Da wollte wohl jemand nicht zu seinem Wort stehen? Der neue Ratsherr der Satirepartei „Die Partei“, Kalla Wefel zog schon vor Beginn der ersten Ratssitzung um – nach hart links. Wefel erspart sich damit einer zuvor getätigten Ankündigung Taten folgen zu lassen.
Die offizielle Sitzordnung, die von der Verwaltung vorgegeben war, sah vor, dass Wefel als einzelnes Ratsmitglied in einer Tischgruppe mit BOB und dem ebenfalls als Einzelkämpfer antretenden AfD-Mitglied Viktor Jersch sitzen sollte.
Der für Wefel eingeplante Platz wäre zwischen der CDU-Fraktion und der FDP angesiedelt gewesen, entsprechend des geltenden Hygienekonzepts mit dem nötigen Abstand, weswegen der Stadtrat seit vergangenem Jahr in der OsnabrückHalle tagt.
Wird Wefel nun auf Panzerhemd und Vollverschleierung verzichten?
Den Osnabrückerinnen und Osnabrückern entgeht mit der Sitzordnungs-Eigenmächtigkeit von Kalla Wefel allerdings ein echtes Highlight. Im Interview mit unserer Redaktion hatte Wefel angekündigt, er würde, sollte man ihn neben BOB oder AfD platzieren, „im Ganzkörperschador mit Panzerhemd auflaufen.“
Vor der Ratssitzung gab es einen Gottesdienst
Vor Beginn der ersten Ratssitzung in neuer Zusammensetzung trafen sich die Ratsmitglieder zu einem ökumenischen Gottesdienst in der nahen Katharinenkirche. Dort wurden auch Grußworte der jüdischen und muslimischen Gemeinden verlesen.
In seiner Eingangsrede erinnerte Dr. Fritz Brickwedde, der als ältestes Ratsmitglied die vorläufige Leitung übernommen hatte, daran, dass die Ratsmitglieder statt sinnlos zu streiten aufeinander zugehen sollen. Man werde keine Abwertung von Minderheiten, Rassismus und Aufstachelung akzeptieren. „Wir stehen als Rat für Maß und Mitte und nicht für Spaltung“, betonte Brickwedde.
Brickwedde blickt voraus auf das Jahr 2026
Brickwedde blickte in seiner Rede auch auf das Jahr 2026, dem Ende der aktuellen Wahlperiode, und wünschte sich, dass man dann auf eine konstruktive Zusammenarbeit zurückblicken werden könne. Der „neue Neumarkt“ soll dann fertiggestellt sein, genau wie das „Lokviertel“ auf dem Gelände des Alten Güterbahnhofs. Auch weitere Neubauten, Sanierungen und Umnutzungen sollen in den kommenden fünf Jahren helfen die Innenstadt zu revitalisieren, insbesondere die Johannisstraße. Brickwedde hofft, dass in fünf Jahren der Wohnungsmarkt entspannt sein wird, dass viele Menschen in unserer Stadt eine Heimat finden, die sie sich auch leisten können“. Auch weitere Fahrradwege und neue Fahrradstraßen sollen helfen die Stadt attraktiver zu machen. Zusammen mit dem Landkreis Osnabrück soll Grün geschützt und ausgebaut werden, insbesondere die Grünen Finger. Mit dem Satz „wir werden viel schaffen können in den kommenden fünf Jahren“ setzte Brickwedde einen Schlusspunkt, bevor Katharina Pötter als neue Oberbürgermeisterin vereidigt wurde.
Pötter sieht Herausforderungen und will Taten folgen lassen
Nach ihrer Vereidigung übernahm die neue Oberbürgermeisterin das Mikrofon und sagte, sie freue sich die neuen Aufgaben und die vor ihr liegende Amtszeit. Pötter dankte den Osnabrückerinnen und Osnabrückern für das ihr entgegengebrachte Vertrauen. Gemeinsam solle man in Rat und verwaltung sich neuen Aufgaben stellen, wobei sie u.a. auch die Herausforderungen des Klimawandels, mögliche Naturkatastrophen, die Digitalisierung und die Stadterneuerung und die Verbesserung der Infrastruktur für Fahrradfahrer nannte. Konkret nannte Pötter einen schon bald an der Pagenstecherstraße entstehenden „Popup-Radweg“. Abschliessend betonte die neue Oberbürgermeisterin, wie wichtig ihr die Zusammenarbeit mit dem Landkreis sei, weswegen sie sich auch gleich nach Amtsantritt mit ihrer Landkreis-Kollegin, der Landrätin Anna Kebschull, getroffen habe.
Für die Zusammenarbeit im Rat und mit der Verwaltung wünschte sich Pötter Gemeinsamkeit, Verbindlichkeit und das den erkannten Herausforderungen bald Taten folgen sollen.
Per Handschlag wurden die neuen (und alten) Ratsmitglieder schließlich von der neuen Oberbürgermeisterin im Amt begrüßt.
Michael Hagedorn wird Ratsvorsitzender
Als neuer Ratsvorsitzender wurde Michael Hagedorn einstimmig gewählt, der ab diesem Zeitpunkt auch die Leitung übernahm. Der Ratsvorsitzende wird aus den Reihen der stärksten Fraktion im Rat gewählt und wechselte in dieser Wahlperiode von der CDU zu den Grünen. Hagedorn bedankte sich für das entgegengebrachte Vertrauen und betonte, dass es nicht selbstverständlich sei einstimmig gewählt zu werden. Die Wahl und die vor ihm liegende Aufgabe sieht der Grünenpolitiker als große Ehre an. Wie seine Vorredner betonte auch Michael Hagedorn, dass viele Herausforderungen in den kommenden Jahren zu bewältigen sein werden und das der neugewählte Rat sich wohl in der Sache streiten solle, aber ohne persönlich verletzend zu werden.