Neustart der Fachklinik Möhringsburg im Bischof-Lilje-Zentrum (v. l.): Chefarzt Karsten Meyer, Therapeutische Einrichtungsleiterin Manuela Stumpe und Klinikleiter Ulrich Falk. /Foto: Jens Lintel
Das Klinikum Osnabrück hat beim Ausbau seines Suchtkompetenzzentrums den nächsten wichtigen Schritt gemacht: Anfang des Jahres ist wie vorgesehen die Fachklinik Möhringsburg, in der stationäre und teil-stationäre Entwöhnungstherapien durchgeführt werden, von ihrem bisherigen Standort am Kasinopark in Georgsmarienhütte in das Bischof-Lilje-Zentrum (BLZ) eingezogen.
Die Diakonie und das Klinikum hatten Mitte des vergangenen Jahres eine noch engere Zusammenarbeit in Form eines Suchthilfeverbundes für Stadt und Landkreis Osnabrück vereinbart. Die Fachklinik Möhringsburg bleibt im Bischof-Lilje-Zentrum bis Anfang 2025: Dann werden alle Suchthilfeangebote des Klinikums in einem Neubau auf dem Finkenhügel vereint.
Im Hauptgebäude der Altenhilfeeinrichtung des Bischof-Lilje-Zentrums
Bis dahin belegt die von Chefarzt Karsten Meyer und der Therapeutischen Einrichtungsleiterin Manuela Stumpe fachlich geleitete Rehabilitationsfachklinik nun Teilflächen von zwei Geschossen im Hauptgebäude der Altenhilfeeinrichtung des Bischof-Lilje-Zentrums. Auf beiden Etagen stehen Patientenzimmer sowie Therapie- und Gemeinschaftsräume zur Verfügung, die nach dem Konzept der genderspezifischen Suchtbehandlung als getrennte Stationen für Männer und Frauen genutzt werden. Weiter sind Werkstattbereiche für Metall, Holz und Kunsthandwerk sowie ein Raum mit Sportgeräten zur medizinischen Trainingstherapie vorhanden.
„Mit offenen Armen aufgenommen“
Meyer und Klinikleiter Ulrich Falk freuen sich darüber, dass die Fachklinik in der Einrichtung der Diakonie Osnabrück besonders freundlich empfangen worden ist. „Alles war bestens für uns vorbereitet. Frauke Eidecker von der Einrichtungsleitung im BLZ und ihr Team haben uns mit offenen Armen aufgenommen“, meinte Meyer. Das Klinikum und die Diakonie hatten im Vorjahr eine Kooperation zum Aufbau eines gemeinsamen Suchthilfeverbundes geschlossen. „Wir sind der Diakonie sehr dankbar, dass wir die Räume vorübergehend nutzen dürfen“, sagte Falk. „Es stehen uns hier modern eingerichtete Stationen mit schönen Zimmern zur Verfügung, von denen nahezu alle sogar einen eigenen Balkon haben. Wir können zusammenfassend feststellen, dass sich die räumliche Situation damit insgesamt verbessert hat.“
Vorteile des neuen Standorts
Auch birgt es nach den Worten von Meyer und Falk Vorteile für das Team, dass die Fachklinik mit dem Umzug in das Bischof-Lilje-Zentrum bereits näher an das Klinikum auf dem Finkenhügel herangerückt ist. „Wir haben einige Mitarbeitende, die an beiden Standorten eingesetzt sind. Für sie verkürzen sich die Fahrwege nun bereits erheblich“, betont Meyer.
Bessere Versorgung der Suchterkrankten
Die Geschäftsführer des Klinikums Osnabrück, Frans Blok und Rudolf Küster, freuen sich, dass die Möhringsburg nun im Bischof-Lilje-Zentrum verortet ist. Nach den Worten der beiden Geschäftsführer sei mit dem Umzug ein großer Schritt für das Suchtkompetenzzentrum erfolgt und die übergreifende und ganzheitliche Versorgung von Suchtpatienten durch die Kooperation mit der Diakonie sichergestellt.
