Nachhaltig und ethisch statt schnell und billig: 2019 gründeten zwei Jungunternehmer aus Osnabrück das Modelabel „Young Diversity“. Mit ihrem Bekleidungskonzept gehen sie bewusst in eine andere Richtung als Modegiganten.
Nach einer Studie der Christlichen Initiative Romero im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit verbraucht die Modeindustrie weltweit in einem Jahr fast 100 Millionen Tonnen Erdöl, produziert 92 Millionen Tonnen Müll und befördert knapp 500 Millionen Kilogramm Mikrofasern in die Ozeane. Die Biodiversität und auch Millionen Textilmitarbeiter und Textilmitarbeiterinnen leiden unter dem Druck, so schnell wie möglich neue Bekleidungsstücke und Kollektionen auf den Markt zu bringen. Die Modewelt ist nicht gerade „sauber“ und moralisch vertretbar – hier setzt das Bekleidungskonzept des Osnabrücker Modelabels „Young Diversity“ an.
Name ist Programm
„Wir wollten schon immer etwas machen, das einen positiven Effekt auf die Welt und Menschen hat“, erzählt Philipp Wessel im Gespräch mit unserer Redaktion. „Hier sind uns direkt Textilien in den Kopf gekommen.“ Im Mai 2019 gründete er gemeinsam mit seinem Cousin Torben Paul das Modelabel „Young Diversity“. Der Name ist Programm: Junge Mode und gesellschaftliche Vielfalt sind Ausgangspunkt des Osnabrücker Modelabels. Im März 2020 wurde der Onlineshop eröffnet.
Werte nach außen präsentieren
„Wir wollen nach außen hin die Werte präsentieren, für die wir einstehen: Ehrlichkeit, Anti-Rassismus und Gleichstellung sind nur wenige Beispiele“, erläutert Paul. „Von der Herstellung, über die Lieferung bis zum Verkauf wollen wir ein ethisches Unternehmen sein. Das bedeutet, dass wir niemandem Leid antun wollen – weder Mensch noch Tier.“ Die Produkte von „Young Diversity“ entsprechen dem Global Organic Textile Standard und sind sowohl von der Fair Wear Foundation als auch von PETA Vegan zertifiziert. Auch Klimaschutz wird bei dem Modelabel großgeschrieben; monatlich wird ein fester Betrag für Aufforstungsprojekte auf der ganzen Welt gespendet.
Models mit Geschichte
„Jeder Mensch ist einzigartig und das wollen wir mit unserem Label verkörpern“, erklärt Paul. Die Models für die Bekleidungsstücke stammen überwiegend aus dem Freundeskreis der Gründer und sind alles andere als namenslos: Sie und ihre Geschichte werden auf dem Instagram-Account des Labels vorgestellt.
Baumwolle ohne Pestizide
Für die T-Shirts, Mützen und Hoodies wird Bio-Baumwolle und recyceltes Polyester verwendet. „Für die Baumwolle haben wir eine gute Produktionsstätte in Indien gefunden, die auf den Einsatz von Pestiziden verzichtet und ihre Mitarbeiter fair behandelt“, so Wessel. „Das Plastik-Problem wollen wir auch noch gezielter angehen. Wir überlegen im nächsten Jahr eventuell eine Jacke zu produzieren, die aus recycelten PET-Flaschen besteht“, ergänzt Paul.
Für faire Arbeitsbedingungen
Die Produktion der Kleidungsstücke erfolgt in Bangladesch. „In der Produktionsstätte wird regelmäßig von Einheimischen kontrolliert, ob die Mitarbeiter fair behandelt werden. Und wenn sie fair behandelt werden – das heißt, wenn die Lebens- und Arbeitsbedingungen vor Ort stimmen und sie eine angemessene Bezahlung bekommen – ist auch eine Produktion in Bangladesch nicht schlimm. Die Menschen in Bangladesch brauchen schließlich auch Arbeitsplätze“, folgert Paul.
Qualität vor Quantität
Mit ihrem Konzept wollen Wessel und Paul in eine andere Richtung ziehen als die Mainstream-Modebranche. Die Kleidungsstücke sind auf eine lange Tragdauer ausgelegt und das Label hat eine deutlich geringere Auswahl als C&A, h&m, Zara und Co. „Wir bringen weitaus weniger Kollektionen raus als Modegiganten, in der Tendenz etwa zwei Mal im Jahr“, erklären die Gründer. „Wir wollen gezielt eine Überproduktion vermeiden. Nicht die Masse an Kleidungsstücken zählt, sondern ihre Qualität.“
Ausweitung auf Einzelhandel geplant
Aktuell sind die Kleidungsstücke des Labels im Weltladen an der Bierstraße und über den Onlineshop von „Young Diversity“ erhältlich. „Wir sind offen für eine Zusammenarbeit mit weiteren stationären Einzelhändlern. So können Menschen bei einem Einkaufsbummel durch die Regale stöbern, unser Label finden und wissen, wofür wir stehen“, schließen Paul und Wessel das Gespräch.
Torben Paul und Philipp Wessel, Gründer von „Young Diversity“. / Foto: Young Diversity.