Schüler mit Corona-Maske (Symbolbild)
Auch im kommenden Winter soll Dauerlüften Osnabrücks Schüler vor dem Coronavirus schützen – die meisten Klassenräume haben noch immer keine ergänzenden Luftfilter. Die Linke Ratsfraktion sieht die Verantwortung dafür auch beim Niedersächsischen Kultusministerium, dort weist man die Vorwürfe zurück.
Der Winter naht und viele Schüler zittern schon jetzt vor der Aussicht auf monatelanges Dauerlüften zum Schutz vor Corona. Eigentlich sollen Luftfilter Abhilfe verschaffen, doch die Installation kommt nur schleppend voran: Die Stadt Osnabrück bestellte zwar 200 Filter, diese reichen allerdings bei weitem nicht aus, um alle Klassenräume in der Friedensstadt zu bestücken. „Nur die Klassenräume, die schlecht gelüftet werden können, erhalten einen Luftfilter“, erklärt Dr. Sven Jürgensen, Pressesprecher der Stadt Osnabrück, auf Nachfrage unserer Redaktion.
In allen anderen Räumen wird in den kommenden Monaten wieder gefroren, Dauerlüften gehört nach wie vor zum Hygienekonzept der Schulen. Anastasia Pukhovich, Abiturientin und HASEPOST-Praktikantin, erinnert sich an den vergangenen Corona-Winter: „Es war sehr, sehr kalt. Wir saßen mit Schal, Mütze und Handschuhen in der Schule. Selbst draußen war es wärmer, da wir in den Klassenräumen ständig Zugluft hatten. Meine Mitschüler und ich wurden regelmäßig krank.“
Schwere Vorwürfe an das Kultusministerium
Die Partei „Die Linke“ macht das Niedersächsische Kultusministerium für die Misere mitverantwortlich. Der Bund stellte schon im Juli 18,8 Millionen Euro für die Anschaffung von Luftfiltern bereit. Kultusminister Grant Hendrik Tonne habe bisher aber noch keinen Cent abgerufen. „Es ist unverantwortlich, dass Kultusminister Tonne Millionenbeträge über Monate liegen lässt und stattdessen lieber auf die Maskenpflicht im Unterricht setzt. Die Luftfilter können, ergänzend zum Lüften, die Virenlast deutlich reduzieren. Andere Bundesländer sind bereits viel weiter. In Bremen ist nahezu jeder Klassenraum mit Luftfiltern ausgestattet,“ sagt die Oldenburger Bundestagsabgeordnete Amira Mohamed Ali.
Kritik am Kultusministerium kommt auch aus der Friedensstadt, die Vorsitzende der Linken Ratsfraktion Giesela Brandes-Steggewentz empört sich: „In Osnabrück hat das miserable Eckpunktepapier des Ministeriums für Ausschreibungsverfahren dazu geführt, dass die von Stadtrat beschlossenen Luftreinigungsanlagen erst zum Winteranfang in die Klassenräume kommen. Um die Gesundheit der Osnabrücker Schüler:innen zu gewährleisten, muss für alle 404 Klassenräume und nicht nur für 200 Luftreinigungsgeräte angeschafft werden. Der Schutz der Kinder darf nicht am Geld und am Unvermögen von Kultusminister Tonne scheitern.“
Kultusministerium weist Vorwürfe zurück
Das Niedersächsische Kultusministerium weist die Vorwürfe von sich und sieht die Schuld beim Bund: „Ziel ist es, die Förderung schnellstmöglich umzusetzen, allerdings müssen – auch bei gewünschter Eile – Fristen und Beteiligungen für ein geregeltes Verfahren berücksichtigt werden. Die Förderung wurde vom Bund sehr kurzfristig angekündigt, darauf haben die Länder den Bund entsprechend hingewiesen. Unter dieser Maßgabe gilt: Wir nutzen alle Möglichkeiten zur Beschleunigung, damit die Richtlinie schnellstmöglich veröffentlicht werden kann,“ sagt Ulrich Schubert, Pressesprecher des Kultusministeriums, auf Nachfrage der HASEPOST. Außerdem habe sich das Land durchaus um die Anschaffung von Filtern bemüht und seit Herbst 2020 zwei eigene Förderrichtlinien im Umfang von je 20 Millionen Euro auf den Weg gebracht. Das Geld könne in Luftfilter, aber auch in andere Geräte wie eine CO2-Ampel, investiert werden.
Linke fordern mehr Geld für Filter
Für die Linke Ratsfraktion in Osnabrück reichen diese Summen bei weitem nicht aus. Um alle Klassenräume in Niedersachsen mit Filtern auszustatten, seien etwa 110 Millionen Euro notwendig. Die aktuellen Förderbedingungen schlössen viele Schulen aus, da es Geld nur für Schulen gebe, die Kinder unter 12 Jahren unterrichten. Außerdem würden nur Filter gefördert, die in Räume ohne ausreichende Lüftungsmöglichkeit aufgestellt werden. Angeblich verriegeln einige Schulen bereits ihre Fenster, um Anspruch auf das Fördergeld zu haben. Amira Mohamed Ali fordert: „Bei der Gesundheit der Kinder darf nicht länger gespart werden. Die Bundesregierung muss mehr Geld in die Hand nehmen, damit alle Klassen und Kitas mit Luftfiltern ausgestattet werden können.“