Der „Zentralen Ermittlungsgruppe Wohnungseinbruchdiebstahl“, kurz ZEG WED, der Polizeidirektion Osnabrück ist in enger Abstimmung mit der Staatsanwaltschaft Osnabrück nach knapp einein-halbjähriger intensiver Ermittlungsarbeit ein bedeutender Schlag gegen eine international agierende Einbrecherbande gelungen.
Elf mutmaßliche Wohnungseinbrecher, die als Bande in ständig wechselnden Konstellationen agierten, konnten festgenommen und zahlreiche Wohnungen durchsucht werden. Die Ermittlungen der Polizei richten sich gegen insgesamt 21 Tatverdächtige. Außergewöhnlich: Bei den Verdächtigen handelt es sich um Mitglieder einer niederländischen Großfamilie, die auch Züge von Clankriminalität aufwiesen. Die Taten – meist waren es Einbrüche in Gehöfte oder alleinstehende Wohnhäuser – wurden von den Niederlanden aus (Provinz Overijssel) geplant und staatenübergreifend begangen. Den führenden Köpfen der Bande sowie den restli-chen Mitgliedern, 14 Männer und 7 Frauen, werden über 100 Einbrüche in Deutschland, Niederlande und Belgien zur Last gelegt. Auch die dänische Polizei stellte Bezüge zu diversen Eigentumsdelikten im eigenen Land her, sodass auch sie Teil des internationalen Polizeinetzwerks wurden.
Erfolg durch Zusammenarbeit
Der Erfolg war nur dank der intensiven Zusammenarbeit zwischen den beteiligten Polizeibehörden und der Koordination und Unterstützung durch Europol möglich geworden. Der materielle Schaden beläuft sich auf über 150.000 Euro. Hinzu kommen die seelischen Folgen der Opfer, die meist sehr viel schwerer wiegen als der materielle Verlust. Die Inhaftierten müssen sich nun vor dem Landgericht Osnabrück verantworten.
Bernhard Witthaut, Polizeipräsident der Polizeidirektion Osnabrück, zum Erfolg seiner Ermittlungsgruppe: „Ein großer Erfolg im Kampf gegen Einbrecherbanden. Die enge Zusammenarbeit von Justiz und Polizei hat dazu geführt, ein funktionierendes kriminelles Netzwerk zu zerschlagen.“
Mindestens 64 Einbrüche in Deutschland
In Deutschland gehen auf das Konto der 21 tatverdächtigen Bandenmitglieder nachweislich 64 Einbruchsdiebstähle, davon 25 in Niedersachsen und 39 in Nordrhein-Westfalen. In Belgien und den Niederlanden stellten die Ermittler weitere Taten fest, die ebenfalls dieser Gruppierung zuzurechnen sind. Bei den Tatausführungen gingen die Mitglieder der niederländischen Großfamilie äußerst konspirativ und professionell vor. Nicht nur, dass die Taten von täglich wechselnden „Teams“ begangen wurden, benutzten sie bei ihren Taten auch technisches Equipment, um ihre Komplizen bei Tatausführung zu warnen oder zu instruieren. Zudem nutzten die Täter zahlreiche unterschiedliche Fahrzeugtypen, die oftmals auf sogenannte „Scheinhalter“ zugelassen waren. In einem Fall schafften es die Täter, einen großen Tresor ohne großes Aufsehen unerkannt aus einem Einfamilienhaus in Meinerzhagen (NRW) zu transportieren. In der Nähe des Tatortes wurde dieser dann gewaltsam geöffnet, das Diebesgut entnommen sowie das Wertgelass während der Fahrt achtlos aus dem fahrenden Täterfahrzeug in den Straßengraben geworfen worden.
