Als “Niemandsland” zwischen Haste und Eversburg bezeichnet einer der Anwohner den Bereich rund um die Brückenstraße. Die Querverbindung zwischen Pagenstecherstraße und dem Fürstenauer Weg ist, sehr zum Bedauern vieler Eversburger, eine willkommene Abkürzung zwischen den Autobahnabfahrten Hafen (Atter) und Wallenhorst. Genau diesen Weg nehmen täglich zahlreiche LKW der Spedition Koch, die dort 2013 ein neues Firmengelände bezogen hat.
Anwohner befürchteten schon vor dem Umzug von Koch Probleme
Wie im Vorfeld von den Anwohnern in Eversburg und dem ebenfalls betroffenen Haste befürchtet, blieben die Lärmbelastungen nicht aus. Der “Streit” – anders kann man einige Wortbeiträge beim letzten Bürgerforum Eversburg am vergangenen Mittwoch nicht beschreiben – zwischen Bürgern auf der einen Seite und der Verwaltung und Lokalpolitikern auf der anderen Seite, entzündet sich nun an der offensichtlichen Handlungsunfähigkeit der Verantwortlichen in der Stadtverwaltung und im Stadtrat. Sie müssen nun mit den Folgen der vom damaligen Oberbürgermeister Boris Pistorius durchgesetzten Standortentscheidung klarkommen. Die betroffenen Anwohner wollen sich nicht mehr mit “Floskeln” zufrieden geben.
Wenn die Römereschstraße gesperrt wird droht das Chaos
Die Diskussion im Rahmen des Bürgerforums bekam eine erste Schärfe, als über anstehende Bauarbeiten an der Römereschstraße gesprochen wurde. Diese parallel zur Brückenstraße verlaufende Verbindung nimmt einen Teil des Verkehrs der Ost/West-Achse auf. Wenn nun, bedingt durch geplante Bauarbeiten, diese Verbindung zeitweise wegfallen sollte, könnte es zu einem Verkehrskollaps im Hafen kommen. Schon jetzt, so berichtete es ein Anlieger, staut sich der Verkehr auf der Brückenstraße über hunderte Meter, wenn ein Zug der Hafenbahn für Rangierarbeiten den Bahnbergang blockiert. Er selbst, so der besorgte Eversburger, habe schon miterlebt wie ein Rettungswagen im Einsatz und mit angeschaltetem Blaulicht mehr als fünf Minuten warten musste, bis der Weg wieder frei war.
Koch pendelt, Schenker baut aus – der Verkehr nimmt weiter zu
Vor allem erzürnte die Teilnehmer des Bürgerforums der andauernde Pendelverkehr der Spedition zwischen dem Alt-Standort in Atter und dem neuen Logistikzentrum der Firma Koch. Zusätzlich hat auch der Verkehr der Spedition Schenker, die ebenfalls eine Fläche im Hafen besitzt, deutlich zugenommen, so ein Bürger. Weiterer Verkehr, vor allem von der Spedition Hellmann und von der Spedition Munsberg, die ihre An- und Abfahrt über den Eversburger Platz organisiert, belastet den Stadtteil.
Otte sieht vorerst keine Chance für ein LKW-Durchfahrtverbot
In seiner Antwort erläuterte Stadtbaurat Frank Otte, wie die Verwaltung versucht beim Land Niedersachsen wenigstens die Route der Bundesstraße 68 (derzeit von Haste bis Nahne durch die Innenstadt) um die Stadt zu legen. Allerdings versuchten die zuständigen Stellen diese Entscheidung auf einen unbestimmten Zeitpunkt zu verschieben, an dem der Lückenschluss der A33-Nord vollzogen ist und um Osnabrück ein Autobahnring liegt.
Grundsätzlich sei ein LKW-Durchfahrtverbot aber auch schwer zu kontrollieren, wie Erfahrungen in Hannover zeigen. Zudem seien Speditionen und Unternehmen aus einem Umkreis von 75 Kilometern ausgeschlossen, da sie als Anlieger gelten würden.
Neue Planung für den Hafen wird Rangierbedarf der Hafenbahn verringern
Was die Staus angeht, die durch Rangierfahrten über die Brückenstraße entstehen, hatte der Stadtbaurat wenigstens eine gute Nachricht zu vermelden. Im Rahmen einer Neuplanung der Hafenanlagen und den nun begonnenen Abrissarbeiten der alten Lagerhallen, werden im Zukunft für den kombinierten Ladungsverkehr ausreichend lange Gleise zur Verfügung stehen, so dass ein Trennen der Züge und zusätzliche Rangierfahrten in Zukunft vermieden werden.
Da spielen ja nur Kinder, keine Fledermäuse
Doch mit dem, was der Stadtbaurat den Anwohnern mitteilen konnte, wollten sich die Bürger nicht zufriedenstellen. Vor allem der ehemalige Oberbürgermeister Boris Pistorius hätte nicht mit offenen Karten gespielt und die zusätzliche Lärmbelastung durch die Spedition Koch nicht erkennen wollen, so ein Anlieger.
Zwar erkannte eine andere Eversburgerin durchaus den “Interessenkonflikt”, zwischen Arbeitsplätzen und Lärmschutz, dem auch die Stadt ausgesetzt, die “Opferrolle”, in der sich die Verwaltung offenbar sieht, konnte sie aber nicht nachvollziehen.
Ob nicht wenigstens für den Spielplatz am Wippchenmoor, der direkt an die Klöcknerstraße angrenzt, eine Lärmschutzwand gebaut werden könne, wurde gefragt. In einem Zwischenruf gab sich eine Eversburgerin selbst die Antwort: “Da spielen ja nur Kinder, keine Fledermäuse”.
Stadtbaurat Otte: “Uns sind die Hände gebunden”
In seiner Erwiderung erklärte Stadtbaurat Frank Otte, der Verwaltung seien “in vielen Dingen die Hände gebunden”. Und wenn die Firma Koch sich damals für einen Standort außerhalb der Stadtgrenzen entschieden hätte, zum Beispiel in Wallenhorst, wäre die Stadt dennoch weiter durch den Verkehr belastet, dafür wären die Gewerbesteuern weggebrochen.
Bürger: “Wir werden hier nur mit Floskeln abgespeist”
Eine “Jux-Veranstaltung” sei das, erwiderte ein sichtlich erregter Anlieger. “Wir werden hier nur mit Floskeln abgespeist”, und “wo bleibt die Wertschätzung für den Bürger”, erwiderte dieser.
Das wiederum brachte Bürgermeistern Karin Jabs-Kiesler (SPD) in Rage, unter deren Leitung die Versammlung stand. Sie betonte, dass längst nicht alle deutschen Großstädte ihren Bürgern solche Foren anbieten würden. Sie selbst würde sich auf jeden Termin oft stundenlang vorbereiten.
Sie respektiere das Engagement der Anlieger, hätte sich aber auch mehr positive Würdigung der zuvor mitgeteilten Verbesserung bei den Rangierfahrten gewünscht.
Der ebenfalls anwesende Ratsherr Ulrich Hus ergänzte, das man sich als Bürger auch mal anschauen solle, wie wir so leben, und das unser Lebensstil auch Nachteile mit sich bringe und immer auch Arbeitsplätze betroffen seien. Wenn aber im Stadtrat nach Ansicht einiger Bürger “nur Deppen” sitzen würden, solle man sich für die anstehenden Kommunalwahlen (11. September 2016, die Redaktion) bewerben, so der SPD-Politiker, und es dann zukünftig besser machen.
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