„Nur ein paar Blumenkübel, aber der Schandfleck bleibt bestehen“, mit deutlichen Worten beschrieb Oliver Hasskamp (FDP) bei der letzten Ratssitzung vor der Sommerpause was bisher getan wurde um die Johannisstraße attraktiver zu machen, und wie es nicht weitergehen soll. Geht es nach den aktuellen Plänen, wird zumindest die Johannisstraße im kommenden Jahr umgebaut, der Neumarkt wird allerdings noch warten müssen.
Der Ratssitzung am Dienstagabend vorausgegangen war eine nicht-öffentliche Sitzung des Verwaltungsausschusses (VA), bei der eine Strategie beschlossen wurde wie mit der „ARGE Neumarkt“ umgegangen werden soll, die bisher einen von Betonflächen dominierten Entwurf umsetzen sollte. Vor dem Hintergrund des langsam am Rosenplatz weg-bröckelnden Betons, hatte die Stadt im vergangenen Jahr diesen Plan kurzfristig gestoppt.
Damit der Befreiungsschlag gelingen kann, wurde in nicht-öffentlicher Sitzung beschlossen sich von den bisherigen Partnern in der ARGE Neumarkt, dem Berliner Planungsbüro Lützow 7 und der Firma bpr aus Bremen, zu trennen.
Kosten und Risiken der Trennung von der ARGE Neumarkt noch offen
Wie genau die Kündigung der bisherigen Zusammenarbeit vollzogen wird und mit welcher Summe dadurch die Stadtkasse belastet wird, ob womöglich sogar ein Rechtsstreit droht, bleibt vorerst geheim.
Auf Anfrage unserer Redaktion zeigten sich die bisherigen Planer überzeugt, dass sie einem Rechtsstreit mit der Stadt gelassen entgegen sehen.
Für die zukünftige Gestaltung und den Terminplan soll die Verwaltung nun schnellstmöglich Konzepte und Vorlagen erstellen, damit die entsprechenden Ausschüsse nach der Sommerpause die dazu benötigten Beschlüsse treffen können.
Bajus fordert Unterstützung der neuen Planungen durch den Rat
Auf welchem Weg und über welche verhängnisvollen Zwischenschritte die Stadt überhaupt in die verfahrene Situation geraten konnte und warum im vergangenen Jahr bereits Bushaltestellen verlegt und Busfahrpläne geändert wurden, dann aber die Bagger doch nicht anrückten, „das kann ich meiner Frau nicht mehr erklären“, erklärte der Vorsitzende der Grünen Ratsfraktion, Volker Bajus, „und wenn ich ihr das nicht erklären kann, dann auch niemand anderem“.
Dass der Neumarkt Chefsache, also beim Oberbürgermeister angesiedelt ist, „das ist gut“, erklärte Bajus, „aber der Rat kann jetzt nicht sagen, dass er nichts damit zu tun hat“. Volker Bajus plädierte dafür, dass sich alle Fraktionen gemeinsam zusammensetzen sollen. Entscheidungen müssen getroffen werden und nun sei es daran mit dem Bau anzufangen. Bajus: „Meine Geduld ist am Ende. Jetzt muss endlich eine Entscheidung her“, und weiter: „Es reicht nicht nur den alten Auftrag zu entziehen, sondern man muss auch einen neuen Auftrag vergeben. Der Neumarkt hat es verdient!“
Panzer sieht noch ganz andere Probleme in der Johannisstraße
Für die SPD mahnte Heiko Panzer an, dass es nicht allein die fehlende Gestaltung der Straßenoberfläche sei, die der Johannisstraße so viele Probleme bereite, sondern strukturelle Probleme, die dringend angegangen werden müssen. Panzer forderte eine Strategie um den Einzelhandel wieder zu reaktiveren und äußerte die Hoffnung, dass auch Galeria Kaufhof noch irgendwie gehalten werden könne. „Mir fehlt mehr als nur ein Plan B, wir wollen den Einzelhandel rund um den Neumarkt nicht verlieren“, so der verkehrspolitische Sprecher der Rats-SPD.
Griesert: 2021 kann der Umbau beginnen
Oberbürgermeister Wolfgang Griesert erinnerte daran, dass der Masterplan Innenstadt und verschiedene Einzelhandelsgutachten der Lokalpolitik schon lange bewusst gemacht haben, wie es um die Innenstadt steht. Warenhäuser, so Griesert, haben schon mehr als 20 Jahre ein Problem, wie man in Osnabrück nicht zuletzt an den Beispielen Hertie und später Wöhrl gelernt habe. Für die Zukunft müsse man auch darauf vorbereitet sein, dass noch weitere „Einzelhandelsbausteine fallen“ können.
Was den Zeitplan für die Umsetzung angehe, so geht der Oberbürgermeister davon aus, dass 2021 die Bauarbeiten in der Johannisstraße beginnen werden.
UFO will keinen Beton mehr in der Johannisstraße
Mit Bezug auf den vorherigen Redebeitrag von Heiko Panzer erklärte Dr. Thomas Thiele (FDP), dass Rat und Verwaltung es akzeptieren müssen, dass sich die Gesellschaft gewandelt hat, darauf müsse reagiert werden und man könne es auch als Chance begreifen. Es ginge darum mutig zu sein.
Wie genau die Johannisstraße nach der Trennung von den bisherigen Architekten und ihren Planungen aussehen wird, ist noch offen. Für die UFO-Fraktion (ehemals BOB) erklärte Thorsten Wassermann, er wünsche sich auf jeden Fall „keine Kirmes und keinen Beton“ und dass er sich auch eine Gestaltung mit herkömmlichem Asphalt vorstellen könne.