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Friedensprojekt der Gedenkstätten Gestapokeller/Augustaschacht gibt ukrainischen Jugendlichen eine Stimme

Das Projekt „Meine Spur“ möchte ukrainischen Jugendlichen einen Ort des Austausches geben. (von links) Birgit Dittrich (terre des hommes), Dr. Stefan Breer (Präsident des Lions Club Osnabrück Heger Tor) und Dr. Michael Gander (Geschäftsführer der Gedenkstätten Gestapokeller und Augustaschacht) / Foto: Groenewold

Im Februar 2022 hat die russische Armee die Ukraine angegriffen – mitten in Europa herrscht ein Krieg. Die Gedenkstätten Gestapokeller und Augustaschacht möchten nun in Kooperation mit dem Kinderhilfswerk terre des hommes insbesondere den jungen Ukrainerinnen und Ukrainern einen Ort des Austausches geben: Bei dem Projekt „Meine Spur“ können betroffene Jugendliche ihre Geschichte erzählen. Finanziell unterstützt wird das Projekt mit einer Spende des Lions Club Osnabrück Heger Tor.

„Die aktuelle Situation in der Ukraine ist schrecklich – ein Alptraum. Es sind bereits viele junge Menschen im Krieg gestorben, und das nicht nur an der Front, sondern es gibt auch viele zivile Opfer. Und es geht auch nicht immer um den Tod: Die Kinder und Jugendlichen bringen Opfer in vielerlei Hinsichten auf – viele müssen fliehen“, erzählt Yelizaveta Siviets, die in der Ukraine als Journalistin gearbeitet hat, und nun in Deutschland das Projekt der Gedenkstätte in Osnabrück unterstützt. „Ich habe den Eindruck, dass die Altersgruppe von 15 bis 25 Jahren kaum von den Medien wahrgenommen wird. Sie werden nicht ernst genommen in ihren Wünschen – stehen aber vor den gleichen Herausforderungen, die auch die Erwachsenen haben.“ Für sie sei es besonders wichtig, mit dem Projekt herauszufinden, was die Jugendlichen für Bedarfe haben. „Ich möchte ihre Geschichten hier sichtbar machen. Es geht um eine unabhängige und freie Zukunft für alle. Deswegen bin ich sehr froh, dass ich hier teilnehmen kann.“

Verbunden mit den Menschen in der Ukraine

In den Zellen der heutigen Gedenkstätten Gestapokeller und Augustaschacht sind viele Menschen aus der Ukraine, Russland und Belarus Opfer des nationalsozialistischen Vernichtungskriegs geworden. „Aufgrund der Geschichte sind die Gedenkstätten seit jeher mit den Menschen aus der Ukraine verbunden. Wir haben schon viele Begegnungsprojekte mit Schülern in der Ukraine durchgeführt, die nun aufgrund des Krieges nicht mehr so weitergeführt werden können. Wir machen uns auch persönlich Sorgen, um unsere ukrainischen Kollegen, die ihre Arbeit nicht mehr fortführen können“, sagt Dr. Michael Gander, Geschäftsführer der Gedenkstätten Gestapokeller und Augustaschacht. Diese vielfältigen Beziehungen und Erfahrungen sollen nun für das Projekt „Meine Spur“ genutzt werden, um die Jugend im Krieg sichtbar zu machen.

Bedürfnisse der Jugendlichen erkennen

Für das Projekt werden 30 Interviews mit Jugendlichen geführt, die vom Krieg in der Ukraine betroffen sind. „Wir möchten aber nicht nur darstellen, wie die Situation für die jungen Menschen mit dem Krieg aussieht. Es soll ein Angebot sein, sich mit anderen auszutauschen“, erläutert Gander. Ziel sei es, eine möglichst diverse Gruppe zu interviewen, um ein umfassendes Bild an Erfahrungen und Bedürfnissen zu bekommen. Geplant sei zudem ein gemeinsames Theaterstück, bei dem die Jugendlichen ihre persönlichen Erfahrungen mit einbringen können. Die Interviews finden in einem geschützten Rahmen statt: „Es erfordert ein behutsames Vorgehen – je nach Situation, die die Jugendlichen erleben mussten. Wir haben aber die Erfahrung gemacht, dass dieser Austausch in der Regel gut angenommen wird“, erläutert Birgit Dittrich von terre des hommes. Bei den Interviews seien auch Psychologen und Sozialarbeiter beteiligt.

Umgang mit einem Krieg in Europa

Mit einer Spende in Höhe von 15.000 Euro unterstützt der Lions Club Osnabrück Heger Tor das Projekt der Gedenkstätte. „Etwas für andere zu tun, bedeutet für uns, nicht nur Geld zu spenden, sondern auch sich lokal zu engagieren. Geld ist ebenso wichtig wie die inhaltliche Dimension: Die Jugendlichen müssen mit einem Krieg in Europa umgehen. Deshalb möchten wir hier vor Ort diese wertvolle Initiative unterstützen“, so Dr. Stefan Breer, Präsident des Lions-Club Osnabrück Heger Tor. Erste Ergebnisse des Projektes werden voraussichtlich im Herbst vorgestellt.


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Wibke Groenewold
Wibke Groenewold
Wibke Groenewold ist seit dem Frühjahr 2022 im Team der Hasepost und unterstützt die Redaktion als Praktikantin.

  

   

 

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