Wie geht es weiter mit dem Osnabrücker Zoo? Geschäftsführer Andreas Busemann, der den Ausbau des Osnabrücker Zoos in den vergangenen 25 Jahren maßgeblich mitbestimmt hat und den Zoo zum weit über die Region ausstrahlenden Besuchermagnet machte, wird seinen Posten zum Jahreswechsel räumen. Soviel ist bekannt, auch, dass es in den vergangenen Monaten hinter den Kulissen zwischen dem Aufsichtsrat und dem Geschäftsführer viel Stress gab.
Auf Nachfrage unserer Redaktion bestätigte Zoopräsident Dr. E.h. Fritz Brickwedde, dass er sich am Dienstagabend bei der Mitgliederversammlung der Zoogesellschaft zur Wiederwahl stellen wird. Sein Vorgänger Reinhard Sliwka soll an diesem Abend Ehrenpräsident werden.
“Nicht geplant” titelte die HASEPOST vor vier Jahren, als Fritz Brickwedde erstmals die Führung der Zoogesellschaft und damit den Titel “Zoopräsident” übernahm.
Bevor die Mitglieder der Zoogesellschaft – darunter auch zahlreiche Neu- bzw. Kurzzeitmitglieder (dazu unten mehr) – Brickwedde wählen konnten, kam es zur faktischen Abwahl von Reinhard Sliwka, der nicht die notwendige Stimmenmehrheit erlangen konnte, um wie eigentlich erwartet im Amt bestätigt zu werden.
Vier Jahre später gestand Fritz Brickwedde gegenüber Sponsoren des Zoos ein, dass er rückblickend erkannt habe, dass die Abwahl “mit List und Tücke und nicht mit Fairness” vollzogen wurde.
Zwischen Busemann und Aufsichtsrat Sliwka gab es laufend Ärger
Für den scheidenden Zoo-Geschäftsführer Andreas Busemann hätte der neue Präsident einiges einfacher machen können, schließlich war es im Vorfeld zu der inszenierten Abwahl immer wieder zu Auseinandersetzungen zwischen Busemann und Sliwka als Vertreter des Aufsichtsrats gekommen.
Vier Jahre später zeigt sich auch, dass dieses Kalkül für Busemann nicht aufging. Busemann wird gehen, Brickwedde bleibt und der Ex-Präsident, dem so übel mitgespielt wurde, soll am Dienstagabend zum “Ehrenpräsident” gewählt werden.
Auch mit Brickwedde und Busemann gab es Stress
Ärger gab es zuletzt auch zwischen Busemann und Brickwedde und dem im Jahr 2019 neu gewählten Präsidium, dessen Mitglieder als Aufsichtsrat die Geschäftsführung der Zoo gGmbH überwachen.
Im Raum stehen u.a. mögliche Versäumnisse bei der Beantragung von Fördermitteln für die Wasserwelten, die zu einer Rückzahlungsforderung in Millionenhöhe führen könnten. Nach eigener Mitteilung von Andreas Busemann in einer unserer Redaktion vorliegenden E-Mail, hätte das “fatale Folgen” für den Zoo.
Unsicher ist auch, wie es mit den aus dem Ruder laufenden Kosten für die Elefantenanlage, die zur Neuverhandlung anstehenden Kredite des Zoos und das auch bei Mitgliedern der Zoogesellschaft umstrittene Hologrammkino “Time Spiral” weitergehen soll.
Diesen Aufgaben wird sich der Nachfolger von Andreas Busemann stellen müssen, dessen Vertrag derzeit verhandelt wird.
Brickwedde: “nach Corona kamen die Auseinandersetzungen um Andreas Busemann”
Anders als ursprünglich geplant – Fritz Brickwedde wollte ursprünglich “spätestens 2021″ die überraschend übernommene Präsidentschaft an einen noch zu findenden Nachfolger übergeben – will Brickwedde sich auch vor dem Hintergrund der aktuellen Krisensituation am Schölerberg erneut zur Wiederwahl stellen.
