250 Quadratmeter mehr “Grün-” oder “Pflanzfläche” sollen es nach dem umstrittenen Totalumbau des Osnabrücker Schlossgartens werden. Wie genau diese Zahl berechnet wurde, will der Stadtbaurat auf Anfrage nicht verraten. Wir sind gespannt und haben schon mal ein Satellitenbild über die vorliegende Planskizze gelegt.
Geht es nach Frank Otte, dann ist klar, auf welcher Seite die Probleme bei der Interpretation der bislang bekannten Entwürfe des Berliner Büros POLA liegen: Man müsse sich halt die Pläne nur genau ansehen, denn “wer gewillt ist die Pläne genauer anzuschauen”, der könne doch erkennen, dass nach der Umprojektierung des Schlossgartens am Ende mehr – statt weniger – Grünflächen zur Verfügung stehen würden. Wirklich?
Negative Presse manipuliert leichtgläubige Politiker?
Exakt “Circa*” 250 Quadratmeter an “mehr Grünflächen” werde es zukünftig geben, so der Stadtbaurat bei der Sitzung des Finanzausschusses. Und die Fraktion vom Bund Osnabrücker Bürger (BOB) sei “einer manipulativen Darstellung der Presse” aufgesessen, hieß es am Dienstag als Schelte in Richtung der Pressebank und da wohl an den Vertreter der HASEPOST.
Auch im nicht-öffentlichen Teil, als der indirekt Angesprochene schon längst nicht mehr vor Ort war, legte der Spitzenbeamte nach und sparte nicht mit Unterstellungen gegen “dieses Medium” und dessen Herausgeber, der nichts unversucht lassen würde seine Pläne in ein schlechtes Licht zu rücken.
Hier direkt den Plan mit dem IST-Zustand vergleichen:
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Otte will seine Berechnung nicht vorab preisgeben
Da der Stadtbaurat am Dienstagabend nicht mehr greifbar war, da der nicht-öffentliche Sitzungsteil direkt im Anschluss fortgesetzt wurde, baten wir schriftlich um Erläuterung.
In einer E-Mail, die versehentlich an unsere Redaktion gelangte aber eigentlich wohl für den Leiter des Presseamts gedacht war, vermeldete Otte nur kurz, dass es eine “Flächenaufstellung des Büros Pola” geben würde und dass er diese Flächenaufstellung in der StUA-Sitzung vorstellen wolle. Ein Hinweis unsererseits, dass wir wohl versehentlich diese an seinen Kollegen gerichtete Mail erhielten, verbunden mit der erneuten Nachfrage nach einer detaillierten Flächenaufstellung blieb unbeantwortet.
Wurden Informationen vorab selektiv gestreut?
Allerdings verkündete bereits am Montag der Grüne Fraktionsvorsitzende und Ottes Parteifreund Michael Hagedorn in einem Facebook-Kommentar bei fb.com/hasepost die Zahl von +250 Quadratmetern. Und auch die Kollegen von der NOZ konnten am Donnerstagmorgen etwas genauer über das mögliche Zustandekommen der Zahl berichten. So sollen “die Rasenflächen um etwas mehr als 250 qm schrumpfen, während die mit Bäumen, Büschen und Blumen bepflanzten Flächen um ca. 500 qm zunehmen.”
In der Gesamtbilanz soll die Versiegelungsfläche um knapp 250 qm geringer sein als zurzeit.
Nachgezählt und grob geschätzt
Wirklich? Wir zählen mal beispielhaft auf, wo sich rein beim Betrachten der Pläne neue Versiegelungen zeigen:
- Schlossinnenhof: beide Rasenflächen halbiert = gepflastert
- Blumenbeete vor dem Schloss (9 Stück) entfallen = gepflastert
- Grünfläche vor der Mensa: entfällt = gepflastert
Zusätzlich werden teils recht große Bäume gefällt:
- mehr als ein Dutzend Bäume westlich vor der Mensa (dafür Grünfläche)
- ca. 7 große Bäume entlang des ehem. Spielplatzes
Neue Grünflächen entstehen:
- schmaler Streifen westlich neben dem Schloss
- an Stelle der alten Springbrunnen (li. u. re. der Pflasterfläche)
Einige kleine Bäume werden gepflanzt:
- knapp ein halbes Dutzend westlich vom Schloss
Die vielen – dicht an dicht – gepflanzten kleinen Bäume westlich vom Schloss werden wohl rein zahlenmäßig die zahlreichen alten Bäume ersetzen – wenn auch nicht qualitativ.
Wie allerdings der Wegfall der Rasenflächen im Schlossinnenhof und die damit einhergehende Versiegelung begründet wird und die Gesamtrechnung aufgehen kann…? Wir sind gespannt und warnen vor vorschnellen Schlüssen, es soll sich niemand “manipuliert” fühlen. Der Vergleich zwischen Entwurfszeichnung und Satellitenbild (oben mit Schieberegler) kann aber durchaus erhellend sein, wenn es darum geht sich eine eigene Meinung zu bilden.
*Anmerkung der Redaktion v. 25.08.2017, 12:00: Nach Hinweis von Stadtbaurat Frank Otte haben wir das Wort “exakt” durch “circa” ersetzt. Nach unseren Notizen fiel während der Sitzung lediglich die Zahl “250qm”, Herr Otte erklärte jedoch, er habe von “circa 250 Quadratmetern gesprochen; während der Sitzung des Stadtentwicklungsausschusses korrigierte er diese Zahl nochmals auf (vermutlich auch “circa”) 230 Quadratmeter