Am 11. September ist Kommunalwahl in Osnabrück. Die großen Parteien haben inzwischen ihre Kandidaten für die insgesamt acht Wahlbereiche zusammen. Erste Presseinformationen erreichen auch unsere Redaktion jetzt regelmäßig. Ziel der Parteien ist es ihre Kandidaten und Programme auch öffentlich bekannt zu machen.
Bereits in der vergangenen Woche war die Osnabrücker FDP an die Presse getreten und hatte zu einer Pressemitteilung, in der sie ihre Spitzenkandidaten vorstellte, ein Bild mitgeschickt. Das beigefügte Bild zeigte die Spitzenkandidaten vor der Rathaustreppe.
Das Foto sorgte schnell für Häme im Netz, Haben die Osnabrücker Liberalen mit „Lasst Osnabrück großartig werden“ etwa den Slogan von Donald Trump abgekupfert?
Donald Trump? Wirklich? Faktencheck:
Eine kurze Onlinerecherche zeigt: Der Slogan „Make America Great Again“, der angeblich Pate für die Liberalen stand, ist keinesfalls auf dem Mist des amerikanischen Präsidentschaftsbewerbers Donald Trump gewachsen, zu dem jetzt eine Nähe konstruiert wird. „Make America Great Again“ wurde tatsächlich bereits 1980(!) von Ronald Reagan genutzt. Auch in der Popkultur finden sich diverse Verwendungen und Spielarten des Slogans, zum Beispiel in einer Episode von South Park oder mit dem Album „Make America Psycho Again“ der Alternative-Band Fall Out Boy.
Die Osnabrücker Liberalen haben sich bei der Entwicklung ihres Slogans am Motto des vergangenen Landesparteitages im März orientiert, so Moritz Gallenkamp, Kreisvorsitzender der Osnabrücker FDP gegenüber HASEPOST.
Sollte mit dem Bild manipuliert werden – oder war nur das Bild manipuliert?
Nicht nur am Slogan, auch am Foto selbst, das dem Pressetext über die Spitzenkandidaten beigefügt war, gab es Kritik. Ein Kommunalwahlkandidat wurde offenbar nachträglich in das Bild eingefügt. Technisch kein Problem, in Zeiten von Photoshop, wo Promi-Oberweiten „in echt“ oft nur überschaubar sind, und scheinbar an sommerlichen Mittelmeerküsten präsentierte Neuwagen tatsächlich die Autostadt Wolfsburg nie verlassen haben.
Der FDP-Kreisvorsitzende Moritz Gallenkamp sieht im Gespräch mit unserer Redaktion auch kein Problem mit dem Foto. Die Manipulation am Bild, die von einem Mitarbeiter der Landkreis-Grünen zuerst bemerkt und via Twitter öffentlich gemacht wurde, sei schließlich nicht vorgenommen worden um irgendeinen falschen Eindruck zu erwecken. Es sei lediglich darum gegangen „alle Spitzenkandidaten gemeinsam auf einem Bild zu versammeln“, so Gallenkamp, und weiter: „Da die liberalen Lokalpolitiker auch noch Vollzeit ihr Brot verdienen müssen, ging es in diesem Fall einfach nicht anders“.
Am Dienstagabend wurde das „richtige“ Wahlkampf-Foto für die FDP-Werbeplakate aufgenommen (siehe obiges Foto aus dem Fotostudio). Bei dem abendlichen Fotoshooting waren alle Kandidaten vor Ort, wie der Blick über die Schulter der Fotografin zeigt, das uns die Liberalen direkt aus dem Fotostudio geschickt haben. Der Termin für dieses Fotoshooting war bereits seit der Vorwoche fixiert, so Gallenkamp.
Bildmanipulation kann auch zur Manipulation der Wirklichkeitswahrnehmung genutzt werden
Der Vorwurf der Manipulation durch eine Fotomontage – auch wenn er rechtlich irrelevant ist – wirkt natürlich schwer. Die Pressegeschichte ist voll mit Beispielen wie durch Fotoretuschen die Wirklichkeit manipuliert werden sollte. Der SPIEGEL hat dazu ein paar Beispiele gesammelt.
[Update 29.06.2016, 12:35] In einer ersten Fassung dieses Artikels hatten wir hier ein weiteres Beispiel für Bildmanipulation mit lokalem Bezug. Wir haben dieses Beispiel entfernt, da es nichts mit dem aktuellen Fall zu tun hat.
Fotos: FDP Osnabrück