Am Mittwoch (10. Juli) findet der zweite Teil der Halbfinals der Euro 2024 statt. Nachdem die Spanier am Dienstag ins Finale eingezogen sind, treffen nun die Niederländer von Ronald Koeman auf die Engländer von Gareth Southgate und kämpfen um das letzte Finalticket. Beide Teams hatten es sich jedoch nicht leicht gemacht, überhaupt so weit zu kommen.
Englands zwei Tore zum Gruppensieg und Hollands dritter Platz
In der Gruppenphase traf England in Gruppe C mit Serbien, Dänemark und Slowenien auf vermeintlich einfache Gegner. Doch die Gruppe spielte nicht nur den unattraktivsten Fußball mit gerade mal sieben Toren in sechs Spielen: England übertraf Frankreich in Sachen Minimalismus und benötigte nur zwei Tore für den Gruppensieg. Das erste erzielte Jude Bellingham beim 1:0-Sieg gegen Serbien und das zweite fiel im Spiel Dänemark gegen England durch Harry Kane, wobei sich die Mannschaften 1:1 trennten. Das letzte Gruppenspiel gegen Slowenien ging komplett torlos zu Ende. So wurde England Gruppensieger (fünf Punkte) vor Dänemark und Slowenien (jeweils drei Punkte) sowie Schlusslicht Serbien (zwei Punkte).
Währenddessen trafen die Niederländer mit Frankreich, dem zweiten der FIFA-Weltrangliste, dem formstarken Österreich und der polnischen Nationalmannschaft auf weitaus schwierigere Gegner in Gruppe D. Nachdem man nach Rückstand das Spiel gegen Polen noch drehte und 2:1 für sich entschied, gingen die anderen beide Spiele mit einem torlosen Remis gegen Frankreich und einer 2:3-Pleite gegen die Österreicher, wo man sich einen regelrechten Schlagabtausch leistete, weniger gut aus. Am Ende landete man auf Platz drei (vier Punkte) vor Polen (einen Punkt) und hinter Gruppensieger Österreich (sechs Punkte) und Frankreich (fünf Punkte). Durch die Regelung, dass die besten vier Gruppendritten ebenfalls in die K.O.-Runde einziehen, war den Holländern der Platz im Achtelfinale als bester Gruppendritter gesichert.
Mit Wille und Glück kämpft England sich weiter
Im Achtelfinale angekommen trafen die “Three Lions” auf die Slowaken, die die sehr ausgeglichene Gruppe E als Gruppendritten abschlossen. Trotz der eher dürftigen Leistung in der Gruppenphase war England der klare Favorit in dieser Partie. Doch zum Verblüffen aller trat die Slowakei sehr mutig auf und erzielte nach einiger Chancen in der Anfangsphase den Führungstreffer durch Ivan Schranz in der 25. Spielminute. Mit dem vielen Ballbesitz konnten die Engländer nichts anfangen und so gingen die Slowaken mit der Führung in die Pause. Kurz nach Wiederanpiff sah es kurz so aus als würde England zum Augleich treffen, der fast-Torschütze Phil Foden konnte seinen Jubel durch eine knappe Abseitsstellung aber wieder einstellen. In der Schlussphase hatte England nochmal einige Möglichkeiten, darunter ein Pfostenschuss, jedoch wollte der Ball einfach nicht reingehen. In der aller aller letzten Minute traf Jude Bellingham durch ein Traumtor per Fallrückzieher in der fünften Minute der Nachspielzeit doch noch ins Netz und bescherte den Engländern die Verlängerung. Nach Beginn der 30 Extraminuten brauchte Harry Kane nicht einmal eine davon, um England mit seinem letztendlich entscheidenden Tor ins Viertelfinale zu köpfen. Dort wartete bereits die Schweiz, die die Italiener im Achtelfinale nach hause geschickt haben. Das Viertelfinalspiel blieb lange torlos bis Breel Embolo die Schweizer Fans in der 75. Minute erlöste. Doch fünf Minuten später schlenzte Bukayo Saka den Ball rein, sodass die andere Seite den Ausgleich bejubeln konnte. Trotz vielversprechender Möglichkeiten kam in der regulären Spielzeit sowie in der Verlängerung keine Entscheidung herbei. So musste sich per Elfmeterschießen ein Halbfinalist herauskristallisieren. Schlussendlich ermöglichte der erste verschossene Elfmeter vom Schweizer Manuel Akanji den Engländern durch fünf Elfertreffern das Einziehen in das Halbfinale.
