Während vor allem Vertreter der größeren Fraktionen höchst emotional um die Neumarkt-Sperrung stritten (HASEPOST berichtete), ging ein Antrag während der vergangenen Ratssitzung ein wenig unter.
Ein “Mobilitätskonzept” für die gesamte Innenstadt
Als Änderungsantrag zu der von der Union geforderten Wieder-Öffnung des Neumarkts, stellten die Liberalen mit Unterstützung von UWG und Piraten einen interessanten Forderungskatalog auf, der sich geschickt in der Tagesordnung versteckte.
Der Neumarkt bleibt gesperrt
Die bereits beschlossene Sperrung des Neumarkts für den Individualverkehr, die entsprechend der Ratsmehrheit über den Abschluss der Arbeiten am Neumarkttunnel bestehen bleiben soll, auch wenn der Beginn der Bauarbeiten am Einkaufszentrum noch unbestimmt ist, wurde auch mit dem Änderungsantrag nicht angetastet. Zusätzlich werden regelmässige Verkehrszählungen gefordert, über deren Ergebnisse der Stadtentwicklungsausschuss fortlaufend informiert werden soll.
Kommunikation soll verbessert werden
Damit auswärtige Verkehrsteilnehmer besser über die Situation in Osnabrück informiert sind, soll die “Medieninformation” verbessert werden. Ebenso möchten die Lokalpolitiker besser über das Baustellenmanagement informiert werden.
Wieder ein Bonus für schnelle Fertigstellung der Bauarbeiten
Analog zu den Arbeiten am Neumarkttunnel wird die Verwaltung aufgefordert zu prüfen, ob auch für die Kanalarbeiten am Hasetor ein “Bonus” an den Bauunternehmer ausgelobt werden kann, damit dieser zügiger arbeitet.
Die innovativen Ideen am Ende versteckt
So verborgen wie dieser Antrag auf der Tagesordnung platziert wurde, so versteckt finden sich auch die wirklich spannenden Ideen im Antrag selbst. Nur wer nach den ersten Spiegelstrichen noch weitergelesen hatte, konnte diese kreativen Ansätze entdecken.
Ob tatsächlich alle Ratsmitglieder der “Regenbogenfraktion” so weit gekommen sind, bevor sie den FDP-Antrag nicht (wie zu erwarten?) gleich ablehnten, sondern an den Stadtentwicklungsausschuss verwiesen, kann man nur mutmaßen.
So hat dieser Antrag mit seinen gegen Ende teils radikalen Ideen, tatsächlich die Chance nochmal als Tagesordnungspunkt in eine Ratssitzung zurückzukehren.
Die Ideen sind für sich noch nicht einmal neu, jedoch hier erstmals in einem Antrag zusammengefasst und könnten tatsächlich zu einem größeren Konzept reifen.
Busbahnhof am Hauptbahnhof und Ringsystem über die Wälle
Rein praktisch besitzt Osnabrück ja einen Busbahnhof vor dem Hauptbahnhof, mit vielen überdachten Bus-Steigen und der Möglichkeit zum Schnellen Umsteigen zwischen den Linien – nur fahren längst nicht alle Linien diese großflächig angelegte Anlage an.
Der FDP-Antrag sieht vor nun aber (endlich) ein “ÖPNV-Umsteigesystem” für den Bahnhof und den Ring zu erarbeiten. Ziel: Reduzierung des Busverkehrs am Neumarkt.
Den Wall zur Einbahnstraße machen
Noch radikaler werden die Ideen der Liberalen hinsichtlich des Walls insgesamt. Könnte dieser nicht auch komplett zu einer Einbahnstraße umfunktioniert werden?
HASEPOST hatte im vergangenen Jahr, anlässlich mehrfacher tödlicher Unfälle mit Radfahrern, ein Dossier erstellt, in dem diverse Ideen zusammengefasst waren, unter anderem auch eine Einbahnstraßenregelung auf dem Wall – allerdings nur für LKW.
So könnte, wenn LKW nur noch im Uhrzeigersinn die Stadt umfahren würden, das gefährliche Rechtsabbiegen komplett unterbunden werden. Das Dossier steht hier als PDF zum Download bereit.
Ampelsteuerung verbessern und Maßnahmen fachlich begleiten
Unter “Hausaufgaben für die Verwaltung” fallen schließlich Forderungen alle Maßnahmen fachlich zu begleiten, regelmäßig darüber zu berichten und die leidige Ampelsteuerung in der Stadt zu verbessern. Eine “adaptive Ampelsteuerung”, also eine auf den aktuellen Verkehr hin sich selbst optimierende Steuerung, könnte nach Ansicht der FDP dazu beitragen den “Verkehr zu verflüssigen”, wie FDP-Fraktionschef Thomas Thiele in einer nachgereichten Presseerklärung unterstreicht.
Thiele will Verbesserungen für Anwohner und Besucher
Thomas Thiele erklärt weiter: „Mit unserer Initiative wollen eine Verkehrssituation in der Innenstadt schaffen, die eine deutliche Verbesserung für Anwohner und Besucher bedeutet. In Osnabrück hinken wir den veränderten Lebensgewohnheiten der Menschen hinterher.“
Vorbild: Zürich
Der FDP-Politiker nennt Zürich als Vorbild, dort wurde ein Vorhaben entwickelt, dessen Umsetzung auch in vielen deutschen Großstädten angedacht werde.
Keine Koordination bei den Baustellen?
„In Osnabrück hakt es aber leider schon bei der Baustellenkoordination“, so Thiele, und weiter: „Man hat den Eindruck, dass überall in Osnabrück die Straßen aufgerissen werden, ohne das die Baustellen aufeinander abgestimmt sind. Das ist unverständlich, da vor einigen Jahren extra ein Baustellenmanagement zwecks besserer Koordinierung bei den Stadtwerken eingerichtet wurde. Für die Umbaumaßnahmen am Hasetor sind ausreichende Medieninformationen und Hinweisschilder dringend erforderlich.“