Ein potentieller Ankermieter habe schon unterschrieben…
Mit dieser Aussage überraschte und beruhigte Chief Development Officer Ulrich Wölfer die Teilnehmer einer öffentlichen Fraktionssitzung der CDU im April (HASEPOST berichtete).
Allerdings ergänzte der Topmanager aus Düsseldorf auch gleich, dass Unibail-Rodamco bislang noch nicht gegengezeichnet habe. Derartige – nur einseitig unterzeichnete Mietverträge – wären in seiner Branche ein übliches Verfahren und so ein Vertrag könnte bis zu einem halben Jahr einseitig unterzeichnet vorliegen, so Wölfer. Während dieser Frist würden noch weitere „Absichtsbekundungen“ eingeholt und an einem stimmigen Gesamtkonzept gearbeitet.
Ein halbes Jahr verging – wurde der Vertrag gegengezeichnet?
Seit April sind nun sechs Monate vergangen – doch weder von einem Gesamtkonzept, noch von tatsächlich gegengezeichneten Mietverträgen war seither irgendetwas aus der Düsseldorfer Niederlassung des franko-kanadischen Investors zu hören.
Auf Nachfrage unserer Redaktion erklärte Pressesprecherin Doville Kasparaviciute lediglich: „Über laufende Vertragsangelegenheiten können wir Ihnen aufgrund unserer Firmenstrategie leider keine Auskunft geben, bitte haben Sie hierfür Verständnis.“
Auch auf unsere Frage, ob der seinerzeit im April angeblich einseitig unterzeichnete Mietvertrag eine einseitige Absichtserklärung von SinnLeffers gewesen sei, erhielten wir keine Antwort.
Das Textilkaufhaus SinnLeffers ist zwischenzeitlich in den Insolvenz-Strudel des Mutterkonzerns Wöhrl geraten.
Zuvor war bekannt geworden, dass SinnLeffers sich selbst als Ankermieter für das geplante Einkaufscenter am Neumarkt gesehen und öffentlich ins Gespräch gebracht hatte – der Mietvertrag für das alte Geschäftshaus in der Johannisstraße soll nicht verlängert werden.
Politik wird nun fordernder gegenüber Investor
Das Verständnis auf Seiten der Osnabrücker und der Osnabrücker Lokalpolitik dürfte recht begrenzt sein. SPD-Fraktionschef Frank Henning hatte noch im Februar eine selbstgemalte „Abrissanzeige“ bei einem eilig einberufenen „Pressetermin“ (zudem freilich nur die Kollegen der Lokalzeitung eingeladen wurden, HASEPOST berichtete) vor die Kamera gehalten.
Das sich die tatsächlich eingereichte Abrissanzeige als inhaltlich fehlerhaft und damit ungültig erwies, konnte unsere Redaktion wenige Tage später exklusiv berichten. Ob jemals eine formal gültige Abrissanzeige eingereicht wurde, ist nicht bekannt.
Henning und Griesert vs. Unibail-Rodamco?
Dem Vernehmen nach soll SPD-Chef Henning inzwischen seine Geduld mit dem zögerlichen Pariser Kaufhauskonzern verloren haben. Bei der nunmehr zweiten Kommunalwahl, in deren Mittelpunkt Kaufhausneubau und Neumarkt standen, hatte seine SPD erneut knapp 5% Zustimmung bei den Osnabrückern verloren. Von der Lokalzeitung NOZ (Abruf ggf. kostenpflichtig) wird er nach der verlorenen Wahl mit den Worten zitiert: „Der Investor muss im Herbst liefern.“
Auch Oberbürgermeister Wolfgang Griesert wird nachgesagt, dass dieser an einem „Plan B“ arbeiteten will, sollte nicht noch in diesem Monat etwas mit dem ehemaligen Wöhrl-Gebäude passieren.
Die Konzernzentrale hat alle Hinweise auf Osnabrück von ihrer Internetpräsenz getilgt
In der Osnabrücker Immobilienszene halten sich hartnäckig Gerüchte, dass der Pariser Konzernzentrale das Osnabrücker Projekt längst zu lästig und vor allem zu klein geworden sei.
Angeblich wird händeringend nach einem Unternehmen gesucht, das den bisherigen Planungsstand und die zuvor dafür eingekauften Immobilien im Paket kaufen will.
Auf der Homepage des Unibail-Konzerns findet sich über den Suchbegriff „Osnabrück“ kein einziger Eintrag mehr (hier über diesen Link ausprobieren).
[Update 02.11.2016]
Wie Leser richtig anmerken, ist das Osnabrücker Projekt auf der Webseite der deutschen Niederlassung des Unibail-Konzerns weiterhin zu finden. Der Link oben bezog/bezieht sich jedoch auf die Onlinepräsenz der Konzernzentrale in Paris.