Souveräne Niederlande belohnt sich mit dem Halbfinale
Die Niederländer bekamen mit Gruppensieger Rumänien ebenfalls ein Achtelfinalgegner aus Gruppe E. Ohne größere Probleme gingen die Holländer durch das Spiel und belohnte sich in der 25. Minute durch ein Tor vom torhungrigen Cody Gakpo, der damit seinen dritten Tuniertreffer erzielte. Die einseitige Partie war darauf mit vielen Torchancen und einem annullierten Tor der Niederländer gespickt. Am Ende setzte der Dortmunder Donyell Malen mit seinem Doppelpack (83. und 93. Minute) der Chancenflaute ein Ende, wodurch die Niederlande die Bühne der Viertelfinalisten betrat. Dort forderten sie die Türkei heraus, die bereits den Gruppengegner Hollands Österreich aus dem Turnier kegelten. In dem spannenden und ausgeglichenen Viertelfinalspiel nahmen sich beide Mannschaften nichts und es gab viele Chancen auf beiden Seiten. Samet Akaydin war es, der die Türkei durch sein Kopfballtor in der 35. Minute schon mal Richtung Halbfinale luken ließ. Die Niederländer liefen diesem Rückstand lange hinterher, drehten die Lage aber um 180° durch einen Doppelschlag in der 70. Minute durch Stefan de Vrij per Kopf und einem Eigentor von Mert Müldür sechs Minuten später. Daraufhin mussten also die Türken den Rückstand aufholen. Doch die komplette niederländische Abwehr warf alles rein und verhinderte unglaubliche Möglichkeiten der Türken. Am Ende jubelten nur die in Orange und können so weiter auf den zweiten EM-Titel hoffen.
Aller guten Dinge sind drei – für wen?
Wenn man auf die EM-Historie schaut, sind sich England und die Niederlande relativ fremd. Lediglich zwei Partien kamen zwischen den beiden Teams in vergangenen Europameisterschaften zustande. Dabei handelte es sich 1988 und 1996 jedoch nur um zwei Vorrundenspiele, welche beim ersten Mal die Niederlande mit 3:1 für sich entschied und beim zweiten Aufeinandertreffen gewann England mit 4:1. Das Halbfinale am 10. Juli wird also das erste Mal sein, in der man in der K.O.-Phase aufeinandertrifft.
Wenn man sich die Gesamthistorie zwischen den Halbfinalgegnern anguckt, sieht man einen klaren Vorteil für die Niederlande (6 Siege, 6 Unentschieden und 2 Niederlagen). Auch die letzte Partie ging im UEFA Nations League Halbfinale 2019 mit 3:1 nach Verlängerung positiv für die “Oranje” aus. Während die Niederlande 1988, ebenfalls in Deutschland, bereits einen EM-Titel gewinnen konnten, warten die Engländer immer noch darauf das erste Mal den Henri-Delauny-Pokal (die EM-Trophäe) in die Luft zu heben. Ein Blick auf die FIFA-Weltrangliste könnte den Engländern Hoffnung machen, denn mit dem fünften Platz ist man momentan vor dem Halbfinalgegner Niederlande (Platz 7) und dem potenziellen Finalgegner Spanien (Platz 8). Auch die Wettanbieter tippen England als Favoriten im Duell mit “Oranje”.
Die Partie zwischen England und den Niederlanden wird am Mittwochabend um 21 Uhr im Signal-Iduna-Park in Dortmund angepfiffen. Das Erste wird das zweite Halbfinale im Fernsehen übertragen.