Aktivisten mit unterschiedlichem Background haben die Pagenstecherstraße (kurz „Page“) für sich entdeckt. Die neueste Aktion meldete am Dienstagnachmittag (14. März) Extinction Rebellion Osnabrück.
Die Aktivisten hatten in der Nacht zuvor (vom 13. auf den 14. März) einen Baum gepflanzt und fordern von der Stadt, die Parkstreifen entlang der Page nicht – wie bereits geplant – einfach mit Betonpollern abzusperren, sondern diese zu Grünflächen umzuwidmen.
Nachdem in den vergangenen Tagen erst Fahrradanhänger mit verschiedenen Forderungen der Gruppe „Cycle4Change“ aufgestellt wurden und kurz darauf eine nächtliche Teilsperrung der Page gründlich misslang, weil ein benachbartes Autohaus die Polizei rief, tauchten vor ein paar Tagen selbstgemalte Schilder auf (dazu ganz unten mehr) – und nun ein einsamer Baum, der bereits am darauffolgenden Tag wieder verschwand.
Laut einer Mitteilung von Extinction Rebellion (XR) Osnabrück an die Presse ist die Pagenstecherstraße das „Osnabrücker Symbol für eine autozentrierte Verkehrspolitik“. Mit der Baumpflanzaktion bewerbe man sich für das Förderprogramm „Grün statt Grau“ der Stadt Osnabrück.
Stadtverwaltung verpflanzte Baum nach wenigen Stunden
Die Stadtverwaltung hält allerdings nicht viel von derlei Aktionismus. Der frisch gepflanzte Baum, für den die Pflasterung entfernt wurde, bekam noch am darauffolgenden Tag eine neue Heimat, wie ein Sprecher der Stadtverwaltung auf Nachfrage unserer Redaktion erklärte.
Städtische Mitarbeiter stellten zudem die Aufpflasterung wieder her, eine Anzeige wegen Sachbeschädigung sei in Arbeit, so der Pressesprecher der Stadt.
Bald sollen zahlreiche Betonpoller die Page säumen
Die Stadtverwaltung, die nach einem Gutachten über mögliche Änderung in der Verkehrsführung vor dem Dilemma stand, entweder zahlreiche Bäume entlang der Page zu fällen oder eine Fahrspur umzuwidmen, plant, künftig die Parkplätze entlang der Page mit Betonpollern abzusperren. Ziel dieser Maßnahme ist, dass so wenigstens das Risiko von „Dooring-Unfällen“ minimiert werden soll. Die Page selbst soll vorerst vierspurig bleiben und auch die bestehenden Bäume sollen bis auf Weiteres nicht gefällt werden.
Aktivisten wollen Grünstreifen statt Betonpoller
Extinction Rebellion erklärt, die Entscheidung der Stadtverwaltung zu begrüßen, die Parkplätze an der Pagenstecherstraße abzusperren. „Wir halten diese Maßnahme für einen ersten Schritt in Richtung einer nachhaltigen Stadtentwicklung. Sie eröffnet aber auch die Möglichkeit, die Fläche für andere Zwecke zu nutzen, die dem Klimaschutz und der Lebensqualität dienen“, heißt es in einer Mitteilung.
Allerdings kritiseren die Aktivisten die Entscheidung der Stadtverwaltung, die Parkplätze an der Pagenstecherstraße mit Betonblöcken abzusperren. „Wir halten diese Maßnahme für kontraproduktiv und umweltschädlich. Sie verhindert eine sinnvolle Nutzung der Fläche für andere Zwecke wie zum Beispiel Blühstreifen, Baumpflanzungen etc. Außerdem trägt sie zur Erhöhung des CO2-Ausstoßes bei, da die Herstellung von Beton sehr viel Energie verbraucht und Treibhausgase freigesetzt werden.“
Die Aktivisten fordern somit mehr Grünflächen in der Stadt, die die Aufenthaltsqualität und die Klimaresilienz verbessern. Sie sind überzeugt, „dass mehr Bäume und Pflanzen nicht nur das Stadtbild verschönern und das Wohlbefinden der Menschen fördern, sondern auch einen positiven Effekt auf das Mikroklima haben. Sie können zum Beispiel Schatten spenden, die Luftfeuchtigkeit erhöhen und die Temperatur senken.“ Es sei, so die Aktivisten, eine politische Entscheidung, ob und welche Aufenthaltsqualität die Pagenstecherstraße zukünftig hat.
Handgemalte Schilder entlang der Page
Zusätzlich zu den Protest-Fahrradanhängern und der missglückten Teilsperrung, sowie der jüngsten Aktion der XR-Ortsgruppe, hängten Unbekannte in der erste Märzwoche selbstgemalte Schilder entlang der Page auf. Mit den Schildern sollte auf die Abstandspflicht für den motorisierten Verkehr gegenüber Radfahrern hingewiesen werden.
Kleine Ergänzung: In der Mitteilung an die Presse, die so auch ungeprüft von der lokalen Tageszeitung weitergegeben wurde, wurde die Hausnummer 77 genannt – das wäre in Höhe des Autohauses Weller. Tatsächlich wurde der Baum, nach Angaben von XR eine Birke, in Höhe der Firma Wessels und Müller, gut 100 Meter weiter Stadtauswärts auf der gegenüberliegenden Fahrbahn gepflanzt.