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Erst die Straßen, dann die Gehwege – und die Radfahrer warten auf Tauwetter?

Auch wenn das Tauwetter inzwischen ganze Arbeit geleistet hat und inzwischen (auch) die Fahrradwege wieder frei sind – dieser Winter ist noch nicht zu Ende und dieses Thema auch darüber hinaus aktuell.

Fahrradkampagne Osnabrück im Winter

Vor ein paar Tagen haben wir eine Leserzuschrift erhalten, die uns nachdenklich machte.
„Warum bedankt sich die Stadt bei den Fahrradfahrern und ruft dazu auf, häufiger das Fahrrad zu verwenden, aber tut jetzt bei dieser Witterung nichts für die Radfahrer? Radwege sind nirgends gestreut, heute morgen war es wieder eine Herausforderung. In anderen Städten (z. B. Berlin) werden die Radwege noch vor(!) den Straßen geräumt. Hier in Osnabrück werden sie gar nicht geräumt.“

Ist das so, wie Beate S. uns schreibt?
Tatsächlich genügt ein Blick quasi vor die Haustür, und wir finden den Vorwurf bestätigt. Unser Bild zeigt die Straße „Am Natruper Holz“, vergangenen Dienstag, also bereits Tage nach dem großen Schneefall: freie Straße, freier Fußweg – Radweg bedeckt mit teils verharrschtem Schnee und Eis.

Die Stadt reinigt Straßen und Hochbord-Radwege – nicht aber die Gehwege

Winterdienst auf Radweg, Foto: OSB
Osnabrücker Servicebetrieb im Winterdienst auf Hochbord-Radweg

Die große Fahrrad-Kampagne, die in den vergangenen Monaten die Osnabrücker auf den Fahrradsattel bewegen sollte, war der Stadt immerhin 100.000 € (2013) und 50.000 € (2014) wert.
Beim Osnabrücker Service Betrieb (OSB) ist man für die Reinigung von Straßen, Geh- und Radwegen in der Stadt zuständig. Die OSB-Sprecherin Katrin Hofmann erläutert gegenüber HASEPOST: „Für das Räumen und Streuen der Gehwege bei Schnee und Glätte sind in Osnabrück die Anlieger beziehungsweise Grundstückseigentümer verantwortlich. Die Stadt kümmert sich um die Straßen und Radwege und hat spezielle Reinigungsmaschinen für Hochbord-Radwege“ (siehe Foto). Allerdings sind die für Straßen und Radwege eingesetzten Fahrzeuge nicht parallel im Einsatz.
Leider kommt es wohl auch vor, so die OSB-Sprecherin, dass Anlieger ihrer Räumpflicht auf dem Gehweg nachkommen, und dabei den Schnee auf den bereits geräumten Radweg schaufeln.

ADFC-Sprecher fährt „mit großem Spaß und Spikereifen auch bei diesem Wetter“  

Auch Wolfgang Driehaus vom ADFC erklärt die vielen zugeschütteten Radwege mit ignoranten Anwohnern: „Es gibt nicht nur die Priorität, was geräumt wird, sondern anscheinend auch, wohin geräumt wird, da ist für viele Leute der Radweg erste Wahl.“ Driehaus beobachtet auch, dass die „nicht geräumten Radwege ruckzuck zugeparkt werden“, offenbar können sich die meisten Nicht-Radler nicht vorstellen, dass man auch im Winter fahrradfahren kann. Er selbst, so der ADFC-Aktivist, fahre „mit großem Spaß und Spikereifen auch bei diesem Wetter.“

Deutsche Prioritäten?

German-priorities-1024x768Daniel Doerk, der aus Radfahrer-Perspektive unter dem Titel it started with a fight bloggt, kennt das Problem ebenfalls. Anhand eines Fotos vom Heger-Tor-Wall zeigt er scheinbare „Deutsche Prioritäten“. Er hat sogar einmal einen Tankstellenmitarbeiter dabei gesehen, wie er den Schnee von Auffahrt und Gehweg auf den Radweg geschoben hat. Auch Doerk vermutet, dass es „vermutlich unvorstellbar“ für viele Mitbürger ist, dass man selbst im Winter mit dem Fahrrad fahren kann.

Bis Osnabrück wirklich „aufsattelt“ (in Anspielung an die städtische Radfahr-Kampagne) muss wohl noch in den Köpfen „umgeparkt“ werden.

 

 

 

HP, Fotos: Redaktion und OSB, Screenshot: it started with a fight


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Heiko Pohlmann
Heiko Pohlmann
Heiko Pohlmann gründete die HASEPOST 2014, basierend auf dem unter dem Titel "I-love-OS" seit 2011 erschienenen Tumbler-Blog. Die Ursprungsidee reicht auf das bereits 1996 gestartete Projekt "Loewenpudel.de" zurück. Direkte Durchwahl per Telefon: 0541/385984-11

  

   

 

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