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Erste Reaktionen auf Schließungspläne der Niels-Stensen-Kliniken

Nachdem unsere Redaktion am Donnerstag mehrfach und teils exklusiv über die sich konkretisierenden Pläne der Niels-Stensen-Kliniken berichtet hatte, die u.a. die Schließung des Krankenhauses St. Raphael in Ostercappeln und des Standorts in der ehemaligen Paracelsus-Klinik am Natruper Holz umfassen, gab es im weiteren Tagesverlauf erste Statements aus Politik und Verbänden sowie vom Klinikum Osnabrück.

Scharfe Kritik der Ärztekammer Niedersachsen

Die Bezirksstelle Osnabrück der Ärztekammer Niedersachsen kritisiert die Pläne der Niels-Stensen-Kliniken, insbesondere der geplanten Schließung des St. Raphael Krankenhauses in Ostercappeln und der ehemaligen Paracelsusklinik am Natruper Holz, als einen schwerer Schlag für die regionale Gesundheitsversorgung. Dr. Steffen Grüner, Vorsitzender der Bezirksstelle, betont, dass diese Maßnahmen zu einer Verschlechterung der Regelversorgung und einer Mehrbelastung der ambulanten Versorgung führen werden. „Kleinere Krankenhäuser der Grundversorgung werden größeren Zentren geopfert“, erklärt Dr. Grüner.

Grüner äußert sich besorgt darüber, dass der Steuerzahler für die Finanzpolitik der Niels-Stensen-Kliniken aufkommen muss, und kritisiert die finanzielle Unterstützung kirchlicher Konzernentscheidungen durch öffentliche Mittel. „Warum muß der Steuerzahler kirchliche Konzernentscheidungen mitfinanzieren?“, fragt Dr. Grüner.

Dr. Grüner hebt hervor, dass die Schließung kleinerer Krankenhäuser angesichts der demografischen Entwicklung und der Pandemieerfahrungen problematisch sei. Er fordert, dass wirtschaftliche Kriterien nicht allein entscheidend sein dürften und betont die Bedeutung einer wohnortnahen ärztlichen Versorgung. „Die Kreise bedürfen echter Krankenhäuser mit 24/7-Öffnung!“, fordert Dr. Grüner.

Klinikum Osnabrück zeigt Verständnis und bietet Kooperation an

Dr. Fritz Brickwedde, Aufsichtsratsvorsitzender, und Frans Blok, Geschäftsführer der Klinikum Osnabrück GmbH, äußern Bedauern über die unvermeidbaren Restrukturierungsmaßnahmen der Niels-Stensen-Kliniken. Sie erkennen die Herausforderungen für die regionale Gesundheitsversorgung an und versichern, obwohl selbst mit einer schwierigen wirtschaftlichen Lage konfrontiert, ihre Unterstützung zur Sicherstellung der medizinischen Versorgung in der Region.

„Wir werden alle notwendigen Maßnahmen ergreifen, um die voraussichtlich weiter steigende Versorgungsnachfrage im Klinikum Osnabrück bewältigen zu können“, erklären Brickwedde und Blok. Sie zeigen sich offen für weitere Lösungsansätze und Kooperationen mit den Niels-Stensen-Kliniken, um eine bestmögliche Betreuung für alle Patientinnen und Patienten sicherzustellen.

Anmerkung der Redaktion: Das Angebot zur Kooperation durch das Klinikum knüpft an die Handgiften-Rede 2024 von Oberbürgermeisterin Katharina Pötter an, die bereits im Januar deutlich gemacht hatte, dass die Stadt bereit ist auch gemeinsam mit den Niels-Stensen-Kliniken Mittel und Wege zu suchen, die Gesundheitsversorgung in Osnabrück sicherzustellen.

Landkreis Osnabrück: sehr harte Entscheidungen

Landrätin Anna Kebschull vom Landkreis Osnabrück reagiert mit Bestürzung auf die Ankündigung der „Medizinstrategie 2028“ der Niels-Stensen-Kliniken, die am heutigen Donnerstag vorgestellt wurde. Kebschull bezeichnet die darin angekündigten Umstrukturierungsmaßnahmen als „sehr harte Entscheidungen für den Landkreis Osnabrück.“

In der Strategie wird angekündigt, dass die Geburtshilfe und Gynäkologie des Christlichen Klinikums Melle sowie die Geburtshilfe des Franziskus Hospitals Harderberg nach Osnabrück ans Marienhospital verlagert werden. Das St. Raphael Ostercappeln Krankenhaus soll Mitte 2025 geschlossen werden. Landrätin Kebschull erklärte, der kurzfristige Verlust des Krankenhauses in Ostercappeln sei „erschütternd“.

Caritasdirektor Buß sieht Verantwortung in Berlin

Caritasdirektor Johannes Buß, als Vertreter einer vielfach mit den Niels-Stensen-Kliniken verbundenen Organisation der katholischen Kirche, reagiert ebenfalls mit einem Statement auf die Maßnahmen der Niels-Stensen-Kliniken. „Die notwendigen Maßnahmen sind sehr schmerzhaft“, sagt Buß und dankt der Geschäftsführung und allen Beteiligten für ihre Arbeit. Er bezeichnet die Schließung des St. Raphael-Krankenhauses Ostercappeln als „ausgesprochen bedrückende Nachricht“ für die Patienten und Mitarbeitenden.

Buß macht die Bundesregierung für die Situation verantwortlich und kritisiert eine fehlgeleitete Krankenhausplanung. „Ein wesentlicher Teil der Verantwortung für diese Entwicklung in der Region Osnabrück liegt in Berlin“, betont Buß. Trotz der schwierigen Lage sieht Buß in den Planungen der Niels-Stensen-Kliniken eine zukunftssichere Aufstellung des Verbunds und wünscht allen Beteiligten viel Erfolg.


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Heiko Pohlmann
Heiko Pohlmann
Heiko Pohlmann gründete die HASEPOST 2014, basierend auf dem unter dem Titel "I-love-OS" seit 2011 erschienenen Tumbler-Blog. Die Ursprungsidee reicht auf das bereits 1996 gestartete Projekt "Loewenpudel.de" zurück. Direkte Durchwahl per Telefon: 0541/385984-11

  

   

 

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