2012 – Erste Ermittlungen gegen Mitglieder einer Großfamilie
Ihren Anfang nahmen die Ermittlungen bereits im Jahr 2012. Schon damals waren Mitglieder einer niederländischen Großfamilie, die sich auf Einbruchsdiebstähle spezialisiert hatten, in den Fokus deutscher und niederländischer Polizeibehörden geraten. Damals richteten sich die Ermittlungen der niederländischen Polizei gegen 54 Tatverdächtige, die im Bereich Enschede Diebesgut im Gesamtwert von mehr als 300.000 Euro über Goldankäufer umgesetzt hatten. Einige der Täter wurden von der niederländischen Justiz zu Freiheitsstrafen von mehreren Jahren verurteilt.
2017 – ZEG WED nahm Ermittlungsarbeit auf
Seit April 2017 standen 21 Mitglieder dieser Großfamilie erneut im Fokus der Ermittler, als es überwiegend im Nordwesten (unter anderem Meppen, Leer, Osnabrück, Vechta, Nordhorn und Westerstede) wie auch in Nordrhein-Westfalen (unter anderem Borken, Recklinghausen, Steinfurt, Coesfeld, Wesel) zu einer Häufung von Wohnungseinbruchsdiebstählen in Gehöfte und alleinstehende Einfamilienhäuser kam. Vorrangig wurden Schmuck und Bargeld entwendet. Durch aufmerksame Zeugen erhielt die Polizei erste Hinweise zu Personen und Fahrzeugen, die sich als wertvoll für die weitere Ermittlungsarbeit herausstellten. Von da an übernahm die ZEG WED die Ermittlungen. Die Spur führte in die Niederlande. Aufgrund der bisherigen Erkenntnisse und dem internationalen polizeilichen Austausch von Informationen, der unter der Federführung von Europol stattfand, konnten die Osnabrücker Ermittler Bezüge zu weiteren Verfahren in den Nieder-landen, Belgien und Dänemark herstellen.
Zahlreiche Festnahmen und Durchsuchungen – länderübergreifende Zusammenarbeit zahlte sich aus
Ende November 2017 konnten drei tatverdächtige Mitglieder der Großfamilie durch belgische Polizeibeamte in Antwerpen wegen Einbruchsdiebstählen festgenommen werden. Sie wurden jedoch Anfang Dezember 2017 wieder auf freien Fuß entlassen. Im März 2018 durchsuchte die niederländische Polizei verschiedene Wohnungen und Aufenthaltsorte von tatverdächtigen Mitgliedern dieser Großfamilie in Enschede und Utrecht und nahm zwei mutmaßliche Einbrecher fest. Dabei wurden Wertgegenstände und Beweismittel aufgefunden. Mitte Juli 2018 wurden drei Mitglieder der Bande von Ermittlern dabei beobachtet werden, wie sie in ein Wohn- und Geschäftshaus eines Bestatters im Bereich Herne (Nordrhein-Westfalen) einbrachen und Bargeld aus dem Schlafzimmer der Geschädigten erlangten. Die drei Tatverdächtigen, zwei Frauen und ein Mann, konnten auf frischer Tat in ihrem Fahrzeug durch ein mobiles Einsatzkommando festgenommen werden – sie befinden sich derzeit in Untersuchungshaft. Zeitgleich zur Festnahme wurden die Wohnungen von vier weiteren Tatverdächtigen in Enschede durchsucht. Auch hier waren niederländische Polizisten mit Unterstützung der Osnabrücker Ermittler und Europol erfolgreich und konnten unter anderem Schmuck sicherstellen. Mitte August 2018 nahmen Ermittler der ZEG WED in Nordhorn und Vechta fünf weitere Bandenmitglieder fest. Zwei Männer des Quintetts sind aufgrund mangelnder Haftgründe auf freien Fuß gesetzt worden. Die drei anderen Mitglieder der Bande, zwei Frauen und ein Mann, sitzen derzeit in Untersuchungshaft. Die letzten drei Festnahmen erfolgten am Montagmorgen (22.10.18) durch die dänische und niederländische Polizei aufgrund von europäischen Haftbefehlen. Ebenso befinden sich seit Oktober 2017 zwei Bandenmitglieder in den Niederlanden – in Zwolle und Den Haag – in Untersuchungshaft. Die Auslieferung an die deutschen Justizbehörden zur Durchführung des Strafverfahrens wird zur Zeit geprüft.