Da waren es nur noch zwei – nach der Verhaftung von Daniela Klette am 26. Februar 2024 fahnden das LKA Niedersachsen und die Staatsanwaltschaft Verden nach den anderen beiden Ex-RAF-Terroristen Ernst-Volker Staub und Burkhard Garweg. Das LKA hat nun den aktuellen Verfahrensstand zu den Ermittlungen veröffentlicht.
Ermittlungen seit fast einem Jahrzehnt
Seit 2015 laufen Ermittlungen gegen die drei Ex-Terroristen der Roten Armee Fraktion wegen versuchten und vollendeten schweren Raubes in mehreren Fällen zwischen 1999 und 2016. Einer der Überfälle fand am 2. Januar 2015 bei Kaufland in Osnabrück statt. Insgesamt 2,7 Millionen Euro soll das Trio bei allen Raubzügen zusammen erbeutet haben.
Das Trio war Teil der linksextremistischen Roten Armee Fraktion (RAF), welche zwischen 1970 und 1998 viele Anschläge und Attentate verübte, bei denen die Terroristen 33 Menschen ermordeten und mindestens 200 weitere Personen verletzte. Bei Anschlägen in den 90er Jahren sollen Klette und Staub beteiligt gewesen sein.
Hinweise nach erneuter Öffentlichkeitsfahndung
Das LKA Niedersachsen veröffentlichte ein Bild von Ernst-Volker Staub aus dem Jahre 2002 sowie einem “Aging-Bild”, also eine simulierte gealterte Version von dem Ex-Terroristen. Eine zweistellige Anzahl an Hinweisen soll die Polizeibehörde daraufhin erhalten haben, welche nun weiter bewertet und bearbeitet werden.
Waffenfunde bei Auswertung der Asservate
Nachdem Daniela Klette im Februar 2024 in Berlin festgenommen wurde, beschlagnahmte die Polizei zahlreiche Asservate bei ihren Durchsuchungen. Teil der tausenden Asservaten sind zum Beispiel Waffen, Bargeld, Tatmittel oder persönliche Gegenstände. Zu exemplarischen Asservaten wurden Fotos veröffentlicht, um dort möglicherweise weitere Hinweise zu den Tatverdächtigen aus der Bevölkerung zu bekommen.
In der Wohnung der gefassten Ex-Terroristin fanden die Ermittler eine täuschend echt wirkende RPG 7, welche in den 1960er Jahren in der Sowjetunion entwickelt wurde und unter anderem als improvisierte Flugabwehrwaffe eingesetzt wurde. Die Attrappe wirke so echt, da sie teils aus Originalteilen besteht. So sollen das kriminelle Trio die Waffe wohl bei mehreren Überfällen benutzt haben um ihre Opfer einzuschüchtern und zu bedrohen. Als konkreten Fall nennt das LKA Niedersachsen den Überfall auf einen Geldtransporter in Stuhr 2015.
Weitere gefundene Waffen sind ein polnisches Sturmgewehr Radom Tantal und eine tschechische Maschinenpistole vz. 48. Mindestens eine der beiden Waffen wurden bei mehreren Raubüberfällen wie zum Beispiel in Cremlingen auf einen Geldtransporter sichtbar getragen und abgefeuert, so die Ermittlungen.
Elektroschocker vom Osnabrücker Überfall?
Neben den Waffen wurden über 450 Schuss erlaubnispflichtige Munition, einen Schreckschussrevolver und zwei Elektroschocker entdeckt. Die Ermittler vermuten das einer dieser Elektroschocker beim Überfall auf den Supermarkt Kaufland in Osnabrück 2015 eingesetzt worden sei. Zwei Opfer, darunter eine Hochschwangere, sollen damit dazu bewegt werden ein Tresor zu öffnen.
Geld, Gold und Hilfsmittel
Ebenfalls sind 240.000 Euro Bargeld sowie über ein Kilo Gold gefunden worden, wobei mindestens Teile davon durch Überfälle erlangt worden seien. Des Weiteren soll Klette einen großen Bargeldbetrag über Kontaktpersonen in andere Stückelungen gewechselt haben. Zum Verschleiern der Identität wurden außerdem viele Hilfsmittel wie zum Beispiel Klebebärte und -koteletten, Perücken, Skimasken, Sturmhauben und Stoffmasken verwendet. Andere Gegenstände beziehen eine mobile Blaulichtanlage, Handschellen und einen Funkstörsender mit ein.
Nun sucht das LKA Niedersachsen nach weiteren Hinweisen. Diese können entweder unter der Telefonnummer (0511 9873-7400), bei jeder Polizeistelle oder anonym im Internet bei BKMS mitgeteilt werden.