Erste Osnabrücker Sonntagsfrage – ohne Teilnahme der AfD bei hypothetischer Kommunalwahl
Als unsere Redaktion vor knapp zwei Wochen erstmals mehr als 500 unserer Leser befragte, wie sie wählen würden, wenn bereits an diesem Sonntag Kommunalwahl wäre, zeigte das Ergebnis vollkommen neue Mehrheitsverhältnisse im Stadtrat an. Wir waren bei der Durchführung der Umfrage noch von einem Antreten der rechtskonservativen „Alternative für Deutschland“ (AfD) bei der Kommunalwahl ausgegangen. Aus dem Stand erreichte die umstrittene Partei, bei den von uns zufällig ausgewählten Osnabrückern, einen Stimmanteil von knapp über 10% und hätte damit 6 Sitze im Stadtrat besetzen können. Vor allem die SPD (-12%), Grüne (-7,1%) aber auch die CDU (-5,8%) hätten in diesem Szenario teils deutlich verloren.
Da die AfD unserer Redaktion im Nachgang an die Umfrage mitteilte, nicht zur Kommunalwahl antreten zu wollen (HASEPOST berichtete hierüber exklusiv vor den Kollegen der anderen Lokalmedien), entschlossen wir uns zu einer Wiederholung der Sonntagsfrage.
Wie lief die Osnabrücker Sonntagsfrage in der Kalenderwoche 8 ab?
Die Befragung wurde dieses Mal in vier Wellen zwischen Sonntag dem 21. (strenggenommen noch KW7) und Freitag dem 26. Februar durchgeführt. Befragt wurden HASEPOST-Leser, die unseren Whats-App-Service abonniert haben oder Fans unserer Facebook-Präsenz sind. 525 Leser wurden per Zufallsstichprobe ausgewählt – wir erhielten 371 ausgefüllte Onlinefragebögen zurück.
Eine FAQ für unsere Sonntagsfrage haben wir hier online eingestellt – dort nehmen wir auch Stellung zu kritischen Fragen hinsichtlich Methodik und Repräsentativität.
SPD und Grüne verlieren – CDU profitiert nur mäßig
Schaut man sich das Ergebnis unserer Sonntagsfrage an, sieht man einen deutlichen Einbruch von SPD und Grünen in der lokalen Wählergunst. Um -5,5% (SPD) und -4,7% (Grüne) verlieren die beiden Dominanten des linken Flügels im Parteienspektrum.
Die CDU, die schon aus der Kommunalwahl 2011 als stärkste Einzelfraktion hervorging und mit Wolfgang Griesert auch den Oberbürgermeister der Hasestadt stellt, kann zwar um 3,3% zulegen, das würde ihr jedoch – rein nach Listenwahl berechnet – lediglich zwei weitere Sitze im Stadtrat einbringen. Die Sitzverteilung ist – bedingt durch die Möglichkeit Stimmen direkt für Einzelkandidaten zu vergeben – jedoch nur mit Vorsicht zu genießen.
Rot/Grün vs. CDU: ein Patt im Stadtrat
Wir wollen nicht zu tief in die Analyse der vorliegenden Ergebnisse eintauchen – die Ergebnisse sind vor allem ein Stimmungsbild sieben Monate vor der Wahl.
Eines zeigen die vorliegenden Daten jedoch deutlich: Wirklich klare Verhältnisse im Rathaus wird es womöglich auch nach dem Wahltermin im September nicht geben. Die Grünen werden ihr hervorragendes Ergebnis aus dem Jahr der Fukushima-Katastrophe (2011) nicht wiederholen können. Die SPD folgt auch in Osnabrück einem bundesweiten Abwärtstrend. Und die Osnabrücker CDU kann nur sehr bedingt von einem Oberbürgermeister-Bonus und der harten Oppositions-Rolle in Sachen Verkehrspolitik und Neumarkt profitieren.
Sollte Osnabrück im September so wählen, wie es unsere Leser im Februar getan haben, hätten wir ein Patt zwischen Rot/Grün einerseits und der CDU andererseits.
Würde der SPD-Fraktionsvorsitzende Frank Henning wieder versuchen eine „Regenbogenkoalition“ zu bilden, müsste er – nach den vorliegenden Zahlen – erneut die FDP überzeugen aus dem bürgerlichen Lager auszuscheren (die wäre jedoch nur noch mit einem Sitz vertreten). Und Henning könnte versuchen die Einzelkandidaten, zum Beispiel Christian Steiffen, für sich zu gewinnen – sollten es wirklich zwei von ihnen in den Stadtrat schaffen. Rot/Grün könnte lokal auch auf die Stimmen der Linken bauen, was in der Bundespolitik immer noch als Tabu gilt.
Deutlich schwieriger wäre es für die CDU, trotz des erneuten Titels „stärkste Fraktion“, im Stadtrat Mehrheiten zu formen. Denkbar wäre eine inhaltliche Übereinstimmung und Koalition mit der als „Neumarkt-Wählergruppe“ bekannt gewordenen Gruppierung „Bund Osnabrücker Bürger“ (BOB) – nur zwei Sitze würden da nicht ausreichen.
Ob diese aktuell noch monothematische Gruppierung bei einer realen Wahl im September tatsächlich so gut abschneiden wird, wie in der Onlinebefragung der HASEPOST, dürfte bei BOB genau so fraglich sein wie bei den Piraten, die bei unserer Umfrage mit 4,1% ebenfalls erstaunlich gute Werte abgeliefert haben – vermutlich aber verfälscht durch die kleine Stichprobe und die Online-Affinität der Befragten.