Auf Nachfrage unserer Redaktion bestätigte Dr. Brickwedde, dass nach Befriedung der zerstrittenen Zoogesellschaft das Amt hätte wieder abgeben wollen.” Dann kam die mehrjährige Corona-Krise. Die Schließungen des Zoo erforderten meine ganze Arbeitskraft, um gemeinsam mit der Mannschaft Spendenkampagnen zu initiieren, um den Zoo zu retten, der in einer existenziellen Krise war”, so Brickwedde. Und “nach Corona kamen die Auseinandersetzungen um Andreas Busemann”.
Neuer Geschäftsführer soll ordentlich eingearbeitet werden
In seiner zweiten Amtszeit will Brickwedde zusammen mit dem neuen Geschäftsführer endlich wieder Ruhe in die Zoogesellschaft bringen.
“Ich kandidiere wieder, um zu integrieren , die verschiedenen Gruppen zusammenzuführen, einen Kurs der Mitte zu fahren, der möglichst viele mitnimmt. Ich werde bei Unterstützung durch die Mitglieder die Ära Busemann zu Ende führen und den neuen Geschäftsführer einarbeiten”.
Mehr Geld von der Stadt ab 2024?
Brickwedde schlägt vor, dass eine Übergabe an seine noch zu findende “gute Nachfolgerin” oder “guten Nachfolger” spätestens 2026 stattfindet. Bis dahin sollen nach seiner Ansicht auch die inhaltlich-konzeptionellen Fragen abschließend diskutiert sein. “Eines meiner Ziele ist es auch, die strukturelle Unterdeckung des Zoo durch einen höheren Zuschuss der Stadt in Höhe von 500.000 ab 2024 auszugleichen”.
Brickwedde sieht sich mit seiner neuerlichen Kandidatur auf einem guten Weg. Bei den beiden Zoo-Sommerfesten in diesem Jahr habe er “sehr viel Zuspruch erfahren” und er sei von mehreren Mitgliedern dazu aufgefordert worden, “auf jeden Fall wiederzukandidieren”. Auch sein Vorschlag, Reinhard Sliwka zum Ehrenpräsidenten zu wählen, sei auf positive Resonanz gestoßen und ein Zeichen für einen Kurs der Integration und Mitte.
Rückblick: Wie war das nochmal mit der Abwahl von Reinhard Sliwka?
Wer genau die “Strippen” zog, damit Sliwka den Posten räumen musste, darüber gibt es unterschiedliche Ansichten; immer wieder wird in diesem Zusammenhang von bis zu 50 Neumitgliedern gesprochen, die halfen die Mehrheitsverhältnisse zu verschieben.
Fakt ist, dass eine große Zahl der seinerzeitigen Neumitglieder entweder Mitglieder der Familie, Angestellte oder Freunde eines Foto-Dienstleisters waren, der am Zoo-Eingang die Besucher fotografiert.
Unsere Redaktion hatte seinerzeit dazu recherchiert, dass der gegenüber Familie, Freunden und Mitarbeitern so großzügige Fotodienstleister, der bereit war pro Einzelmitgliedschaft 74 Euro zu zahlen, beim Zoo selbst – vertreten durch Geschäftsführer Busemann – zum Zeitpunkt der Sliwka-Abwahl noch Rechnungen offen hatte.
Bei der diesjährigen Mitgliederversammlung sind derartige Tricksereien – von wem auch immer organisiert – nicht mehr zu erwarten.
Die 2019 frisch eingetretenen Mitglieder hatten scheinbar schnell ihre Liebe zum Zoo verloren – oder ihre Aufgabe erfüllt –, nach Aussagen eines Zoo-Insiders hatten sie danach keine Mitgliedsbeiträge mehr gezahlt und sind inzwischen aus der Mitgliederliste verschwunden. Die Satzung der Zoogesellschaft wurde zudem dahingehend geändert, dass direkt vor einer Mitgliederversammlung eingetretene Mitglieder vorerst kein Stimmrecht haben.
Unsere Redaktion wird über die Mitgliederversammlung am Mittwochvormittag berichten.
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Andreas Busemann war im späten Frühjahr in die Schlagzeilen geraten, als Hintergründe zu der vorzeitigen Beendigung seiner Tätigkeit als Geschäftsführer der Zoo gGmbH bekannt wurden. Unsere Redaktion hatte diesem Themenfeld u.a. eine dreiteilige Artikelserie (Teil 1, 2, 3 hier) gewidmet.