Marie-Christine Ostermann, Präsidentin des Verbandes der Familienunternehmen, fordert einen radikalen Schwenk in der deutschen Wirtschafts-, Steuer- und Sozialpolitik, um den Wirtschaftsstandort Deutschland wieder attraktiver zu machen.
Notwendige Reformen und Investitionsbereitschaft
Seit der Agenda 2010 würde vor allem eine Politik der Umverteilung betrieben, die Deutschland in Wettbewerbsvergleichen zurückwerfen, so Ostermann gegenüber der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“. Aktuell sei ein Drittel der Mitgliedsunternehmen nicht mehr bereit, in Deutschland zu investieren. „Das ist eine Katastrophe für den Standort“, warnt Ostermann und fordert „mutige, große Reformen, damit sich Arbeiten lohnt.“
Politik und Wählerverhalten
Wenn die Politik weiterhin die Sorgen der Menschen ignoriere, wendeten diese sich ab und neigten dazu, Protestparteien zu wählen. Ostermann warnte vor der AfD und betonte die Notwendigkeit von qualifizierter Zuwanderung und einer Willkommenskultur.
Forderungen für eine zukunftsfähige Wirtschaftspolitik
Ostermann fordert ein Ende der Rente mit 63 und eine Neuausgestaltung des Bürgergeldes. Sie lehnt den von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck und Industrievertretern geplanten Industriestrompreisdeckel ab und schlägt stattdessen vor, die Netzentgelte so weit wie möglich zu reduzieren. Die geplante Ausweitung des Emissionshandels auf alle Wirtschaftszweige soll laut Ostermann vorgezogen werden, was das Gebäudeenergiegesetz überflüssig mache.
Steuerbelastung und Unternehmensnachfolge
Für Unternehmen fordert Ostermann eine Reduzierung der Steuerbelastung auf unter 25 Prozent und der Körperschaftsteuer auf 10 Prozent. Zudem plädiert sie für die Abschaffung des Solidaritätszuschlags und fordert rasche Klarheit bei der Erbschaftsteuer, um die Unternehmensnachfolge zu sichern.
Mit rund 6.000 Mitgliedsunternehmen ist der Verband der Familienunternehmen ein prominentes Sprachrohr des deutschen Mittelstandes. Ostermann wurde im April zur Präsidentin gewählt.