weihnachtsmarkt in der Stadt
Mit dem Enddatum 23. Dezember, bzw. auf dem Domvorplatz 22. Dezember, rückt dieser (Nicht-) Weihnachtsmarkt auch deutlich näher an das Weihnachtsfest, als es die Osnabrücker bisher kannten. Auf Wunsch der anliegenden Kirchengemeinden wurde das Markttreiben sonst immer schon einige Tage vor Heiligabend beendet, auch das ist in diesem Jahr anders. Das Domkapitel, die Kirchengemeinde St. Marien und der katholische Bischof, als direkte Nachbarn des zentralen Markttreibens, hätten alle Pläne sehr positiv begleitet, beschrieb Katharina Pötter die Zusammenarbeit.
Das Riesenrad vor dem Dom wechselt
Aus Termingründen musste das in den vergangenen Wochen vor dem Dom stehende Riesenrad am Montag abgebaut werden, es wird nun an einen anderen Ort gebracht. Es wird aber vermutlich noch vor dem kommenden Wochenende ein neues Riesenrad aufgestellt, das um 90 Grad gedreht vor dem Dom aufgestellt wird, so Alexander Illenseer, und neue Sichtachsen auf die Altstadt ermöglicht.
Mutmaßungen, dass der oberste Hausherr des Doms womöglich auf einen anderen Aufstellort gedrängt hätte, konnte Katharina Pötter nicht bestätigen, „im Gegenteil, für die Domgemeinde oder den Bischof hätte des Riesenrad dort so weiter bis Weihnachten seine Runden drehen können“.
Eiszauber auf dem Ledenhof findet statt
Neben den in der Innenstadt verteilten Schaustellern wird auch der Eiszauber auf dem Ledenhof in diesem Jahr wieder ein vorweihnachtlicher Anlaufpunkt sein. Diese Veranstaltung konnte nach Angaben von Pötter genehmigt werden, weil zum einen ein schlüssiges Hygienekonzept vorliegt, aber auch weil es sich juristisch um eine Sondernutzung des Ledenhof handelt und nicht um einen städtischen Markt, wie es der Weihnachtsmarkt ist.
Bereits im Vorfeld von den Veranstaltern abgesagt wurde das weihnachtliche Winterdorf im Schlossinnenhof.
Stadtverwaltung hält sich bei den Standgebühren zurück
Auch was die Standgebühren für die Attraktionen und Buden in der Innenstadt angeht, gab es am Rande des Pressetermins eine Information. Hier will die Stadt die ohnehin schon gebeutelten Schausteller nicht auch noch belasten. Für den Spezial-Markt wurden bislang nur Nebenkosten wie Strom und Wasser berechnet, für die Platzierung bis zum Weihnachtsfest erwartet die Stadt auch keine Gebühren, oder falls doch, dann nur auf niedrigstem Niveau, die rechtlichen Grundlagen für dieses Entgegenkommen werden derzeit geprüft.