Berlin (dts Nachrichtenagentur) – Der frühere SPD-Bundesvorsitzende Norbert Walter-Borjans rät seiner Partei, den „konstruktiven Streit“ über Zuwanderungsregeln nicht zu scheuen. „In dieser Debatte fehlt uns leider die rationale Mitte. Die einen sind hochgradig sensibel, wenn es um die Kontrolle über jede Art von Zuwanderung geht. Die anderen würden am liebsten die Grenzen schließen, die Zuwanderung stoppen, und sie nehmen dabei sogar hässliche Bilder von Ertrinkenden im Mittelmeer oder anderswo in Kauf. Dazwischen ist eine große Leere, und wer sich dort reintraut, der wird von den Rändern heftig attackiert“, sagte Walter-Borjans der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung (Samstagsausgaben).
„Wir werden schon aus purem Eigeninteresse wesentlich mehr für Integration und für die Bekämpfung von Fluchtursachen tun und dafür auch wesentlich mehr Geld ausgeben müssen“, sagte er weiter. „Das wird nicht von heute auf morgen wirken. Deshalb brauchen wir gleichzeitig europaweit Regeln für Einreise und Rückführung, die die Aufnahmebereitschaft der Bürger und der Kommunen nicht ins Gegenteil kippen lassen.“ Es sei keine Überraschung, dass traumatisierte Menschen mit anderem kulturellen Hintergrund in ihrer neuen Umgebung Sorgen auslösten, wenn sie nicht eng und intensiv begleitet würden. „Da liegt unsere Verantwortung. Demokraten, die nur leichtfertig davon sprechen, dass wir uns abschotten und dabei auch hässliche Bilder auf dem Mittelmeer in Kauf nehmen müssen, möchte ich mal auf einem Schiff sehen, von dem aus Schiffbrüchige zurückgewiesen werden. Wenn das normal würde, hätten wir schon verloren“, so der SPD-Politiker.
Foto: Norbert Walter-Borjans (Archiv), über dts Nachrichtenagentur