Am Sonntag (14. Juli) findet das letzte Spiel der EM 2024 in Deutschland statt. Im Finale stehen die Spanier von Luis de la Fuente und die Engländer von Gareth Southgate. Der Kampf um den Henri-Delaunay-Pokal verspricht viel, denn in der Vergangenheit wurde es immer spannend zwischen den Finalisten.
Gleiches Ergebnis – anderer Verlauf
2:1 – das war das Ergebnis, das den beiden besten Nationalmannschaften Europas die Finalteilnahme ermöglichte. Während wohl viele auf die Neuauflage des WM-Finals Spanien gegen die Niederlande hofften, konnte sich am Ende England nach frühem Rückstand durchsetzen und mit dem Elfmetertor von Harry Kane (18. Spielminute) und dem Last-Minute von Ollie Watkins (90+1′ Minute) schickten sie die Holländer nach hause. Genauso mussten auch die Spanier im ersten Halbfinale gegen Frankreich ein frühes Gegentor zu spüren bekommen, jedoch brauchten sie nur ne knappe Viertelstunde um das Spiel zu drehen. Durch das Traumtor von Lamine Yamal (21. Minute) und den Führungstreffer von Dani Olmo vier Minuten später, erholten sie sich vom Gegentreffer von Kolo Muani aus der 9. Spielminute. Die Spannungskurve beim zweiten Halbfinale war also deutlich größer.
Der Fluch Englands und Kanes
Nun fordert der dreifache Europameister von 1964, 2008 und 2012 Spanien das titellose englische Team heraus. Bereits vor drei Jahren hatte die letztgenannte Mannschaft die Chance, nach dem Weltmeistertitel von 1966 nun endlich den ersten Titel auf europäischer Ebene zu erlangen. Nach 120 Minuten konnte sich zwischen den Italienern und den Engländern kein Team entscheidend durchsetzen. Nach dem 1:1 in der regulären Spielzeit und der Verlängerung, sah es zunächst gut für die Mannschaft von Southgate aus, denn sein Torhüter Jordan Pickford hielt den zweiten Elfmeter der Italiener. Doch nach dem Treffer von Harry Maguire verschoss England gleich drei Elfmeter, sodass die Italiener am Ende mit 3:2 das Elfmeterschießen für sich endschieden und ausgerechnet in London ihren Namen auf den EM-Pokal verewigten.
Während England immerhin einen Titel in der Historie holte, konnte der 30 Jahre alte Harry Kane vom FC Bayern München trotz seiner Qualität und seiner vielen Tore bei keiner Profi-Mannschaft einen Titel gewinnen. Deswegen kursiert bei Fußball-Diskussionen auch immer der Mythos um den „Harry-Kane-Fluch“. Nach seinem Wechsel zu den Bayern letzte Saison waren sich viele sicher, dass er den Fluch brechen würde, denn die Münchener haben zehn Jahre ununterbrochen mindestens einen Titel geholt und waren die unangefochtene Nummer eins im Deutschen Fußball. Doch ausgerechnet in dieser Saison verliert Bayern gegen Leipzig den Supercup, wird nur Dritter in der Bundesliga, fliegt im DFB-Pokal in der 2. Runde gegen den Drittligisten Saarbrücken heraus und unterliegt Real Madrid im Halbfinale der Champions-League. Hält der Fluch von Harry Kane an oder wird er am Sonntag Geschichte sein?
Kommen die Erfolgs-Spanier wieder zurück?
2008 bis 2012. Diese Jahre waren wohl ein Traum für jeden spanischen Fußballfan. Die Zeit in der Spanische Nationalspieler wie Fernando Torres, Xavi, Andrés Iniesta, Carles Puyol, Xabi Alonso, Iker Cassilias und David Silva erstaunlichen Fußball spielten und „La Roja“ gleich drei Titel bescherten. Torres schoss Spanien im Finale 2008 gegen Deutschland zum Europameister. Iniesta bescherte Spanien mit seinem Tor in der Verlängerung im WM-Finale 2010 gegen die Niederlande den ersten Weltmeistertitel und mit 4:0 verteidigten die Spanier den EM-Titel im Jahre 2012 gegen Italien. In den darauffolgenden Jahren fuhren die Erfolgsverwöhnten Spanier Misserfolg nach Misserfolg ein. Bei der WM 2014 schieden sie bereits in der Gruppenphase aus, bei der EM 2016 gingen sie nach dem verlorenen Achtelfinale gegen Italien nach hause und bei der WM 2018 konnte der Gastgeber Russland die Spanier nach Elfmeterschießen im Achtelfinale besiegen. Bei der letzten Europameisterschaft konnten sie sogar wieder bis ins Halbfinale kommen, scheiterten ein weiteres Mal jedoch an Italien im Elfmeterschießen. Auch im Achtelfinale bei der WM 2022 besiegten die Marokkaner Spanien überraschend im Elfmeterschießen.
Nun stellt sich die Frage, ob die Erfolgszeiten wieder kommen. Denn bei dieser EM gelang Spanien in jedem Spiel ein Sieg, brauchte kein Mal ein Elfmeterschießen und nur eine Verlängerung gegen Deutschland. Außerdem gibt es mit Dani Olmo, Rodri, Fabian, Nico Williams, Pedri und vor allem den erst 17-jährigen Lamine Yamal wieder vielversprechende Spieler. Ist das die neue Generation, die die Zeit von 2008 bis 2012 wiederholen kann?
Klarer Sieger? Wahrscheinlich nicht
Wenn man auf den Direktvergleich zwischen den diesjährigen Finalisten schaut, sieht man eine sehr ausgeglichene Bilanz. Sechs Spiele konnte Spanien für sich entscheiden, England hatte fünf Mal die Oberhand und drei Mal trennten sich die Mannschaften Unentschieden. Besonders zu beachten ist, dass der jeweilige Sieger nur zwei Mal mehr als ein Tor Vorsprung hatte (2009 und 2015). Man kann also davon ausgehen, dass es dieses Jahr bis zum Schluss spannend bleibt. Bei Europameisterschaften begegneten sich die Finalteilnehmer zwei Mal: Beim Vorrundenspiel 1980, was England 2:1 gewann und beim Viertelfinale 1996, welches nach torlosen 120 Minuten im Elfmeterschießen durch ein 4:2 für England entschieden wurde. Beide Spiele wurden also von England gewonnen.
Spanien wird bei den Wetten wohl durch ihren starken Turnierverlauf klar als Favorit gehandelt. Auch der Fakt, dass sie bereits drei EM-Titel haben und die Engländer keinen wird den Spaniern Mut machen. Der „Harry-Kane-Fluch“ wird ihnen auch bekannt sein. Für England sprechen die beiden EM-Siege gegen Spanien in der Vergangenheit und ihre Mentalität bei dieser Europameisterschaft ganz spät im Spiel noch ein Tor zu machen. Auch wenn die Engländer das letzte EM-Finale im Elfmeterschießen verloren, würde es dieses Mal vielleicht genau dann klappen. Denn Spanien flog bei den letzten drei Turnieren immer im Elfmeterschießen raus und dieses Jahr konnten die Spanier durch ihre Überlegenheit ihre Elfmeter noch nicht in der Praxis üben, im Gegensatz zu England. Die Partie zwischen Spanien und England findet am 14. Juli um 21 Uhr im Berliner Olympiastadion statt. Im Fernsehen übertragen wird das Spiel von der ARD.