Bunt statt grau an der Seminarstraße / Foto: Schulte
Seit einigen Wochen arbeiten lokale und bundesweit bekannte Künstlerinnen und Künstler auf dem Gelände rund um die Seminarstraße. Am Freitag (14. Oktober) ist es endlich so weit: Dann öffnet auch die Ausstellung in den Räumlichkeiten der ehemaligen Osnabrücker Sonntagszeitung. Bis Samstag (22. Oktober) heißt es dort „Bühne frei!“ für das famOS – Festival für urbane Kunst.
Innerhalb von rund zwei Monaten sind vom alten Ihr Platz-Gebäude über das Wöhrl-Parkhaus bis hin zu den Räumlichkeiten der ehemaligen Osnabrücker Sonntagszeitung zahlreiche Fassaden von insgesamt 30 Künstlerinnen und Künstlern gestaltet worden. In unterschiedlicher Weise haben sie das Oberthema „Wandel“ in ihre Arbeiten einfließen lassen. Denn Wandel sei nach famOS-Gründer Oliver Bartelds sinnbildlich für diese Zeit. Auch in Osnabrück soll sich viel tun: Die neugestaltete 360-Grad-Freiluftgalerie ist nur temporär, in wenigen Monaten sollen hier bereits die Bauarbeiten für das neue Quartier rund um den Neumarkt starten.
Den zeitlichen Wandel stellt etwa der Münsteraner Künstler Bjoern von Schulz an der Ecke zur Johannisstraße dar. „Bei Kindern kann man den Wandel am meisten sehen“, meint von Schulz. Deshalb habe er seine Nichte im Alter von drei Jahren (links) und im Alter von zehn Jahren (rechts) gesprayt. Rundherum hat er mit Ziffern eine Uhr angedeutet. Über das Gemälde setzte der Münsteraner in japanisch das Wort Wandel, denn damit wolle er die größer werdende Manga-Kultur einbetten, die seine Nichte begeistert – und die es in seiner Kindheit noch nicht gegeben hat.
Temporär und doch dauerhaft
Künstlerinnen und Künstler haben sich bei ihren Arbeiten oft von der Umgebung inspirieren lassen. So ist etwa der alte Schriftzug „Das Beste am Sonntag“ in das Gemälde von Rookie The Weird und Cone The Weird oder der Osnabrücker Pernickelturm in die dauerhafte Fassade an der Mühlenstraße eingeflossen.
Neben den Fassadenmalereien können ab dem kommenden Wochenende für rund eine Woche außerdem thematisch freie Arbeiten der Künstlerinnen und Künstler bestaunt werden. Die Festivalgründer Bartelds und Inga Meggers erhoffen sich in diesem Zuge Dialog unter den Besucherinnen und Besuchern. „Die Arbeiten stehen auch zum Verkauf“, so Bartelds. Ein kleines Trostpflaster für die während der Pandemie gebeutelte Kunst- und Kulturszene. Unter anderem kann eine Replik der gestalteten Fassade an der Mühlenstraße erworben werden. Darüber hinaus gestaltete die Heilpädagogische Hilfe Osnabrück (HHO) einen Raum ganz in Blau, auch zwei Kunststudierende der Universität Osnabrück Joscha Heinrichs und Thy stellen ihre Werke aus.
Welche Gebäude im nächsten Jahr?
Oberbürgermeisterin Katharina Pötter, die die Ausstellung mit Medienvertreterinnen und -vertretern vorab exklusiv besichtigen konnte, ist begeistert: „Die Weiterentwicklung dieses Festivals innerhalb von drei Jahren ist super, phänomenal.“ Die Malereien würden das Viertel enorm aufwerten und eine Bereicherung für die Stadtentwicklung darstellen. Mit urbaner Kunst könne man vor allem Stadtteile, die wenig kulturell erschlossen sind, niederschwellig an Kunst heranführen. „Ich hoffe auf eine vierte Auflage und bin gespannt, welches Gebäude dann gekapert wird“, so Pötter.
Und dass es eine weitere Auflage geben wird, ist wohl kein Geheimnis. Denn Bartelds und Meggers wollen die urbane Kunstroute in Osnabrück weiter vervollständigen. Bisher gibt es vier Stationen: von der Mühlenstraße über die Freiluftgalerie am Neumarkt und die dauerhafte Fassade am MHO hin zum Hochbunker, der im vergangenen Jahr gestaltet wurde. In Mannheim etwa habe man eine Stadtführung entlang der urbanen Kunstroute eingeführt, die sich als absoluter Publikumsliebling etabliert habe. „Das ist unser Ansporn“, so Meggers.
Die Eröffnung des famOS findet am Freitag (14. Oktober) von 19 bis 21 Uhr statt. Samstags und sonntags ist die Ausstellung von 11 bis 18 Uhr geöffnet, montags bis freitags von 15 bis 18 Uhr. Der Eintritt erfolgt auf Spendenbasis.