Dadurch werden Patientinnen und Patienten nunmehr alle Versorgungsstufen der Suchtmedizin geboten – von der ambulanten Beratung und Behandlung der Diakonie über die ganztägig-ambulante und stationäre Versorgung des Klinikums einschließlich der gemeinsamen Rehabilitation und Nachbetreuung. „Das ist ein großer Schritt zur besseren Versorgung der Suchterkrankten in Stadt und Landkreis Osnabrück“, bewertet Friedemann Pannen, Geschäftsführer der Diakonie Osnabrück, die Zusammenarbeit. Die Diakonie hält in Osnabrück Stadt und Land an insgesamt fünf Suchtberatungsstellen ein umfassendes ambulantes Angebot für Suchtpatienten sowie Betroffene und Angehörige bei allen Suchtproblemen in den Bereichen Alkohol, Medikamente, illegale Drogen, Glücksspiel und Online-/ Mediensucht vor.
Team der Fachklinik
Zum Team der Fachklinik gehören alles in allem 25 Mitarbeitende, darunter ärztliches Personal, psychologische Psychotherapeuten, Sozialpädagogen/-arbeiter, Sucht- und Sozialtherapeuten, speziell ausgebildete Pflegefachkräfte sowie Ergo-, Arbeits- und Physiotherapeuten. Wie der Chefarzt erklärt, ist die Fachklinik für bis zu 35 Rehabilitandinnen und Rehabilitanden im stationären Bereich sowie sieben im ganztägig-ambulanten Bereich ausgelegt.
Auf der Suche nach neuen Partnern in Osnabrück
Die Suchtklinik bietet Entwöhnungsbehandlungen für Frauen und Männer ab 18 Jahren mit Alkohol-, Cannabis-, Medikamenten- und Mischabhängigkeiten an, aber nicht für Hartdrogenabhängigkeiten. Die Behandlungen erstrecken sich meist über einen Zeitraum von 8 bis 26 Wochen und resultieren vielfach in der beruflichen Wiedereingliederung. „Wir suchen zurzeit nach weiteren Unternehmen, mit denen wir Praktika für unsere Rehabilitandinnen und Rehabilitanden organisieren können“, sagt Meyer und führt aus: „In Georgsmarienhütte haben wir ein ganzes Netzwerk von Betrieben, mit denen wir gut zusammenarbeiten und bei denen unsere Rehabilitanden teilweise sogar in feste Arbeitsverträge übernommen worden sind. Da die Rehabilitanden häufig nicht mobil sind, suchen wir nun neue Partner in Osnabrück.“
170 Rehabilitanden jährlich
Wie Meyer berichtet, sind es durchschnittlich 170 Rehabilitanden jährlich, die sich in der Fachklinik einer Entwöhnungsbehandlung unterziehen. „Es sind Menschen aus allen Altersgruppen von 18 bis 80 Jahren, die zu uns kommen“, erzählt Meyer und ergänzt: „Von ihnen stammen etwa die Hälfte aus der Region und die anderen aus dem ganzen Bundesgebiet. Wir bieten beispielsweise eine spezielle Entwöhnung für den Beikonsum von Suchtmitteln in einer Substitutionstherapie an, die nicht so verbreitet ist.“
Fachklinik Möhringsburg ist bald wieder voll belegt
Nachfrage nach Plätzen für eine Entwöhnungsbehandlung gibt es reichlich. „Wir sind zwar „nur“ mit 29 Rehabilitandinnen und Rehabilitanden umgezogen, um die Abläufe etwas zu erleichtern – ab Ende des Monats ist die Fachklinik Möhringsburg wieder voll belegt.“ Das sehe in den anderen Suchttherapie-Einrichtungen in der Region nicht anders aus, so Meyer weiter. „Auf dem Finkenhügel halten wir zurzeit acht und perspektivisch 16 Betten für die Akutentgiftung und für den qualifizierten Entzug vor. Die Erkrankten entscheiden, in welche Einrichtung sie gehen – wir arbeiten natürlich mit allen Anbietern eng zusammen.“ Die Bezeichnung „Möhringsburg“ wurde übrigens aus Badbergen beibehalten, wo die Fachklinik bereits vor rund 40 Jahren gegründet wurde.